Ministerpräsident Winfried Kretschmann | Bildquelle: Staatsministerium Stuttgart

Baden-Württemberg:

Ministerpräsident Kretschmann für Dialog mit Pegida-Anhängern und "Selbstreinigung" des Islam

Stand: 26.12.14 22:15 Uhr

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat zum Dialog mit den Anhängern der islamkritischen Pegida-Bewegung aufgerufen. Die Organisatoren hinter den Protestmärschen sieht Kretschmann aber weiterhin kritisch. In einem Interview hat der gläubige Katholik zudem eine Selbstreinigung des Islam von menschenrechtsfeindlichen Strömungen angemahnt.

Dem Berliner "Tagesspiegel" vom Samstag sagte Kretschmann: "Ängste und Vorurteile von Menschen kann man nicht verurteilen. Wir müssen mit ihnen reden und sie von etwas Besserem überzeugen." Aufklärung sei das einzige Mittel. Dies gelte aber nicht für die Drahtzieher von "Pegida", die die Vorurteile der Menschen für niedere politische Zwecke missbrauchten. Mit Blick auf die wachsende Zahl von Flüchtlingen sprach sich Kretschmann dafür aus, die Bevölkerung bei der Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften stärker mit einzubeziehen, um Ängsten zu begegnen. "Man darf nicht warten, bis einem die Probleme auf die Füße fallen. Die Bürger müssen in jedem Fall einbezogen werden. Sonst haben Demagogen freie Bahn. "

Kretschmann hat in dem Interview zudem eine Selbstreinigung des Islam angemahnt. "Eine Aufgabe aller Religionen ist es, sich immer wieder selbst zu reinigen von menschenrechtsfeindlichen Strömungen. Das gilt auch für den Islam", sagte der Ministerpräsident. Die arabische Welt als Kulturland des Islam befinde sich in einer tiefen Krise. Es hätten sich fundamentalistische Strömungen ausgebreitet, die an ihren Rändern in Gewalt und Terror ausfransten, erklärte der Grünen-Politiker. "Medial vielfach verbreitet entstehen dadurch leicht Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam."

Kretschmann sprach sich in diesem Zusammenhang unter anderem für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts aus. "Wir haben in Tübingen das erste Zentrum für Islamische Theologie und weiten das Modellprojekt für Islamischen Religionsunterricht aus. Nur so können wir sicher erreichen, dass Kinder und Jugendliche den Islam nicht von Extremisten "beigebracht" bekommen, die ihn als Ideologie missbrauchen."

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