Schüler im Unterricht | Bildquelle: RTF.1

Ofterdingen:

Finanzminister Nils Schmid zu "Regionaler Schulentwicklung" in Ofterdingen

Stand: 11.01.14 01:23 Uhr

Der Rückgang der Schülerzahlen und der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung stellen das Schulsystem vor neue Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, hat die grün-rote Landesregierung einen regionalen Schulentwicklungsplan auf den Weg gebracht.

Für die genaue Planung vor Ort will die Politik mit Schulträgern und Schulen in den Dialog treten. So auch im Bezirk des Staatlichen Schulamtes Tübingen. SPD-Finanzminister Nils Schmid und weitere Abgeordnete des Wahlkreises sind dazu gestern nach Ofterdingen gekommen.

2005 gab es in Baden-Württemberg noch mehr als 1200 Haupt- und Werkrealschulen. Mittlerweile sind es fast 300 weniger.

Das liegt vor allem an der stetig zurückgehenden Anzahl der Schüler. Besuchten 1975 noch über 70.000 Schüler eine Hauptschule in Baden-Württemberg, so waren es im Jahr 2012 nur noch knapp über 16.000. Ein Rückgang von gut 75 Prozent.

Für Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid der Hauptgrund für die von der Landesregierung geplante "Regionale Schulentwicklung“.

Es gäbe immer weniger Schüler und man müsse deshalb darauf achten, dass alle Abschlüssen auch in Zukunft in Wohnortnähe erworben werden könnten. Deshalb wollten sie über Gemeinschaftsschulen und über regionale Schulentwicklung den Kommunen die Möglichkeit eröffnen, möglichst viele Schulstandorte auch in Zukunft zu gewährleisten.

Der Grund für den Rückgang der Schülerzahlen an den Haupt- und Werkrealschulen ist laut Roland Hocker, dem Leiter des staatlichen Schulamtes Tübingen, das geänderte Schulwahlverhalten der Eltern.

Für viele reiche der einfache Bildungsweg für ihre Kinder nicht mehr aus - die Folge: immer mehr Kinder werden aufs Gymnasium - immer weniger Kinder auf andere Schulen geschickt. Hocker pflichtet bei:

Und da das eine neue Struktur brauchte, und sie auch das personal entsprechend aus- und weiterbilden müssten, müssten sie mit den Kommunen zusammen Lösungen für diese Aufgabe finden. Das sei die Kernbotschaft heute gewesen, so Hocker.

Das geplante Modell sieht ein 2-Säulen-System bestehend aus Gymnasium und einem integrativen Bildungsgang vor - besonders geeignet sei hier laut Hocker die Gemeinschaftsschule.

Viele Vertreter der Kommunen waren in die Zehntscheuer nach Ofterdingen gekommen. Bürgermeister, Bundestagsabgeordnete, Landräte, aber auch Schulvertreter. Fragen gab es viele und auch Skepsis. Vor allem die Lehrer werden betroffen sein, wie auch Hocker weiß:

Es verändere sich für den Lehrer vieles. Er müsse anders unterrichten, er werde andere Kinder haben als er vorher hatte und für die müsse er auf der einen Seite: Er nenne es mal ein bisschen pathetisch "sein Herz öffnen“, das seien Kinder, mit denen er sonst nicht zu tun hätte. Er müsse sich ihrer trotzdem annehmen, auch wenn sie vielleicht seiner bisherigen Vorstellung von Bildung und Lernen nicht entsprächen. Und auf der anderen Seite müsse er über eine Methodik verfügen, die er heute noch nicht hätte. Beides müsse er sich erwerben.

Spezifische Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten sollen die Lehrer dann besser auf die neuen Herausforderungen vorbereiten. Die Unterschiede bei der Leistungsfähigkeit der Schüler in den Klassen einer Gemeinschaftsschule werden groß sein.

Ein weiterer Punkt der regionalen Schulentwicklung soll die Möglichkeit eines Schulträgers sein, einen Antrag auf Einrichtung oder Umwandlung der Schule zu stellen - er kann somit einen Schulentwicklungsprozess in einer Region initiieren.

Der Plan der Landesregierung sieht laut Schmid wie folgt aus:

In den Schulämtern würden Planbezirke definiert, wo die Schüler hingingen. Dann würde festgestellt, welche Schulstandorte mit welchen Konzepten eine Mindestgröße an Schülern in Zukunft gewährleisten könnten. Und dann würden diese entsprechend festgelegt, welche Schulstandorte in Zukunft diese Schulabschlüsse in Wohnortnähe anbieten könnten.

Die abschließende Entscheidung über die Einrichtung oder die Schließung einer Schule läge dann in Händen der Schulverwaltung. Es ist geplant, dass Schulträger, Staatliche Schulämter und Regierungspräsidium gemeinsam nach Lösungen für die regionale Schulentwicklung suchen sollen.

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