Moschee | Bildquelle: Pixabay.com

Deutschland:

Historiker Heinrich August Winkler: Islam kann sich ins demokratische Wertesystem Deutschlands einfügen

Stand: 26.01.15 11:17 Uhr

Der Historiker Heinrich August Winkler sieht den Islam in Deutschland auf einem guten Weg, sich in das demokratische Wertesystem der Bundesrepublik einzufügen. "Zu Deutschland gehört ein Islam, der die Glaubens-, Meinungs- und Pressefreiheit sowie die anderen Grundrechte bejaht, sich also auf den Boden des Grundgesetzes stellt und damit der politischen Kultur des Westens öffnet", sagte Winkler in einem Interview. Umfragen zeigten, dass die überwältigende Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime dies wolle.

"Das rechtfertigt einen gewissen Optimismus mit Blick auf den weiteren Integrationsprozess des Islam", sagte Winkler dem Berliner Tagesspiegel. Zugleich bescheinigte Winkler islamischen Gesellschaften erhebliche Probleme mit der Demokratie: "Man kann nicht kategorisch behaupten, islamische Gesellschaften seien demokratieunfähig. Aber sie haben häufig große Schwierigkeiten, den Weg zu einer pluralistischen Demokratie zurückzulegen. " Als Grund nannte der Historiker die "Weigerung islamistischer Parteien, die Trennung von irdischen und göttlichen Gesetzen vorzunehmen".

Die islamkritische Protestbewegung "Pediga" sieht Winkler in der Traditionslinie antidemokratischer Kräfte aus der Zeit vor der Machtübernahme des Nationalsozialismus. ",Pegida' vertritt eine Ideologie, die Deutschland schon einmal in die Katastrophe gestürzt hat", sagte Winkler dem Tagesspiegel am Sonntag. "Wir haben es mit einer Bewegung zu tun, die altdeutsche Vorbehalte gegen die westliche Demokratie in einer Weise konserviert, wie wir es bis zum Herbst 2014 nicht mehr für möglich gehalten haben", fügte der Wissenschaftler hinzu. Notwendig sei deshalb "eine offensive und keine schönrednerische Auseinandersetzung". Die Stoßrichtung von "Pegida" bedeutete "eine Absage an den aufgeklärten Westen und seine Ideen der unveräußerlichen Menschenrechte, der Toleranz, der Aufklärung und der Liberalität", warnte Winkler.

Heinrich August Winkler, geboren 1938 in Königsberg, studierte Geschichte, Philosophie und öffentliches Recht in Tübingen, Münster und Heidelberg. Er war unter anderem in Berlin und Freiburg als Professor tätig, Mitherausgeber der Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft und wurde in die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften berufen.

WERBUNG:



Seitenanzeige: