Die Flüchtlinge seien in einer globalisierten Welt auf unterschiedlichsten Pfaden unterwegs.
Alleine in Baden-Württemberg wird im Jahr 2014 mit 26.000 Hilfesuchenden gerechnet. Bundesweit sind es rund 200.000 Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen. Für viele Städte im Land stellen sich angesichts dieser Zuwanderung drängende Fragen:
Wie lassen sich Flüchtlinge unterschiedlichster Herkunft in die Stadtgesellschaft integrieren? Welche Initiativen machen welche Angebote? Wie lassen sich Sprachbarrieren überwinden? Wo lassen sich angemessene Unterkünfte auf einem angespannten Wohnungsmarkt finden?
Vor diesem Hintergrund hat jetzt der Städtetag Baden-Württemberg die Initiative ergriffen, um Netzwerke vor Ort zu stärken und die bestehenden Strukturen so zu verbessern, dass die anstehenden Herausforderungen gemeistert werden können. „Wir wollen lokale Bündnisse der Vielfalt fördern und dafür auch Mittel zu Verfügung stellen", sagt Gudrun Heute-Bluhm, Hauptgeschäftsführerin des kommunalen Spitzenverbands, dem 185 Städte angehören, in denen mehr als 6,3 Millionen Menschen leben.
Gemeinsam gestaltete Willkommensstrategie
Zwar gibt es in den Kommunen im traditionell ehrenamtlich stark engagierten Südwesten eine Vielzahl von Menschen und Initiativen, die sich aktiv in der Flüchtlingshilfe einbringen. „Wir stellen in unseren Beratungen fest, dass vor Ort noch manches besser organisiert und unterstützt werden muss", sagt Heute-Bluhm, frühere Oberbürgermeisterin von Lörrach.
„Oft fehlen übergreifende Strukturen und zentrale Ansprechpartner, die etwa bei traumatischen Erlebnissen fachliche Hilfe vermitteln können." Um die Flüchtlingshilfe künftig effektiver zu gestalten, schlägt der Städtetag Baden-Württemberg vor, in den Kommunen im Land die Kräfte in lokalen Netzwerken zu bündeln, in denen alle Beteiligten aus Verwaltung, Politik und Bürgerschaft versammelt sind.
Auf diesem Weg könnten Themen wie Sprachförderung, Beschäftigung, Freizeit, Betreuung, Unterkünfte oder Bildungsangebote ganzheitlich im System begleitet und bearbeitet werden. "Unsere Bürger und Bürgerinnen sind durchweg bereit, den Flüchtlingen auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz zu helfen. Dann muss eine berufsbezogene Sprachförderung die Menschen auf ihren Arbeitsplatz vorbereiten oder die jungen Menschen bei der Ausbildung mit begleitenden Deutschkursen unterstützen."
Gleichzeitig sollen auch vorhandene Strukturen wie Mütterzentren, Mehrgenerationenhäuser oder Bündnisse für Familie einbezogen werden und damit Teil einer gemeinsam gestalteten Willkommensstrategie sein.
Städte bekommen finanzielle Unterstützung
Die beteiligten Städte sollen dabei eine finanzielle Unterstützung von 5000 - 8000 € im Jahr unbürokratisch beantragen können. Der Städtetag kann Ressourcen für die Initiative zur Verfügung stellen und wäre bereit, im Auf‑
trag des Landes mit seinen Netzwerken die Fachberatung der lokalen Bündnisse in enger Kooperation mit dem jeweiligen Landkreis, den Verbänden, den ehrenamtlichen Helfern und den Initiativen vor Ort zu unterstützen.
Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in der baden-württembergischen Landesregierung, hat nach dem Flüchtlingsgipfel im Oktober dieses Jahres bereits angekündigt, das Ehrenamt stärker in die Flüchtlingshilfe einbinden und die unterschiedlichen Programme besser verknüpfen zu wollen. Bisher hat die Landesregierung jedoch keine konkreten Hilfen für die soziale Begleitung geboten.
Dem Städtetag Baden-Württemberg geht es darum, die dafür notwendigen Schritte konkret auszugestalten. Dabei sollen nach dem Vorbild der bewährten Fachberatung Bürgerengagement, das unter anderem eng mit dem Sozialministerium und den Kommunalen Landesverbänden vernetzt ist, verschiedene Module geschaffen werden. Angedacht sind beispielsweise regionale und thematische Austauschbörsen, Begleitung und Coaching der Akteure, Förderung des Engagements der Flüchtlinge selbst oder die Organisation einer wissenschaftlichen Begleitung.
"Wenn man davon ausgeht, dass allein von den im Jahr 2014 eingereisten Flüchtlingen 9000 mit Hilfe von Sprachförderprogrammen zum Arbeitsmarkt hingeführt werden sollten, wird deutlich, dass dies nicht ohne weitere spürbare Unterstützung der Netzwerke vor Ort ge‑
lingen kann. Hier sehen wir das Land in der Pflicht", meint HeuteBluhm. Auch konsequente Integrationskurse nach dem für andere Gruppen von NeubürgerInnen bewährten Muster könnten eine große Hilfe sein. Die Rede von der Willkommenskultur darf keine Worthülse sein, sondern muss durch konkrete Hilfen untermauert werden, die nicht die Städte und Gemeinde vor Ort allein aufbringen können.
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