Chemie Labor | Bildquelle: Chemie-Verbände Baden-Württemberg

Karlsruhe:

Chemie-Industrie BW vor Tarifrunde: "Starke Lohnerhöhungen nicht drin"

Stand: 28.01.15 15:44 Uhr

Am Donnerstag treffen in Karlsruhe die Tarifparteien der chemischen Industrie in Baden-Württemberg zu Verhandlungen zusammen. Die Gewerkschaft fordert 4,8 Prozent mehr Lohn. Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e.V., stellt im Vorfeld klar: Starke Lohnerhöhungen seien "einfach nicht drin". 90 Prozent der Unternehmen haben ihm zufolge weniger als 500 Beschäftigte und tragen einen besonders hohen Arbeitskostenanteil. Die Verhandlungen müssten einen Beitrag zur Standortsicherung der überwiegend mittelständischen Chemie-, Pharma- und Lackunternehmen in Baden-Württemberg leisten.

"Schwerwiegend ist", so Mayern, "dass die Lohnstückkosten in der chemischen Industrie in den vergangenen vier Jahren um 20 Prozent gestiegen sind. Derzeit stagniert die Produktivität. Da sind starke Entgelterhöhungen einfach nicht drin."

Für Mayer ist die Rhetorik der Gewerkschaft im Vorfeld nicht hilfreich: In der Chemie-Tarifrunde gelte bis zum Abbruch von Verhandlungen und dem Scheitern einer verpflichtenden Schlichtungsrunde die Friedenspflicht: "Die Verhandlungen beginnen ja erst", so der Hauptgeschäftsführer.

Die Tarifkommission der IG BCE Baden-Württemberg hatte einstimmig beschlossen, eine Erhöhung der Entgelte um 4,8 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 50 Euro und die Vier- und Drei-Tage-Woche für Ältere zu fordern, um Chancen zu schaffen für den Fachkräftenachwuchs. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll 12 Monate betragen.

"Die wirtschaftliche Situation in der südwestdeutschen Chemie ist auf hohem Niveau stabil und steigt weiter an", erklärt IG-BCE-Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin Catharina Clay fest. "Der Jahresumsatz, den jeder südwestdeutscher Arbeitnehmer erwirtschaftet, ist von 330.949 Euro 2010 auf 363.675 Euro 2013 gestiegen" (Branche: Chemische Erzeugnisse BW, Quelle: Destatis). "Deutlich kostensenkend wirken darüber hinaus niedrige Öl- und Rohstoffpreise sowie der niedrige Eurokurs".

Zur Tarifrunde 2015 in der chemischen Industrie

Nach den ersten regionalen Verhandlungen seit Montag wird am Donnerstag in Karlsruhe über neue Entgeltsätze für die etwa 72.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg verhandelt. Der derzeit gültige Entgelttarifvertrag für die Chemie in Baden-Württemberg wurde 2014 abgeschlossen und ist von der Gewerkschaft zum 31. März 2015 gekündigt worden.

Zu den Tarifparteien

Im agvChemie sind 240 Unternehmen organisiert. Die Unternehmen im Verband sind in der Mehrzahl kleinere und mittelständische Unternehmen mit weniger als 300 Mitarbeitern. Die größte Teilbranche ist die pharmazeutische Industrie, gefolgt von Farben, Lacken und Bautenschutz. Eine wichtige Kundengruppe der Chemie im Land sind die Automobil-, Anlagen- und Maschinenbauer in Baden-Württemberg. Die Exportquote der Unternehmen beträgt etwa 61 Prozent.

Die IG BCE in Baden-Württemberg vertritt die Interessen von rund 50.000 Mitgliedern, die größtenteils in Betrieben der folgenden Branchen tätig sind: Chemie, Papier, Kunststoff, Leder, Kautschuk, Glas, Feinkeramik, Kali-/Steinsalz, Grobkeramik, Schleifmittel, Umwelt-/ Entsorgung, Energieerzeugung/ Veredelung.

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