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Niger / Zinder:

Fünf Kirchen niedergebrannt - Gewalttätige Ausschreitungen bei Anti-Charlie-Hebdo-Demonstrationen

Stand: 17.01.15 22:59 Uhr

17.01.2015. Bei gewalttätigen Demonstrationen von Islamisten gegen die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo wurden im Niger fünf Kirchen geplündert und niedergebrannt. Die Übergriffe fanden in der Stadt Zinder in Niger nach dem Freitagsgebet statt. Auch öffentliche Gebäude, das frazösische Kulturzentrum, Geschäfte und Bars wurden niedergebrannt.

Das berichteten lokale Quellen der Menschenrechtsorganisation World Watch Monitor. Demnach randalierten hunderte Islamisten gegen 13:30 Uhr kurz nach dem Freitags-Gebet  umter "Allah Akbar"-Rufen, "Gott ist groß". Die wohl meist jugendlichen Randalierer plünderten in mehreren Stadtteilen zudem verschiedene Anwesen und Geschäfte, die Mitgliedern der Christlichen Gemeinde der Stadt gehören.

Niedergebrannt wurden außerdem verschiedene öffentliche Gebäude und Anwesen, darunter das Französische Kulturzentrum. das Hauptquartier der regierenden Partei und verschiedene Bars.

Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Randalierer vor. Noch unbestätigten, lokalen Quellen zufolge seien mindestens 9 Menschen getötet worden, darunter ein Mitglied der Sicherheitskräfte.

Mahamadou Issoufou, der Präsident von Niger, hatte am 11. Januar 2015 zusammen mit dem Erzbischof von Niamey, Monsignor Michel Cartatégu, und dem Vorsitzenden des Islamrates von Niger am Pariser Anti-Terror-Marsch teilgenommen.

Die Regierung hatte aber auch den jüngsten Cartoon des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo verurteilt, das einen weinenden Prophet Mohammed zeigt. Dem  Satiremagazin des Landes wurde die Veröffentlichung des Cartoons verboten.

Niger ist ein Land mit weltlicher Verfassung und ist Human Right Watch zufolge bekannt für ein friedliches Zusammenleben zwischen den religiösen Gemeinschaften. Muslime machen den überwiegenden Großteil der 17 Millionen Einwohner aus.

Human Right Watch zufolge ist das Land seit der Zulassung demokratischer Vielfalt in den 1990ern mit einer wachsenden Zahl an radikalen islamistischen Gruppen konfrontiert. Die christliche Minderheit sei häufig die Zielscheibe von Islamisten.

Bereits im September 2012 wurden in Zinder drei Kirchen geplündert. Damals waren die Gewalttätigkeiten währen einer Demonstration gegen den Film "Die Unschuld der Moslems" ausgebrochen. Damals wurde die katholische Hauptkathedrale und zwei evangelikale Kirchen in Mitleidenschaft gezogen. 

Ähnliche Attacken gab es in den Jahren 1998 und 2000  gegen christliche Liegenschaften in der südnigerianischen Stadt Maradi nahe der Grenze des Niger.

Das westafrikanische Land Niger sieht sich in den südlichen Landesteilen einer wachsenden islamistischen Bedrohung durch die radikale nigerianische Islamistengruppe "Boko Haram" gegenüber. Gleiches gilt für weitere Gruppen, die der islamistischen Terror-Organisation Al Qaeda zugerechnet werden, wie "AQIM" und "Mujao", die im westlichen Nachbarland Mali und im nördlichen Nachbarland Libyen aktiv sind.

World Watch Monitor zufolge sagte der nigerianische Präsident Issoufou kürzlich in einem Interview, dass eine internationale Militär-Intervention notwendig sei, um im Nachbarland Libyen wieder Stabilität herzustellen und ein Ausbreiten in der Region zu verhindern. 

Mehr als 500 nigerianische Soldaten sind bereits jetzt unter der Fahne einer Friedensmission der Vereinten Nationen in Nordmali stationiert. 

 Anmerkung der Redaktion:

In einer früheren Version des Artikels wurde in Überschrift und Vorschautext statt "Niger" versehentlich "Nigeria" verwendet. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen und danken für den Leser-Hinweis.

World Watch Monitor

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