Dr. Max Fischer (1886 bis 1975), erfolgreicher schwäbischer Unternehmer und begeisterter Alpinist, gehörte zur Stuttgarter Kunstszene bereits vor dem II. Weltkrieg. In den 1920er-Jahren begann er seine Sammlertätigkeit, die sich zunächst auf Altmeistergraphik, antike Möbel und gotische Figuren konzentrierte, aber auch zunehmend die zeitgenössische Kunst in den Blick nahm. Bereits Anfang der 1930-er Jahre konnten Besucher in seinem Privathaus ein eindrucksvolles Zusammenwirken von Werken alter Kunst mit Bildern der Moderne bewundern. Zu den frühen Erwerbungen Max Fischers gehörten neben expressionistischen Grafiken von Max Beckmann, Otto Dix und Conrad Felixmüller auch Gemälde des Stuttgarters Oskar Schlemmer.
Seit 2008 beherbergt die Staatsgalerie Stuttgart den Großteil der Sammlung als Dauerleihgabe und würdigte 2010 die herausragende Sammlung mit der umfassenden Sonderausstellung »Brücke Bauhaus Blauer Reiter – Schätze der Sammlung Max Fischer«. Nun wird ein wichtiges Werk aus der Frühphase von Oskar Schlemmer, ein Landschaftsbild, das seine Beschäftigung mit dem Kubismus zeigt, dauerhaft in der Sammlung verbleiben.
Während Schlemmers erste Landschaften noch deutlich in der Nachfolge der schwäbischen Freilichtmaler stehen, atmet dieses Bild einen neuen Geist. Es entstand nach dem prägenden einjährigen Berlin-Aufenthalt, der im Sommer 1911 begann und in dessen Verlauf er nicht nur Werke Picassos, Cézannes und der »Brücke" «-Künstler, sondern auch Ausstellungen des »Blauen Reiter« sah. Das Gemälde zeigt vor allem Schlemmers Auseinandersetzung mit dem frühen Kubismus. Bei einer Reduzierung auf wenige, zwischen Blau-Grün und Grau-Braun changierende Farbwerte und einer abstrahierenden Umsetzung der topografischen Gegebenheiten teilt sich dem Betrachter eine Ansicht der Stadt Stuttgart mit. Die von hohen schmalen Häuserblöcken eingefassten, bergauf führenden Straßenzüge in der unteren Bildhälfte gehen über in die hügeligen Formationen der Stuttgarter Stadtlandschaft mit dem Hasenberg als krönendem Abschluss. Transparenz und ein nahezu mystisch anmutendes Licht kennzeichnen dieses Gemälde.
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