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4,8 Prozent mehr für 74.000 Beschäftigte - Chemie-Tarifrunde BW: IG BCE beschließt Forderung

Stand: 19.01.15 15:27 Uhr

19.01.2015. Die Tarifkommission der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Baden-Württemberg hat heute einstimmig ihre Forderungen für die bevorstehende Chemie-Tarifrunde 2015 im Südwesten beschlossen. Für die rund 74.000 im Land beschäftigten Arbeitnehmer verlangt die Gewerkschaft: Erhöhung der Entgelte um 4,8 Prozent, Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 50 Euro, Vier- und Drei-Tage-Woche für Ältere, um Chancen zu schaffen für den Fachkräftenachwuchs. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll nach den Vorstellungen der Gewerkschaft 12 Monate betragen.

„Die wirtschaftliche Situation in der südwestdeutschen Chemie ist auf hohem Niveau stabil und steigt weiter an", stellt IG-BCE-Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin Catharina Clay fest. „Der Jahresumsatz, den jeder südwestdeutscher Arbeitnehmer erwirtschaftet, ist von 330.949 Euro 2010 auf 363.675 Euro 2013 gestiegen" schreibt die Gewerkschaft in ihrer Presse-Info und bezieht sich dabei auf die Branche "Chemische Erzeugnisse BW" nach Destatis.

„Deutlich kostensenkend wirken darüber hinaus niedrige Öl- und Rohstoffpreise sowie der niedrige Eurokurs", schreibt die GEwerkschaft weiter.

Als größte Herausforderung der chemischen Industrie im Land sieht dieTarifkommission die demographische Entwicklung: 2012 waren 51% der sozialversicherungspflichtig in der Chemie-Industrie beschäftigten Arbeitnehmer 45 Jahre und älter. Noch 2007 habe diese bei 43% gelegen; die Zahlen seien von der BA.

„Wir müssen Wege finden, damit ältere Beschäftigte bis zum Renteneintritt arbeitsfähig bleiben", sagt Clay. Dies sei mit gesunden Arbeitsbedingungen und beispielsweise einer Vier- oder Drei-Tage-Woche möglich. Entsprechend müsse der Tarifvertrag Demografie und Lebensarbeitszeit weiterentwickelt und der Demografiefonds ausgebaut werden.

Die IG BCE Baden-Württemberg hat den laufenden Entgelttarifvertrag für die chemische Industrie Baden-Württemberg zum 31.03.2015 gekündigt. Die Tarifverhandlungen finden am 29. Januar in Karlsruhe statt. 
Karlsruhe-Rüppurr).

Stimmen zweier 

Michelin-Betriebsratsvorsitzender Günter Ebersold aus Karlsruhe, Mitglied der IG-BCE-Tarifkommission, sagte: „Im Michelin-Werk Karlsruhe werden in den nächsten acht bis zehn Jahren 23 Prozent der Arbeitnehmer (ohne Zentrale, Vertrieb und Logistik) in den Ruhestand gehen. Viele arbeiten im Akkord und im 24-Stunden-Schichtbetrieb. Obwohl sich ergonomisch vieles verbessert hat, nehmen Leistungsdruck und gefühlter Stress enorm zu. So empfinden das unsere Mitarbeiter, deshalb brauchen wir mehr Flexibilität beim Renteneintritt."

Oliver Banze, Vertrauensleutevorsitzender Roche aus Mannheim, und ebenfalls Mitglied der Tarifkommission, sagte: „Die Chemie-Arbeitgeber in Baden-Württemberg haben im Jahr 2014 nur 29,9 Prozent aller zur Übernahme anstehenden jungen Menschen unbefristet übernommen. Mir ist schleierhaft, warum so viele Zukunftsunternehmen auf ihre ausgelernte Zukunft verzichten. Die Arbeitgeber riskieren damit den Fachkräftenachwuchs und die Attraktivität unserer Branche."

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ist eigenen Angaben zufolge mit rund 661.000 Mitgliedern die drittgrößte Gewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund.

Zum Organisationsbereich der Gewerkschaft gehören die Branchen Bergbau, Chemie, Energie,Erdöl und Erdgas, Glas, Kautschuk, Keramik, Kunststoffe und nichtmetallische Werkstoffe, Leder, Papier, Umwelt, Wasser sowie Ver- und Entsorgungsbetriebe. Vorsitzender seit 2009 ist Michael Vassiliadis.

Hervorgegangen ist die IG BCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft.

Die IG BCE Baden-Württemberg vertritt in ihrem Landesbezirk eigenen Angaben zufolge die Interessen ihrer rund 50.000 Mitglieder (davon ca. 4.500 Jugendliche) in den o. g. Branchen.
Der Landesbezirk ist unterteilt in fünf Bezirke (Freiburg, Ulm, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart), die Mitglieder und Betriebsräte beraten und betreuen.

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