Aiji zog den Gürtel seines Kimonos, in dem sein Bokuto – ein Holzschwert – steckte, fester, holte tief Luft, ging in die Knie – und sprang. Der Wind sauste ihm für eine lange Sekunde um die Ohren, dann schlug er gegen den Baum und versuchte sich an den dichten Zweigen festzuklammern. Mist! Er rutschte ab. Zwar dämpften die Zweige seinen Fall, aber der Lärm, den er machte, war nicht zu überhören. Mit lautem Krachen stürzte Aiji zu Boden. "Alarm! Ein Eindringling" Bevor er sich aufrappeln konnte, umringten ihn schon die kaiserlichen Wachen. Von allen Seiten deuteten die rasiermesserscharfen Spitzen ihrer Lanzen auf seinen Hals. Er war verloren! Er hatte nicht nur sein Leben verspielt, sondern auch noch das seines Vaters. Der würde jetzt keine Hilfe mehr finden.
Auszug aus "Aiji, der kleine Samurai, auf der Suche nach dem Schlafplatz der Sonne"
Doch es kommt anders. Tatsächlich verspricht der junge Kaiser, seinen Leibarzt zu Aijis Vater zu schicken. Aber nur unter der Bedingung, dass Aiji zuvor für ihn den Schlafplatz der Sonne ausfindig macht und der Sonne befiehlt, immer über den Gärten des Kaisers zu scheinen. Aiji macht sich auf die Reise, den unmöglichen Auftrag zu erfüllen – unter der Aufsicht eines kaiserlichen Wächters mit einer großen Narbe.
Der Narbige, so Jung, entwickele sich im Laufe der Geschichte vom Wächter, der die ganze Nummer blöd findet, zum wahrhaften Freund von Aiji. Sein bester Freund würde ihm nachreiten und ihn immer wieder gerade nicht antreffen. Das sei laut Jung "ganz furchtbar".
Auf seiner Reise quer durch Asien erlebt Aiji viele Abenteuer. Er begegnet dabei sehr netten Menschen, ebenso wie furchtbar bösen Zeitgenossen. Was er – und vielleicht auch so mancher Leser – dabei lernt, ist: Egal wo ein Mensch herkomme – und das sei Jung und seinen Freunden sehr wichtig gewesen beim Schreiben – egal was für eine Hautfarbe, egal was für eine Sprache, egal was für eine Religion – es sei laut Jung immer der Mensch, der zählt.
Aijis Reise endet vorerst in Indien. Jung und seine Freunde arbeiten aber bereits an einer Fortsetzung. Der erste Teil: "Aiji, der kleine Samurai, auf der Suche nach dem Schlafplatz der Sonne" kostet knapp 13 Euro.
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