Impfen | Bildquelle: pixelio.de - CFalk Foto: pixelio.de - CFalk

Deutschland/USA:

Masern-Ausbruch im Disneyland löst Impfdebatte aus

Stand: 06.02.15 18:34 Uhr

Im Disneyland in Kalifornien haben sich Berichten zufolge knapp 60 Menschen mit Masern infiziert. Seit dem Vorfall zum Jahresende 2014 verbreitet sich die hochansteckende Krankheit weiter - und es tobt eine Impfdebatte, befeuert von der Sorge vor einer Masern-Epidemie. Das Virus galt in den USA als ausgerottet. Nachdem unter anderem in Berlin und Sachsen-Anhalt ebenfalls zahlreiche Menschen mit Masern angesteckt haben, sind verpflichtende Impfungen und niederschwellige Impfangebote auch hierzulande im Gespräch.

Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel (CDU), Mitglied des Bundesgesundheitsausschusses, hält an der Zielsetzung, Masern auszurotten fest: "Sie können und müssen, wie einst die Pocken, ausgerottet werden." Das Ziel sei jedoch verfehlt worden und fordere jetzt die Politik heraus, sagte er dem Fachdienst Pharma Fakten. Als hilfreiche Maßnahme gegen künftige Ausbrüche sieht der Bundespolitiker demnach eine verpflichtende Impfberatung an, die im Entwurf des Präventionsgesetzes enthalten ist. "Die Politik ist sensibilisiert", erklärte Rüddel und ergänzte: "Deshalb kommt Impfen jetzt auch ins Präventionsgesetz." Weitere Konsequenzen schließt der Gesundheitspolitiker allerdings nicht aus. "Sollte das die Impfquote nicht über 95 Prozent heben, kann man über eine Verschärfung, bis hin zu einer Impfplicht für Masern, nachdenken", erklärte er.

Aufsuchende Impfangebote wie in Österreich

Dr. Klaus Schlüter, Geschäftsführer des Pharmaunternehmens Sanofi Pasteur MSD, forderte im Gespräch mit Pharma Fakten, dass dringend an mehreren Stellschrauben gedreht werden müsste: "Einmal fehlen in Deutschland verbindliche Impfziele. Über generelle Aussagen wie: 'Wir müssen die Impfquoten erhöhen', kommen wir bisher nicht hinaus. Das ist der erste Fehler. Der zweite ist, dass es bei uns keine Impfprogramme gibt. Schauen wir über die Grenze nach Österreich: Dort gibt es so genannte 'aufsuchende' Impfangebote. Das heißt, die Ärzte kommen aktiv in die Schule und impfen. Der Vorteil daran: Sie senken die Schwelle, der Zugang zur Impfung wird erleichtert. Die Eltern werden vorher befragt, so dass niemand Angst haben muss, sein Kind werde zwangsgeimpft."

Impfungen für alle Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen

Dr. Ulrich Fegeler, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), sagte, dass durch konsequentes Impfen Ausbrüche wie aktuell in Berlin und Sachsen-Anhalt sich verhindern ließen. Die im Präventionsgesetz vorgesehene verpflichtende Impfberatung geht dem Mediziner jedoch nicht weit genug. "Es ist zu wenig, eine verpflichtende Impfberatung nur für Kinder vor dem Eintritt in den Kindergarten einzuführen. Wir als Berufsverband fänden es sinnvoll, eine Impfpflicht für alle Kinder einzuführen, die öffentliche Gemeinschaftseinrichtungen besuchen." In den USA gebe es bereits die Forderung "no vaccination, no school". "Das wäre auch in Deutschland sinnvoll", erklärte Fegeler gegenüber Pharma Fakten.

Dies durchzusetzen, hält Fegeler jedoch für schwierig. Daher müssten solche kleine Epidemien wie in Berlin hingenommen werden. "Weil viele Erwachsene in Deutschland nicht beziehungsweise nicht ausreichend gegen Masern geimpft sind, kann die Krankheit auf die entsprechenden Menschen übergreifen", warnte der Mediziner. Vor allem Schwangere sollten geimpft sein, um den Nestschutz für die neugeborenen Kinder garantieren zu können. Denn: "Eine Masernerkrankung im ersten Lebensjahr hat möglicherweise stärkere Auswirkungen als gedacht. Diese sind nicht heilbar und führen zum Tod des Kindes", betonte Fegeler.

WERBUNG:



Seitenanzeige: