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Stuttgart/Rapperswill:

Deutschland gibt Gas: Stuttgart liefert Power-to-Gas-Anlage in die Schweiz

Stand: 22.01.15 13:15 Uhr

Der Bedarf an Power-to-Gas steigt nicht nur in Deutschland. Hinter dem Begriff verbergen sich Ökostromspeicher, die auf vielen Gebieten immer begehrter werden. Jetzt gibt es die in Deutschland entwickelte Ökostromspeichertechnologie auch in der Schweiz. Im Januar 2015 hat die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen - die erste der Eidgenossenschaft. Geliefert wurde die Anlage von dem Power-to-Gas-Pionier ETOGAS GmbH aus Stuttgart. Die Anlage wandelt Ökostromüberschüsse in erneuerbares synthetisches Erdgas um. Das in Rapperswil erzeugte Gas soll als Öko-Kraftstoff für Erdgasautos genutzt werden.

Mit dem neuen Projekt werde künftig auch in der Schweiz die Potenziale von Power-to-Gas für die umweltfreundliche Langstreckenmobilität aufgezeigt, sagte ETOGAS-Geschäftsführer Gregor Waldstein zur Inbetriebnahme. Nach Deutschland und Österreich sei das nun das dritte europäische Land, das unsere Technologie verwende, so Waldstein.
 
Die auf dem Gelände des Gasversorgers installierte Anlage mit 25 Kilowatt elektrische Eingangsleistung wird mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Sie soll die Praxistauglichkeit der Technik im Kontext der sicheren Versorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien demonstrieren. Pro Monat stellt die Anlage bis zu 36 Tankfüllungen für Erdgasautos her. Die Fahrzeuge können damit eine Strecke von 14.400 Kilometer zurücklegen. Nach Abschluss der Evaluierung soll eine Anlage mit einem Megawatt Leistung gebaut werden, die täglich fünfzig Tankfüllungen produziert.

Treibstoff aus Sonne, Wind und Wasser

Als Kraftstoff für den Antrieb von Erdgasfahrzeugen kann das Gas einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende im Verkehr leisten. Da es aus Ökostrom hergestellt wird, ist es nahezu kohlendioxidneutral. Mit drei Gramm Kohlendioxid pro Megajoule Treibstoff führt erneuerbares synthetisches Erdgas die offizielle EU-Liste der klimaschonenden Treibstoffe an. Kein anderer Kraftstoff hat nach den Berechnungen der EU einen so hohen Treibhausgasminderungseffekt.
 
Das über Monate verlustfrei im riesigen Erdgasnetz speicherbare Gas sei auch wirtschaftlich attraktiv. Je mehr Windkraftanlagen und Photovoltaikmodule installiert seien, desto mehr Überschussstrom fällt an, erklärt Waldstein. Das Überangebot in Gas umzuwandeln und zu vermarkten, sei deutlich lukrativer als an der Strombörse. Auskömmliche Erlöse für Strom seien an der Börse heute in der Regel kaum noch zu generieren, nicht nur beim Durchzug von Sturmtiefs wie in der ersten Januarwoche oder an sonnigen Juniwochenenden, meint Waldstein. 
 
Speicherpionier aus Stuttgart

 Das Stuttgarter Unternehmen ETOGAS GmbH bietet kommerzielle Anlagen von 1 bis 50 Megawatt und ist. Der Anlagenbauer baut und verkauft schlüsselfertige Power-to-Gas Anlagen, die Strom in einem ersten Schritt in Wasserstoff und in einem zweiten in erneuerbares synthetisches Erdgas (Methan) umwandeln. Zu dem Angebot des Unternehmens gehören auch Elektrolyseure und reine Methanisierungsanlagen. Die Anlagen verbinden das Strom- mit dem Gasnetz und bieten eine Lösung eines zentralen Problems der Energiewende: Überschussstrom, der fluktuierend aus Wind- und Solaranlagen anfällt, kann mit Hilfe der Technologie umgewandelt und in die bereits bestehende Infrastruktur des Erdgasnetzes eingespeist werden - der Grünstrom wird damit langfristig speicherbar und überall beziehbar. Die Anlagen erlauben zudem, chemische Werkstoffprozesse im Umfeld der Kohlendioxid-Nutzung technisch, ökonomisch und umwelttechnisch sinnvoll einzusetzen. ETOGAS wurde 2007 gegründet und beschäftigt derzeit 20 Mitarbeiter.

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