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Berlin / Osnabrück:

Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich verringern - DBU begrüßt heute veröffentlichtes Sondergut

Stand: 14.01.15 19:29 Uhr

14.01.2015. DBU - Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das heute in Berlin veröffentlichte Sondergutachten und die Forderung des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) nach einer deutlichen Verringerung des Stickstoffstoffeintrags in die Umwelt. "Stickstoff ist für Menschen, Tiere und Pflanzen überlebenswichtig und als zentraler Baustein von Eiweiß ein wichtiger Wachstumsmotor und Bestandteil von Pflanzendünger. Doch seit Jahren gelangt besonders beim Düngen und aus der Tierhaltung gefährlich viel Stickstoff in Wasser, Luft und Böden. Ziel müsse es sein, die angebauten Pflanzen optimal mit Stickstoff zu versorgen und gleichzeitig den unerwünschten Stickstoffverlust zu minimieren.

Laut Umweltbundesamt stammen zwei Drittel der Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft. Es ist zu einem der zentralen Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts geworden", warnt DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Die von der Europäischen Union vorgegebenen Grenzwerte würden in Deutschland noch längst nicht eingehalten. Bottermann: „Die DBU sieht hier seit Jahren dringenden Handlungsbedarf und fördert Dünge-, Tierhaltungs- und Fütterungsmethoden, mit denen deutlich weniger Stickstoffverbindungen in die Umwelt gelangen."

Die Ursachen und Folgen zu hoher Stickstoffeinträge sind vielfältig. Gefährlich seien freigesetzte gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder Lachgas. Mit dem auf gedüngtem Ackerland versickernden Regenwasser gelange Nitrat in das Grundwasser oder durch Erosion und Oberflächenabfluss in Bäche, Flüsse und Seen. Dies führe zum beschleunigten Wachstum von stickstoffliebenden Arten, die dann konkurrenzschwächere Arten, die mit zu viel Stickstoff nicht zurechtkommen, zurückdrängten.

Die Folge: Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen komme es zu einer Artenverarmung und die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten werde geringer. Ammoniak wiederum entweiche beim Einsatz von Düngemitteln und in der Tierhaltung gasförmig in die Atmosphäre und trage zur Versauerung von Böden und Oberflächengewässern bei. Lachgas entstehe beim Zersetzen von Gülle, Mist und Mineraldünger durch Mikroorganismen zwar nur in kleinen Mengen, trage aber durch die im Vergleich zu Kohlendioxid 300 Mal höhere Treibhauswirksamkeit zum Klimawandel bei.

Laut SRU waren 2009 fast die Hälfte der natürlichen und naturnahen Ökosysteme von Überdüngung und einem ‚Zuviel' an Nährstoffen betroffen. Etwa 26 Prozent des Grundwassers seien wegen eines zu hohen Nitratgehaltes in schlechtem Zustand, was die Trinkwassergewinnung erschwere. Bottermann: „Wir stimmen dem SRU zu, dass die nationalen Emissionshöchstmengen für Stickstoffoxide und Ammoniak dringend gesenkt werden müssen, um die kritischen Grenzwerte ansatzweise einhalten zu können".

„Nur etwa 60 Prozent der gedüngten Stickstoffmengen finden sich in Deutschland später auch in den geernteten Produkten wieder, weltweit sind es noch weniger. Deshalb ist die Effizienz der Stickstoffdüngung aus Umweltschutzgründen stark verbesserungsbedürftig", sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Abteilungsleiter für Umweltforschung und Naturschutz. Ansatzpunkte dafür sehe er insbesondere bei den Düngungsverfahren für Gülle und Mist: „Schon im Stall, aber auch beim Lagern und Ausbringen geht Stickstoff in Form von gasförmigem Ammoniak verloren. „Der heute übliche Umgang mit diesen Düngern muss grundsätzlich überdacht werden."

„Das Ziel muss darin bestehen, die unerwünschten Stickstoffverluste auf ein Minimum zu reduzieren und die angebauten Pflanzen für Nahrungs- und Futtermittel dennoch optimal mit Nährstoffen zu versorgen, um genügend Lebensmittel für die Versorgung der Bevölkerung anbauen zu können", betont Bottermann. Ein vollständiger Verzicht auf Stickstoff würde hingegen dazu führen, dass mehr Fläche für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln benötigt würde.

Um die Emissionswerte von Stickstoff zu verringern, verfolge die DBU seit Jahren verschiedene Lösungsansätze, die einerseits auf verbesserte Düngetechnik und Lagerung von Dünger, andererseits auf eine stickstoffarme Tierhaltung abzielen, erklärt Dr. Holger N. Wurl, Referatsleiter für umweltgerechte Landnutzung und nachwachsende Rohstoffe.

Unter anderem soll bundesweit ein modellbasiertes Beratungssystem für die Stickstoffdüngung von Winterweizen etabliert werden, das an der Christian-Albrechts-Universität Kiel erarbeitet wird. Die Technische Universität München optimiere das Stickstoffmanagement im Rapsanbau mit einem Düngesystem, bei dem die Ökoeffizienz erhöht werden könne. Dabei erfassen Sensoren an den Landmaschinen berührungslos den Versorgungszustand der Pflanzen mit Stickstoff. Auch das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg weiterentwickelte Gülle-Strip-Till-Verfahren für den Einsatz organischer und mineralischer Düngung sei sehr erfolgversprechend.

Die Georg-August-Universität Göttingen und die Firma Kotte Landtechnik (Rieste) entwickeln ein System zur sogenannten Unterfußinjektion, mit dem bei der organischen Düngung von Mais bis zu 90 Prozent weniger Ammoniak in die Atmosphäre gelange. Wegweisend seien auch Konzepte zum sogenannten güllelosen Stall, dem „Stall der Zukunft", wie Wurl erläutert: „Wir wollen Stallbaukonzepte zum Verringern von Ammoniak-Emissionen unterstützen, bei denen von Vornherein Kot und Harn getrennt werden, Gülle und folglich die damit verbundenen Stickstoffemissionen also gar nicht erst entstehen."

Schließlich gebe es aber auch Handlungsmöglichkeiten für die Verbraucher. Die DBU greift den Hinweis des SRU auf, wonach Stickstoffüberschüsse nur dann ausreichend verringert werden können, wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland mit veränderten Konsummustern einhergehen. Bottermann: „Der gegenwärtig hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch könnte gesenkt und Lebensmittelabfälle sollten verringert werden." Verbraucherinformation sei wichtig. Nicht nur bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel können unerwünschte Stickstoffemissionen entstehen. Zum Beispiel verursache auch der Gemüseanbau erhebliche Stickstoffeinträge in die Umwelt.

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