Zahnbehandlung | Bildquelle: obx-news/UKR

Deutschland/Ostbayern:

Bevor der Bohrer ran muss: Neue Technik erkennt Karies schon in frühem Stadium

Stand: 27.01.15 15:14 Uhr

Durch eine neue Methode kann Karies zum ersten Mal anhand der bakteriellen Infektion bestimmt und somit schon in einem frühen Stadium entfernt werden. Sie erkennt bakteriell infizierte Bereiche des Zahns - weit bevor der Bohrer ran muss.

Karies ist wohl jedem ein Begriff. Vier von fünf Menschen weltweit leiden aktuell daran oder waren schon einmal von der Zahnerkrankung betroffen. Karies zählt damit zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten.

Was aber passiert, wenn der Zahnarzt Karies feststellt? In ihrem Anfangsstadium kann Karies noch durch verbesserte Reinigung und die Umstellung von Mundhygiene und Ernährungsgewohnheiten gestoppt werden. Ist sie allerdings bereits durch den Zahnschmelz in das darunterliegende Dentin eingedrungen, müssen die durch Bakterien infizierten Bereiche entfernt und das dadurch entstehende Loch gefüllt werden.

Karies entsteht, wenn Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien den Zahnschmelz angreifen und dadurch beschädigen. Dies geschieht beispielsweise, wenn sich ein von Bakterien gebildeter Biofilm, die sogenannte Plaque, auf der Zahnoberfläche etabliert und nicht entfernt wird.
Die Bakterien in diesem Biofilm nehmen Zucker aus der Nahrung auf und wandeln ihn in Säure um, die den Zahnschmelz angreift und Mineralien wie Kalzium aus ihm herauslöst. Konventionell werden die kariösen Bereiche des Zahns mit Hilfe einer Sonde oder durch eine spezielle Färbelösung bestimmt. Wie die Praxis zeigt: eine sehr ungenaue Methode. Zu oft wird dabei auch zu viel gesunde Zahnsubstanz als "infiziert" markiert. Im Zweifelsfall wird so zu viel Zahnsubstanz entfernt oder sogar der Zahnnerv, die sogenannte Pulpa, eröffnet, was eine Wurzelkanalbehandlung nötig macht.

Hier setzt FACE, die neue Erkennungsmethode für Karies an, die an der Universität Regensburg entwickelt worden ist. Durch die neue Technik können bakteriell infizierte Bereiche des Zahns auf einfache Weise viel genauer als bisher bestimmt und somit gezielt entfernt werden. Entwickelt wurde dieses zukunftsweisende Behandlungskonzept durch Professor Dr. Wolfgang Buchalla, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), und Priv.-Doz. Dr. Áine Lennon, ebenfalls Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR. "Mit FACE ist es möglich, bakteriell infiziertes Dentin sichtbar zu machen und dieses selektiv und unter Schonung der angrenzenden, nicht-infizierten Bereiche zu entfernen", sagen die Experten.

In Abgrenzung zu den konventionellen Methoden bildet bei FACE nicht die Beschaffenheit der Zahnsubstanz, sondern erstmals die bakterielle Infektion selbst die Grundlage zur Kariesentfernung. In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass kariöses Dentin bei Anregung mit violettem Licht rot fluoresziert. Ursächlich hierfür sind in kariösem Dentin vorhandene Bakterien, die rote Fluoreszenzfarbstoffe synthetisieren. Nicht von Kariesbakterien befallene Zahnsubstanz hingegen leuchtet grün. Sichtbar gemacht werden kann der Rot-Grün-Kontrast durch eine Betrachtung des Zahns mittels eines Sperrfilters, der das violette Licht nicht hindurch lässt.

Auf Basis ihrer Erkenntnisse entwickelten die Regensburger Mediziner eine Methode, mit welcher die natürlichen optischen Eigenschaften des Zahns für die Kariesbehandlung nutzbar gemacht werden können. Inzwischen sind daraus zwei Geräte entstanden, die bereits auf dem Markt erhältlich sind.

In der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am Universitätsklinikum Regensburg wird FACE schon mit großem Erfolg eingesetzt. "Unsere Patienten profitieren vor allem von der Schonung der Zahnsubstanz und der Vermeidung einer Verletzung der Zahnpulpa, ganz im Sinne einer minimalinvasiven und substanzschonenden Vorgehensweise", fasst Professor Buchalla zusammen. Auch die Zahnmedizinstudierenden werden in Regensburg bereits mit der neuen Methode ausgebildet.

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