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Strommarkt-Reform & Grünbuch Energiewende: Umweltminister Untersteller bekräftigt Notwendigkeit eines Kapazitätsmarktes

Stand: 14.01.15 20:30 Uhr

14.01.2015. "Es ist die entscheidende Herausforderung im künftigen Stromsystem, bei wachsender Produktion durch Sonnen- und Windenergie, das hohe Niveau der Versorgungssicherheit zu halten. Das sagte Umweltminister Franz Untersteller heute in Stuttgart mit Verweis auf das vom Bundeswirtschaftsministerium erstellte Grünbuch "Ein Strommarkt für die Energiewende".Um das zu schaffen, müsse man mehr tun, als nur zu versuchen, den Energy Only Markt der Energiewende anzupassen.

Mit der Vorlage des Grünbuchs habe das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die aktuellen Entwicklungen bei der Stromversorgung vor dem Hintergrund der Liberalisierung der Energiebranche und der Energiewende zusammengefasst und Vorschläge für eine Reform des Strommarkts unterbreitet.

Das Grünbuch favorisiere eine Optimierung des bestehenden Strommarkts als ausreichende Reform.

Franz Untersteller sagte: „Die jetzt von der Bundesregierung gemachten Ansätze zur Verbesserung des Strommarkts begrüßen wir zwar. Aber wir vermissen Instrumente für die Erschließung von Nachfrageflexibilitäten und den Neubau von Kraftwerken. Nachfragesteuerung und neue Kraftwerke sind auf lange Sicht für die sichere und zuverlässige Stromversorgung unverzichtbar."

Spätestens ab dem Jahr 2022 drohten Engpässe bei der Stromversorgung, erläuterte Untersteller – und dies nicht nur in Süddeutschland, sondern weit darüber hinaus. Das habe eine wissenschaftliche Studie des Instituts für Energiewirtschaft der Universität Stuttgart und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt eindeutig ergeben. Vor diesem Hintergrund sei die von der Bundesregierung vorgeschlagene Kapazitätsreserve, um im Notfall Altanlagen einsetzen zu können, keine dauerhaft tragfähige Lösung.

Der baden-württembergische Umweltminister bekräftigte deshalb seine Forderung nach einem echten Kapazitätsmarkt für Flexibilitätsoptionen: „Es wäre sicher besser, bereits heute schon die Weichen in die richtige Richtung zu stellen, dafür werbe ich nachdrücklich! Korrekturen am bestehenden System verschieben nur die nötige Reform, wir werden das Thema dann auf der Agenda behalten."

Und ob die vorgeschlagene Kapazitätsreserve tatsächlich die kostengünstigste Alternative darstelle, sei überdies fraglich, so Untersteller.

Den Weg Richtung Kapazitätsmarkt würden andere Länder im Übrigen bereits gehen.

So wurden in England Ende vergangenen Jahres Kraftwerkskapazitäten ausgeschrieben, Frankreich und Italien befinden sich in der Planungsphase. „Unsere Nachbarn sind da weiter als die Bundesregierung, wie es scheint", sagte Untersteller.

Hoffnungsfroh stimmt Untersteller, dass über alle Lager hinweg große Einigkeit darüber besteht, dass die Flexibilisierung der Stromnachfrage – das sogenannte Demand Side Management – für die Versorgungssicherheit im künftigen Strommarkt, eine wesentliche Rolle spielen soll. Darunter zu verstehen sind abschaltbare Lasten beziehungsweise zeitlich flexible Verbraucher.

„Vor diesem Hintergrund schlagen wir als Pilotversuch die Einführung eines wettbewerblichen Ausschreibungsmodells für Demand Side Management Kapazitäten vor. Unsere Potenzialstudie für Süddeutschland, die wir zusammen mit Bayern und Agora Energiewende erstellt haben, zeigt, dass für kurze Zeiträume mehr als ein Gigawatt Stromverbrauch zeitlich nach hinten geschoben werden kann. Diese Lastverschiebung ist eine ausgesprochen kostengünstige Option zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Zudem lässt sie sich sehr zeitnah realisieren", so Minister Untersteller.

Natürlich sei Lastmanagement nur ein Baustein, aber doch ein erster Schritt zu mehr Versorgungssicherheit, betonte der Minister. Ein anderer seien neue, hochflexible Kraftwerke.

Wertvolle Unterstützung erwarte er durch das derzeit in Baden-Württemberg in Kooperation mit der Deutschen Energieagentur dena durchgeführte Projekt „Demand Side Management in Baden-Württemberg", mit dem die Nachfrage von konkreten Unternehmen flexibilisiert werden solle. „Diese Pilotunternehmen werden Vorbild für andere sein, und außerdem können wir aus deren Erfahrungen lernen für andere. Die im Rahmen dieses Projekts erzielten Ergebnisse können unseren Vorschlag für eine wettbewerbliche Ausschreibung flexibler Verbraucher ideal ergänzen, denke ich."

Rund 200 baden-württembergische Unternehmen hätten ihr Interesse an einer Teilnahme am Projekt bekundet, das sei ein eindeutiges Zeichen, dass in der Wirtschaft die Herausforderung erkannt worden sei.

Weitere Informationen zum Pilotprojekt unter: www.dsm-bw.de

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