Ehemaliger Güterbahnhof Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Noch keine Zusage für Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus

Stand: 14.01.15 15:31 Uhr

Tübingen zur Zeit des Nationalsozialismus. Dieses Thema wird nach Meinung mancher in der Universitätsstadt zu stiefmütterlich behandelt. Der ehemalige Güterbahnhof ist ein seltenes Zeugnis des NS-Terrors in der Stadt. Dort hatte es damals einen Beobachtungsstand gegeben, von dem aus russische Zwangsarbeiter bewacht wurden. In Tübingen ist die Idee entstanden, dort ein Lern- und Dokumentationszentrum einzurichten. Dazu bedarf es aber der Zustimmung des Tübinger Gemeinderates - die gibt es bisher noch nicht.


Rund 550 Quadratmeter Fläche will der Verein Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus für sein Projekt auf dem Güterbahnhof haben. Auf etwa 300 Quadratmetern um den ehemaligen Beobachtungsstand herum soll eine Dauerausstellung entstehen. Schwerpunkte: die Geschichte des Nationalsozialismus in Tübingen und der Region, mit besonderem Fokus auf dem Thema Zwangsarbeit.

Zweitens sind laut dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Dr. Martin Ulmer Wechselausstellungen mit sehr vielfältigen Themen geplant, von Kirche über Widerstand und Jugend im Nationalsozialismus. Die seien zielgruppenmäßig und würden dann an die Wand projiziert. Sie seien also nicht in einer Dauereinrichtung drin.

Weitere 250 Quadratmeter hätten die Vereinsmitglieder gerne für Arbeits- und Veranstaltungsräume, entweder im Untergeschoss oder im Haus neben der Güterhalle. Dort sollen vorwiegend Jugendliche im Internet und anhand der Datenbanken recherchieren können, oder sich selber - so Ulmer - zum Beispiel auch eine Ausstellung erarbeiten können, die sie in der Schule oder in der Jugendgruppe zeigen, oder eine Stadtführung vorbereiten. Das könnten sie anhand des Materials, das ein pädagogischer Mitarbeiter dort für die Schule oder Jugendgruppen, aber auch für Erwachsene zur Verfügung stellen würde.

Gleichzeitig wollen die Beteiligten den Schülern ein besseres Verständnis von Demokratie vermitteln und Rechtsextremismus vorbeugen.

Bei Bildungseinrichtungen wie etwa der Geschwister-Scholl-Schule stößt der Verein auf Zustimmung. Gebremst wird die Idee aber von der Stadt. Denn die Bauverwaltung will dem Zentrum nur zweihundert Quadratmeter zur Verfügung stellen. Sollte sich der Gemeinderat gegen die Vorstellungen des Vereins entscheiden, muss der Trägerverein seine Pläne überdenken.

Eine kleine Lösung komme für den Verein nicht in Frage, so der stellvertretenden Vorsitzende. Eine kleine Lösung würde bedeuten, dass es vielleicht noch ein kleines Museum sei. Aber die ganze Thematik des Lernens, dass man eben auch genügend Arbeitsplätze für Jugendliche habe, das würde dann wegfallen, das könnte der Verein dann gar nicht realisieren. Und deshalb wäre das Ulmer zufolge dann auch kein Lern- und Dokumentationszentrum mehr.

Dass das Projekt auf dem Abstellgleis landet, glaubt Ulmer aber nicht. Wenn alles wie geplant klappt, rechnet der stellvertretende Vereinsvorsitzende mit einer einmaligen Investitionssumme von einer halben Million Euro, plus jährlichen Kosten in Höhe von maximal 140.000 Euro. Dabei hofft er vor allem auf Zuschüsse von öffentlichen Trägern.

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