„Es kommt im Leben ja nicht so oft vor, dass man sagt: Ich darf heute ein neues Auto verschenken", sagt Ersing über den Moment, den er „genießen wollte": Als Motor-Journalist war er im vergangenen Sommer von einer Autofirma eingeladen worden zu einer Sparsamkeits-Wettfahrt von Berlin nach Prag. Acht Journalisten traten mit identischen, Erdgas-angetriebenen Fahrzeugen an gegen den österreichischen Spritspar-König Gerhard Plattner. Nicht nur die Tankdeckel, sondern sogar die Reifenventile waren versiegelt worden, damit niemand schummeln konnte.
„Ich fand's spannend, gegen einen Spritspar-Weltmeister anzutreten", berichtet Ersing. Mit einem Auge auf der Verbrauchsanzeige und mit dem anderen beim Straßengeschehen sei er äußerst konzentriert und vorausschauend gefahren, so der Journalist. Mit seinem „entspannten Tempo so zwischen 90 und 110" Stundenkilometern sei er aber nicht der Langsamste gewesen: „Es gab Kollegen, die sind geschlichen und haben mehr verbraucht!"
Nach 370 Kilometern wurde in Prag an einer Erdgastankstelle wieder vollgetankt und abgerechnet: „Ich habe gewonnen – zur Überraschung aller", jubelt Ersing. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 2,37 Kilogramm Erdgas pro 100 Kilometer lag er sogar deutlich unter Gerhard Plattners Ergebnis von 2,59 Kilogramm.
„Es ist ein echtes Luxusproblem, in Tübingen ein Auto verschenken zu dürfen", hat Ersing gemerkt. Diesem Problem musste er sich aber stellen, denn die Spielregeln sahen vor, dass der Sieger seinen Preis – einen Erdgas-getriebenen Skoda Citigo – nicht selbst behalten, sondern einer sozialen Einrichtung spenden sollte.
Zunächst nahm er über Facebook Kontakt auf zu Oberbürgermeister Boris Palmer: „Ich hab ihn gefragt, ob er weiß, wo grad ein Auto fehlt", berichtet der Sieger: „Aber so einfach war's nicht." Erst nach einem Aufruf im Schwäbischen Tagblatt hätten ihn Bewerbungen erreicht, von denen er fünf als ernst zu nehmend einstufte und näher prüfte.
Zwei Gründe hätten ihn dazu bewogen, sich für die Diakoniestation der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Tübingen zu entscheiden: Dort habe man mit einer jährlichen Fahrtstrecke von rund 17.000 Kilometern den dringendsten Bedarf angemeldet. „Mir war schon wichtig, dass das sparsame Erdgasauto ein Fahrzeug ersetzt, das möglichst viel fährt", so Ersing. Zudem bekennt er: „Ich bin evangelisch und singe seit ein paar Jahren im Chor der Evangelischen Studierendengemeinde, deshalb war die Nähe zur evangelischen Kirche da."
Petra Handel von der Diakoniestation zeigte sich bei der Übergabe dankbar: „Das großzügige Geschenk kommt direkt unseren rund 200 Patienten zugute: Was wir bei der Fahrzeugbeschaffung sparen, das setzen wir für unsere Mitarbeitenden ein, die sich mehr Zeit für Zuwendung und Gespräche nehmen können."
Der Evangelische Kirchenbezirk Tübingen erstreckt sich hauptsächlich über den Landkreis Tübingen. Zu ihm gehören rund 85.000 evangelische Christinnen und Christen in 44 Kirchengemeinden. Dekanin in Tübingen ist seit 2012 Elisabeth Hege.
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