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Mauretanien:

Haftstrafen für Anti-Sklaverei-Aktivisten - GfbV: "Mauretanien brüskiert mit Gesinnungsjustiz die internationale Gemeinschaft"

Stand: 16.01.15 00:20 Uhr

15.01.2015. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Verurteilung von drei Anti-Sklaverei-Aktivisten in Mauretanien zu jeweils zwei Jahren Haft scharf verurteilt. "Die Urteile sind unverhältnismäßig und brüskieren die internationale Staatengemeinschaft. Denn in jedem Rechtsstaat wären die Beschuldigten nur wegen einer Ordnungswidrigkeit belangt worden, weil ihre Demonstration nicht offiziell angemeldet war." sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Mauretanien wolle offensichtlich die Menschenrechtler einschüchtern, um neue Proteste gegen die anhaltende Sklaverei zu unterbinden.

Delius sagte: „Mit dem Urteil gegen den Präsidenten und seinen Stellvertreter der Anti-Sklaverei-Organisation „IRA" (Initiative für die Wiederbelebung der Abschaffung) wird eine der bedeutendsten Menschenrechtsorganisationen Mauretaniens gezielt mundtot gemacht."

Der Menschenrechtler und Präsident der „IRA", Biram Dah Abeid, sein
Stellvertreter Brahim Bilal Ramdhane und der Führer der
Menschenrechtsorganisation „Kawtal", Djiby Sow, wurden der GfbV zufolge heute von einem
Gericht in der Stadt Rosso wegen vermeintlicher Anstiftung zu einer
„Rebellion" zu jeweils zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sieben weitere
angeklagte Mitstreiter der Organisation „IRA" wurden freigesprochen. Der
am 24. Dezember 2014 begonnene Prozess gegen den führenden
Menschenrechtler hatte im In- und Ausland für große Aufmerksamkeit
gesorgt. Die Anti-Sklaverei-Aktivisten waren nach Angaben der GfbV am 11. November 2014 am
Stadteingang von Rosso verhaftet worden. Sie hatten versucht, mit einem
offiziell nicht genehmigten Demonstrationszug in die Stadt einzuziehen,
um dem Gouverneur einen Appell gegen Landraub und Sklaverei zu überreichen.

Das harsche Urteil brüskiere auch die Vereinten Nationen, die USA und
die Europäische Union, die sich für eine Freilassung der
Menschenrechtler eingesetzt hatten. Das Europaparlament habe  sich in
einer Resolution am 16. Dezember 2014 ausdrücklich für die Freilassung
der Inhaftierten eingesetzt.

Biram Dah Abeid ist Träger des Weimarer
Menschenrechtspreises und des Menschenrechtspreises der Vereinten
Nationen, der bedeutendsten menschenrechtlichen Auszeichnung der
Weltorganisation. Seiner Organisation „IRA" wird seit vier Jahren von
den mauretanischen Behörden die Anerkennung als
Nichtregierungsorganisation verweigert.

In Mauretanien leben nach Angaben der GfbV noch immer vor allem in ländlichen Gebieten rund
500.000 Menschen als Sklaven, obwohl die Sklaverei offiziell in dem Land
seit Jahrzehnten abgeschafft ist.

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