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Studie: Deutschland ist Gewinner der Globalisierung - noch: 173 Milliarden mehr Wertschöpfung seit 1995

Stand: 19.01.15 19:26 Uhr

19.01.2015. Durch aufstrebende Konkurrenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern hat Deutschland in den vergangenen 20 Jahren relativ betrachtet Marktanteile an der Weltwirtschaft eingebüßt. Der Anteil an der weltweiten industriellen Wertschöpfung ist zwischen 1995 und 2012 von rund neun Prozent auf etwa sechs Prozent gesunken. Dennoch ist Deutschland ein klarer Globalisierungsgewinner, zeigt die Studie »Globale Kräfteverschiebung« des BDI und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die gerade veröffentlicht wurde.Zwischen 1995 und 2013 habe Deutschland seine industrielle Wertschöpfung nach den neu gewonnenen Erkenntnissen um 45 Prozent steigern können- von rund 388 Milliarden auf etwa 561 Milliarden Euro.

Bei den Exporten konnte Deutschland seinen Weltmarktanteil halten.

Durch aufstrebende Konkurrenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern hat Deutschland in den vergangenen 20 Jahren relativ betrachtet Marktanteile an der Weltwirtschaft eingebüßt. Der Anteil an der weltweiten industriellen Wertschöpfung ist zwischen 1995 und 2012 von rund neun Prozent auf etwa sechs Prozent gesunken. Dennoch ist Deutschland ein klarer Globalisierungsgewinner, zeigt die Studie »Globale Kräfteverschiebung« des BDI und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die gerade veröffentlicht wurde.

»Um auch in Zukunft vorne mitspielen zu können, müssen wir die Zeichen der Zeit erkennen. Es gilt daher, die Standortqualität in Deutschland zu verbessern und die Internationalisierung der deutschen Industrie zu stärken«, erläuterte BDI-Präsident Ulrich Grillo die Studienergebnisse.

Absolut betrachtet konnte Deutschland seine industrielle Wertschöpfung nach den neu gewonnenen Erkenntnissen zwischen 1995 und 2013 um 45 Prozent steigern – von rund 388 Milliarden auf etwa 561 Milliarden Euro. Bei den Exporten konnte Deutschland seinen Weltmarktanteil halten und profitiert dabei von der dynamischen Marktentwicklung in den Entwicklungs- und Schwellenländern, der steigenden Produktion und dem wachsenden Konsum.

Nicht vielen etablierten Industrieländern ist es in vergleichbarer Weise gelungen, die Globalisierung zu nutzen. Frankreich konnte seine industrielle Wertschöpfung in den Jahren 1995 bis 2012 lediglich um drei Prozent steigern, Großbritannien um neun Prozent. In Japan ging die industrielle Wertschöpfung um sieben Prozent zurück. Die mit der Agenda 2010 verbundenen umfangreichen Reformen des deutschen Sozialsystems und Arbeitsmarktes sehen die Macher der Studie als einen maßgeblichen Grund für die gute Entwicklung Deutschlands.

Produktionsstandort Deutschland zunehmend unter Druck

Deutsche Unternehmen produzieren verstärkt im Ausland, kaufen aber auch zunehmend ausländische Vorprodukte ein. Auch so ist es der deutschen Wirtschaft gelungen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Unternehmen nutzen erfolgreich globale Wertschöpfungsketten und stärken so ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zwischen 1995 und 2011 ist der Anteil der in Exporten enthaltenen ausländischen Wertschöpfung im deutschen verarbeitenden Gewerbe von über 18 Prozent auf rund 30 Prozent gestiegen.

Deutsche Unternehmen produzieren im Ausland, um näher an den dynamisch wachsenden Absatzmärkten zu sein, aber auch um Kostenvorteile zu nutzen. In den meisten Fällen ergänzt die Auslandsproduktion die heimische Produktion. Auch findet sich ein sichernder Charakter in der Auslandsproduktion oder aber diese ersetzt die Inlandsproduktion. In Zukunft könnte sich das Bild wandeln. Der ersetzende Charakter nimmt nach Angaben der befragten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren weiter zu.

