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Konstruktive Tarifpolitik der Branchengewerkschaften - IW Köln: "Es geht auch ohne Krawall"

Stand: 01.01.15 23:55 Uhr

01.01.2015. Es geht auch anders, als bei Lokführern und Piloten: Anders als bei den Spartengewerk­schaften liefen die Tarifrunden der Branchengewerkschaften 2014 eher ruhig ab. Das teilte das Institut fü Wirtschaft Köln (IW Köln) mit: "Dennoch kam es zu Warnstreiks. Im Bankgewerbe richteten sich diese gegen Bestrebungen der Arbeitgeber, den Samstag als Regelarbeitstag einzuführen." Im öffentlichen Dienst, in der Druckindustrie und in der Stahlindustrie seien Warnstreiksaber ohnehin ein fester Bestandteil des Verhandlungsrituals der Gewerkschaften. Bau- und Chemiegewerkschaft kamen dagegen ohne Warnstreiks zu guten Abschlüssen.

Im Jahr 2015 verhandeln die Sozialpartner in einer ganzen Reihe von Branchen über neue Tarifverträge. Die Forderungen der Gewerkschaften sind ambitioniert, der Verteilungsspielraum dagegen ist eng.

Seit Monaten streiten Lokführer und Piloten für höhere Löhne oder, wie bei der Lufthansa, für den Erhalt der üppigen Übergangsversorgung. Dabei kam es auch immer wieder zu Arbeitsniederlegungen.

Im Schatten dieser medienwirksamen Konflikte sind Ende 2014 die Tarifverträge in großen Branchen wie der Metall- und Elektro-Industrie, dem öffentlichen Dienst der Länder und – in den meisten Regionen – dem Hotel- und Gaststättengewerbe ausgelaufen. Die IG Metall, die Gewerkschaft Nahrung, Ge­nuss, Gaststätten und ver.di fordern allesamt 5,5 Prozent mehr Lohn. Im weiteren Jahresverlauf stellen auch die Gewerkschaften in der Chemie, dem Handel, dem Versicherungsgewerbe, dem Kfz-Gewerbe und der Deutschen Post ihre Lohnforderungen (Tableau).

Insgesamt erhalten 2015 wohl mehr als 11,4 Millionen Beschäftigte neue Tarifverträge.

Zuletzt hat sich die Tariflohndynamik beschleunigt. So sind die Tariflöhne seit 2008 um 14,6 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um 3,1 Prozent.

Allein im Jahr 2014 erhöhten sich die Tarifverdienste nach vorläufigen Berechnungen um durchschnittlich 3,2 Prozent, die Produktivität wuchs dagegen lediglich um magere 0,2 Prozent.

Den steigenden Lohnstückkos­tendruck konnten die Unternehmen nicht ganz auf die Preise überwälzen. Die Produzentenpreise haben sich seit 2008 nur um 12,8 Prozent und 2014 um 1,5 Prozent erhöht.

In einigen großen Branchen gab es – anders als es 2015 der Fall sein wird – keine Tarifverhandlungen. Stattdessen wurden Stufenanpassungen älterer Abschlüsse wirksam. So griff in der Metall- und Elektro-Industrie zum Mai 2014 eine 2,2-prozentige und im Einzelhandel zum April eine 2,1-prozentige Stufenerhöhung aus den Abschlüssen des Jahres 2013.

Hinsichtlich der Neuabschlüsse 2014 zeigt eine Auswahl wichtiger Branchen, dass es in der Bauindus­trie und der Chemischen Industrie die höchsten Zuwächse gab. Im ostdeutschen Bauhauptgewerbe stiegen die Löhne um 3,8 Prozent, in der Chemischen Industrie wurden die Entgelte um 3,7 Prozent angehoben. Im westdeutschen Bauhauptgewerbe waren es immerhin 3,1 Prozent.

Auch in anderen Tarifbereichen setzten die Gewerkschaften recht hohe Abschlüsse durch (Tableau). Im öffentlichen Dienst – Bund und Kommunen – gab es 3,0 Prozent oder mindestens 90 Euro pro Monat mehr. Daraus ergaben sich für die unteren Lohngruppen Zuwächse von bis zu 5,8 Prozent.

Kennzeichnend für viele Abschlüsse des vergangenen Jahres waren verhältnismäßig lange Laufzeiten. Diese lagen in der Eisen- und Stahlindus­trie bei 17 Monaten; im Bauhauptgewerbe, im privaten Bankgewerbe, im öffentlichen Dienst, im Einzelhandel und bei der Deutschen Telekom betrugen sie sogar 24 Monate.

Verhandelt wurde allerdings nicht nur über Entgelte. Im Bauhauptgewerbe einigten sich die Tarifparteien darauf, auch im Osten eine überbetriebliche Tarifrente einzuführen. In der Chemischen Industrie wurde der neue Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg" vereinbart, bei der Deutschen Telekom eine Beschäftigungssicherungsvereinbarung verlängert und in der Eisen- und Stahlindustrie erstmals ein Tarifvertrag mit Standards zu Werkverträgen verabschiedet.

Qualitative Tarifvereinbarungen sind in der Regel nicht kostenneutral. Sie müssen – wie die Entgelterhöhungen – aus dem Verteilungsspielraum finanziert werden.

Anders als bei den Spartengewerk­schaften liefen die Tarifrunden der Branchengewerkschaften 2014 eher ruhig ab. Dennoch kam es zu Warnstreiks. Im Bankgewerbe richteten sich diese gegen Bestrebungen der Arbeitgeber, den Samstag als Regelarbeitstag einzuführen.

Im öffentlichen Dienst, in der Druckindustrie und in der Stahlindustrie sind Warnstreiks ohnehin ein fester Bestandteil des Verhandlungsrituals der Gewerkschaften. Bau- und Chemiegewerkschaft kamen dagegen ohne Warnstreiks zu guten Abschlüssen.

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