Asylsuchende in Flüchtlingsunterkunft | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Dieses Jahr fast 26.000 Flüchtlinge in Ba­den- Württemberg - Städtetag will Flüchtlingshilfen besser vernetzen

Stand: 28.04.15 12:58 Uhr

29.12.2014. Allein im Jahr 2014 sind in Ba­den- Württemberg fast 26.000 Flüchtlinge angekom­men. Wie sollen diese Men­schen integriert werden und welche Strukturen braucht es vor Ort? Das teilte der Städtetag in einer Presse-Info mit: Der Städtetag will künftig lokale Netzwerke gezielt fördern. Nichts spreche dafür, dass die Zu­wanderung von Flüchtlingen nach Europa in absehbarer Zeit nach­lässt. Die wesentlichen Ströme gehen demnach von Regionen wie Irak, Syrien, auch Iran und Teilen Schwarzafrikas aus, die sich in einem anhaltenden Umbruch be­finden. Auch im Land müssen sich deshalb immer mehr Städte darauf einstellen, Zufluchtsorte für Flüchtlinge zu sein.

Die Flüchtlinge seien in ei­ner globalisierten Welt auf unter­schiedlichsten Pfaden unterwegs.

Alleine in Baden-Württemberg wird im Jahr 2014 mit 26.000 Hil­fesuchenden gerechnet. Bun­desweit sind es rund 200.000 Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen. Für viele Städte im Land stellen sich angesichts dieser Zuwanderung drängende Fragen:

Wie lassen sich Flücht­linge unterschiedlichster Herkunft in die Stadtgesellschaft integrie­ren? Welche Initiativen machen welche Angebote? Wie lassen sich Sprachbarrieren überwin­den? Wo lassen sich angemes­sene Unterkünfte auf einem an­gespannten Wohnungsmarkt fin­den?

Vor diesem Hintergrund hat jetzt der Städtetag Baden-Württemberg die Initiative ergrif­fen, um Netzwerke vor Ort zu stärken und die bestehenden Strukturen so zu verbessern, dass die anstehenden Herausfor­derungen gemeistert werden können. „Wir wollen lokale Bünd­nisse der Vielfalt fördern und da­für auch Mittel zu Verfügung stel­len", sagt Gudrun Heute-Bluhm, Hauptgeschäftsführerin des kommunalen Spitzenverbands, dem 185 Städte angehören, in denen mehr als 6,3 Millionen Menschen leben.

Gemeinsam gestaltete Will­kommensstrategie

Zwar gibt es in den Kommunen im traditionell ehrenamtlich stark engagierten Südwesten eine Vielzahl von Menschen und Initia­tiven, die sich aktiv in der Flücht­lingshilfe einbringen. „Wir stellen in unseren Beratungen fest, dass vor Ort noch manches besser organisiert und unterstützt wer­den muss", sagt Heute-Bluhm, frühere Oberbürgermeisterin von Lörrach.

„Oft fehlen übergreifende Strukturen und zentrale An­sprechpartner, die etwa bei trau­matischen Erlebnissen fachliche Hilfe vermitteln können." Um die Flüchtlingshilfe künftig effektiver zu gestalten, schlägt der Städte­tag Baden-Württemberg vor, in den Kommunen im Land die Kräf­te in lokalen Netzwerken zu bün­deln, in denen alle Beteiligten aus Verwaltung, Politik und Bürger­schaft versammelt sind.

Auf die­sem Weg könnten Themen wie Sprachförderung, Beschäftigung, Freizeit, Betreuung, Unterkünfte oder Bildungsangebote ganzheit­lich im System begleitet und be­arbeitet werden. "Unsere Bürger und Bürgerinnen sind durchweg bereit, den Flüchtlingen auch bei der Suche nach einem Arbeits­platz zu helfen. Dann muss eine berufsbezogene Sprachförderung die Menschen auf ihren Arbeits­platz vorbereiten oder die jungen Menschen bei der Ausbildung mit begleitenden Deutschkursen un­terstützen."

Gleichzeitig sollen auch vorhandene Strukturen wie Mütterzentren, Mehrgeneratio­nenhäuser oder Bündnisse für Familie einbezogen werden und damit Teil einer gemeinsam ge­stalteten Willkommensstrategie sein.

Städte bekommen finanzielle Unterstützung

Die beteiligten Städte sollen da­bei eine finanzielle Unterstützung von 5000 - 8000 € im Jahr unbü­rokratisch beantragen können. Der Städtetag kann Ressourcen für die Initiative zur Verfügung stellen und wäre bereit, im Auf‑

trag des Landes mit seinen Netzwerken die Fachberatung der lokalen Bündnisse in enger Ko­operation mit dem jeweiligen Landkreis, den Verbänden, den ehrenamtlichen Helfern und den Initiativen vor Ort zu unterstützen.

Gisela Erler, Staatsrätin für Zivil­gesellschaft und Bürgerbeteili­gung in der baden-württembergischen Landesregie­rung, hat nach dem Flüchtlings­gipfel im Oktober dieses Jahres bereits angekündigt, das Ehren­amt stärker in die Flüchtlingshilfe einbinden und die unterschiedli­chen Programme besser ver­knüpfen zu wollen. Bisher hat die Landesregierung jedoch keine konkreten Hilfen für die soziale Begleitung geboten.

Dem Städte­tag Baden-Württemberg geht es darum, die dafür notwendigen Schritte konkret auszugestalten. Dabei sollen nach dem Vorbild der bewährten Fachberatung Bürgerengagement, das unter anderem eng mit dem Sozialmi­nisterium und den Kommunalen Landesverbänden vernetzt ist, verschiedene Module geschaffen werden. Angedacht sind bei­spielsweise regionale und thema­tische Austauschbörsen, Beglei­tung und Coaching der Akteure, Förderung des Engagements der Flüchtlinge selbst oder die Orga­nisation einer wissenschaftlichen Begleitung.

"Wenn man davon ausgeht, dass allein von den im Jahr 2014 eingereisten Flüchtlin­gen 9000 mit Hilfe von Sprach­förderprogrammen zum Arbeits­markt hingeführt werden sollten, wird deutlich, dass dies nicht oh­ne weitere spürbare Unterstüt­zung der Netzwerke vor Ort ge‑

lingen kann. Hier sehen wir das Land in der Pflicht", meint Heute­Bluhm. Auch konsequente Integ­rationskurse nach dem für andere Gruppen von NeubürgerInnen bewährten Muster könnten eine große Hilfe sein. Die Rede von der Willkommenskultur darf keine Worthülse sein, sondern muss durch konkrete Hilfen untermau­ert werden, die nicht die Städte und Gemeinde vor Ort allein auf­bringen können.

WERBUNG:



Seitenanzeige: