Systematisch ausgewertet wurden Agenturen, Zeitungs-, Hörfunk- und Fernsehberichte, Pressemitteilungen der Polizei sowie Chroniken der Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA). Verglichen wurde das letzte Vierteljahr (erster Pegida-Aufmarsch 20.10.2014 bis 20.01.2015) mit dem Drei-Monatszeitraum davor (20.07.2014 -19.10.2014).
Während es in den drei Monaten vor Pegida laut Zählung von "Report Mainz" bundesweit 33 Übergriffe auf Migranten und Flüchtlinge gab, hat sich seit Beginn der Pegida-Demonstrationen die Zahl mit 76 Übergriffen mehr als verdoppelt. Das entspricht einer Zunahme von 130 Prozent. Das bedeutet, dass es nun mehr fast täglich zu Übergriffen kommt. Vor den Pegida-Demonstrationen geschahen Übergriffe nur jeden dritten Tag. Solche Veränderungen gibt es für die vergleichbaren Zeiträume (Sommer- versus Wintervierteljahr) weder in 2013 noch in 2012. Die gesamte Chronik der Übergriffe wird auf der Internetseite von "Report Mainz" bereit gestellt.
Der Rechtsextremismus-Forscher Prof. Hajo Funke: "Pegida hat ein Klima entfesselt, das Gewalt gegen Migranten, vor allem aber Muslime will. Die Erhöhung um über 100 Prozent an Gewalt gegen Schwächere ist beschämend für die Republik, für uns alle." Er sieht Parallelen zu den verheerenden Anschlägen auf Asylunterkünfte Anfang der 90iger Jahre: "Es ist ein Stück der Interaktion zwischen dieser Stimmung, die entwickelt und mobilisiert wurde, und den Rechtsextremen, die gesagt haben: 'Das ist unsere Stunde. Jetzt ist Attentatszeit.' Also, das ist eine Warnung an uns alle", sagte Funke außerdem im Interview mit "Report Mainz".
Auch aus anderen Statistiken ergibt sich ein ähnliches Bild. Die vom Bundeskriminalamt geführte sogenannte "Politisch Motivierte Kriminalität - rechts" (PMK - rechts) erreichte im November 2014 einen Höchststand: 63 Gewalttaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund wurden erfasst. In den Monaten davor waren es durchschnittlich 38. Das entspricht einem Plus von 66 Prozent. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf monatliche Anfragen der Partei Die Linke hervor.
Auch die Opferberatungsstelle Sachsens, finanziert von Land und Bund, hat mehr Vorfälle mit Migranten seit Pegida registriert: "In Dresden fällt natürlich auf, dass wir zumindest seit Oktober, was rassistisch motivierte Angriffe anbelangt, schon einen massiven Anstieg festgestellt haben", sagte Robert Kusche, der Geschäftsführer der Opferberatung, im ARD-Interview.
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