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Rom / Sri Lanka / Göttingen:

Umstrittener Papstbesuch - GfbV: "Autoritärer Präsident instrumentalisiert Papstbesuch für Wahlkampf"

Stand: 05.01.15 11:42 Uhr

05.01.2015. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem autoritären Staatspräsidenten Sri Lankas Mahinda Rajapaksa vorgeworfen, den bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus für seine Wiederwahl zu instrumentalisieren. In Christengebieten lasse Rajapaksa mit Wahlplakaten werben, die ihn mit seiner katholischen Ehefrau bei einem Papstempfang zeigen. So suggeriere der Präsident der überwiegend katholischen christlichen Minderheit seines Landes, dass er die Unterstützung des Heiligen Vaters genieße. Die Präsidentschaftswahl ist für den 8. Januar 2015 terminiert. Der Papst reist am 13. Januar in das Land.

Christen stellen rund zehn Prozent der 21 Millionen überwiegend buddhistischen Bewohner des Landes.

„Es kann nicht im Interesse des Papstes sein, die Wiederwahl eines Despoten zu ermöglichen, der für Nepotismus, Machtmissbrauch, mangelnden Respekt für Menschenrechte sowie für die Ausgrenzung religiöser Minderheiten bekannt ist", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. „Wir bedauern es sehr, dass der Papst seine Reise nicht verschoben hat, als der Termin der Wahlen bekanntgegeben wurde." Sie finden am kommenden Donnerstag (8.1.2015) statt.

Führende Katholiken aus Sri Lanka hatten nach Angaben der GfbV vergeblich eine Verschiebung des Papstbesuches gefordert. Das geistliche Oberhaupt wird am 13. Januar in Sri Lanka erwartet.

„Für Papst Franziskus wird es die bislang schwierigste Auslandsreise, da buddhistische Nationalisten den Besuch argwöhnisch beobachten werden, bereits vor Appellen des Papstes zugunsten religiöser Minderheiten warnten und von ihm zudem eine Entschuldigung für die „Verbrechen während der Kolonialzeit" forderten", sagte Delius. „Doch wenn der Pontifex Maximus glaubwürdig bleiben will, dann darf er nicht schweigen zu der zunehmenden Ausgrenzung kleinerer Glaubensgemeinschaften und der wachsenden Zahl von Übergriffen auf Muslime und Christen."

Verantwortlich dafür sei die Hetzpropaganda der nationalistisch buddhistischen Bewegung Bodu Bala Sena, die vom Bruder des Präsidenten gefördert werde.

Der amtierende Präsident Mahinda Rajapaksa sei umstritten, weil er in führenden Staatsämtern Familienangehörige platziert habe, durch eine Verfassungsänderung seine Machtbefugnisse erweitert - sowie eine dritte Amtsperiode ermöglicht habe.

Rajapakasa werde außerdem vorgeworfen, nach drei Jahrzehnten Bürgerkrieg nichts für eine Versöhnung zwischen Singhalesen und Tamilen getan zu haben und mutmaßliche Kriegsverbrecher vor Strafverfolgung zu schützen und zu befördern. Die Medien hat das Staatsoberhaupt nach Angaben der GfbV weitestgehend gleichgeschaltet. Kritischen Journalisten drohe Verfolgung.

Rajapaksas Wiederwahl galt nach Angaben der GfbV lange als gesichert. Doch nach dem Rücktritt mehrerer Minister und nach den Aufrufen tamilischer und muslimischer Parteien, den Oppositionskandidaten Maithripala Sirisena zu unterstützen, hoffen Bürgerrechtler den Angaben zufolge auf eine Abwahl Rajapaksas und auf einen demokratischen Neuanfang.

 

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