Ein Grund dafür sind die steigenden Kosten. Besonders ungünstig haben sich der Studie zufolge die Energie- und Regulierungskosten in Deutschland entwickelt. Zwar stehen den hohen Kosten die hohe Produktivität und die hohe Güte der Produkte gegenüber. Der heimische Standort gerät jedoch zunehmend unter Druck.

Konkurrenz durch Auslandsstandorte wächst

Wichtigster Standort für deutsche Auslandproduktion ist nach wie vor Europa. Deutsche Unternehmen investieren jedoch auch immer mehr in den aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Auslandsproduktion ersetzt zwar nicht direkt die Inlandsproduktion, verringert aber die Chancen auf Ausweitung der Inlandsproduktion. Zudem erwarten Unternehmen, dass sich Standorte fern der Heimat in Zukunft dynamischer entwickeln werden als die inländische Produktion. Unternehmen mit entsprechenden Tätigkeiten im In- und Ausland planen in den nächsten fünf Jahren häufiger im Ausland als im Inland Beschäftigung auszubauen. Unternehmen mit Auslandsinvestitionen setzen auch eher an ihren Auslandsstandorten auf Erweiterung als an inländischen Standorten. In Deutschland handelt es sich eher um Erhaltungs- und weniger um Erweiterungsinvestitionen.

Die relative Stagnation des innereuropäischen Warenhandels von 2000 bis 2012 sowie die gestiegene intraregionale Verflechtung innerhalb Asiens müssen als deutliches Warnsignal für einen sich verschärfenden Wettbewerb verstanden werden. Insbesondere die ostasiatischen Länder China, Japan, Südkorea sowie die zehn Asean-Staaten sind zunehmend im Begriff, ihre Wettbewerbsvorteile auch im Rahmen einer engeren wirtschaftlichen Kooperation gegenüber den Ländern der Europäischen Union auszubauen.

Kleine und mittelständische Unternehmen scheuen Gang ins Ausland

Die deutsche Wirtschaft weist mit einer Exportquote von 40 Prozent einen im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich hohen Internationalisierungsgrad auf – Tendenz weiter steigend. Der Außenhandel sichert jeden vierten Arbeitsplatz und macht etwa die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus.

Ebenfalls wurde im Rahmen der Studie ein erhebliches Defizit in der Bereitschaft zum Gang ins Ausland bei kleinen und mittelständischen Unternehmen festgestellt. Angesichts der globalen Kräfteverschiebung und der zunehmenden Bedeutung geografisch weiter entfernter Märkte drohen diese kleinen und mittelständischen Unternehmen den Anschluss an international tätige Unternehmen zu verlieren und für diese zukünftig nicht mehr als Zulieferer in Frage zu kommen.

China: Ernst zu nehmender Wettbewerber der deutschen Industrie

Hinter den bislang wichtigsten deutschen Absatzmärkten Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika rangiert China mittlerweile auf dem dritten Platz. Während im Jahr 2000 gerade einmal rund zwei Prozent aller Ausfuhren des deutschen verarbeitenden Gewerbes nach China gingen, waren es 2011 bereits mehr als sechs Prozent.

China avanciert zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber für die deutsche Industrie. Derzeit sehen sich noch 80 Prozent der deutschen Industrieunternehmen technologisch gegenüber ihrer Konkurrenz aus der Volksrepublik im Vorteil. Allerdings sind diese Vorsprünge eher temporärer Art und müssen immer wieder neu gewonnen werden. 50 Prozent der Unternehmen mit Konkurrenz in China gehen davon aus, dass ihre asiatischen Wettbewerber den bestehenden Vorsprung in den kommenden fünf Jahren aufholen werden. Bereits bei einem Fünftel der Unternehmen mit Wettbewerbern in China sind die Konkurrenten heute auf technologischer Augenhöhe.  (BDI/IW)

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