Aufsuchende Impfangebote wie in Österreich
Dr. Klaus Schlüter, Geschäftsführer des Pharmaunternehmens Sanofi Pasteur MSD, forderte im Gespräch mit Pharma Fakten, dass dringend an mehreren Stellschrauben gedreht werden müsste: "Einmal fehlen in Deutschland verbindliche Impfziele. Über generelle Aussagen wie: 'Wir müssen die Impfquoten erhöhen', kommen wir bisher nicht hinaus. Das ist der erste Fehler. Der zweite ist, dass es bei uns keine Impfprogramme gibt. Schauen wir über die Grenze nach Österreich: Dort gibt es so genannte 'aufsuchende' Impfangebote. Das heißt, die Ärzte kommen aktiv in die Schule und impfen. Der Vorteil daran: Sie senken die Schwelle, der Zugang zur Impfung wird erleichtert. Die Eltern werden vorher befragt, so dass niemand Angst haben muss, sein Kind werde zwangsgeimpft."
Impfungen für alle Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen
Dr. Ulrich Fegeler, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), sagte, dass durch konsequentes Impfen Ausbrüche wie aktuell in Berlin und Sachsen-Anhalt sich verhindern ließen. Die im Präventionsgesetz vorgesehene verpflichtende Impfberatung geht dem Mediziner jedoch nicht weit genug. "Es ist zu wenig, eine verpflichtende Impfberatung nur für Kinder vor dem Eintritt in den Kindergarten einzuführen. Wir als Berufsverband fänden es sinnvoll, eine Impfpflicht für alle Kinder einzuführen, die öffentliche Gemeinschaftseinrichtungen besuchen." In den USA gebe es bereits die Forderung "no vaccination, no school". "Das wäre auch in Deutschland sinnvoll", erklärte Fegeler gegenüber Pharma Fakten.
Dies durchzusetzen, hält Fegeler jedoch für schwierig. Daher müssten solche kleine Epidemien wie in Berlin hingenommen werden. "Weil viele Erwachsene in Deutschland nicht beziehungsweise nicht ausreichend gegen Masern geimpft sind, kann die Krankheit auf die entsprechenden Menschen übergreifen", warnte der Mediziner. Vor allem Schwangere sollten geimpft sein, um den Nestschutz für die neugeborenen Kinder garantieren zu können. Denn: "Eine Masernerkrankung im ersten Lebensjahr hat möglicherweise stärkere Auswirkungen als gedacht. Diese sind nicht heilbar und führen zum Tod des Kindes", betonte Fegeler.
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