Tsunami Wiederaufbau | Bildquelle: Diakonie Katastrophenhilfe

Südostasien:

10 Jahre nach dem verheerenden Tsunami - Noch immer helfen die Spenden in Südostasien

Stand: 26.12.14 00:04 Uhr

Zehn Jahre nach dem verheerenden Tsunami an den Küsten Südostasiens am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 helfen die Spenden noch immer. Darauf weisen zum 10. Jahrestag der Naturkatastrophe viele beteiligte Hilfsorganisationen hin. 230.000 Menschen in 14 Ländern verloren ihr Leben. 1,4 Millionen Menschen wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Damit hat der Tsunami, der damals die Küsten Südostasiens verwüstet hatte, das Schicksal so vieler Menschen in so vielen Ländern verändert wie keine Naturkatastrophe der jüngeren Geschichte zuvor. Die Deutschen spendeten damals 330,8 Mio. Euro an das Deutsche Rote Kreuz, Unicef, Caritas international und die Diakonie Katastrophenhilfe. Die vier größten Nothilfe-Organisationen erhielten damit den Hauptteil der 670 Mio. Euro, die die Bevölkerung damals für die Hilfe zur Verfügung stellte.

Aufnahme von einer Wiederaufbaumaßnahme der Diakonie Katastrophenhilfe im Jahr 2006, in der Gemeinde Salamanga bei Sigli (Indonesien) im Nordosten der Provinz Aceh: Fischerverkäufer Bachtiar (45), seine Töchter Munawarah (18), Rahmi (4) und Sohn Muryadi (8) stehen auf ihrem Grundstück, wo Arbeiter die Verschalung für die Wände richten. Im Hintergrund steht die Holzhütte in der sie derzeit leben.


Man habe die seit der Tasumani-Katastrophe erhaltenen Spenden "nachhaltig zum Wohl der Menschen" einsetzen können, sagt Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes. "In der Nothilfe, dem Wiederaufbau und der langfristig wirkenden humanitären Arbeit wurde in 147 Projekten, vor allem in Indonesien und Sri Lanka, Enormes geleistet". Das DRK erhielt 124,6 Mio. Euro an Spenden. "Und wir haben gleich weiter gedacht: Es ging immer auch darum, die Menschen für künftige Katastrophen widerstandsfähig zu machen, indem zum Beispiel Häuser in Indonesien erdbebenresistent gebaut wurden", so Seiters weiter.

Das frühe Bemühen, Arbeit und Einkommen für die Bevölkerung zu schaffen, unterstützte laut DRK die weitere Entwicklung der betroffenen Region. Beispielsweise hätten die Ausbildung von Handwerkern sowie die Schaffung lokaler Kapazitäten für den Wiederaufbau zur nachhaltigen Entwicklung des Bausektors beigetragen. So würden auch langfristig Arbeitsplätze geschaffen.

„Unicef hat damals eines seiner weltweit größten Nothilfe- und Wiederaufbauprogramme durchgeführt", erinnert sich Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. "Die Spendensumme lag bei Unicef Deutschland bei 99 Mio. Euro. Auch dank der Spenden aus Deutschland kam es nicht zu einer weiteren Katastrophe für Kinder durch Hunger und Krankheiten. Die nach 2004 geborenen Kinder in den betroffenen Gebieten gehen heute in bessere Schulen und haben eine bessere Gesundheitsversorgung. Und sie sind besser auf Naturkatastrophen vorbereitet, weil Schutzübungen in jeder Schule zum Unterricht gehören", so Schneider.


 

„Nur wer sich vor Ort gut auskennt, kann schnell und wirksam helfen", ist sich Peter Neher sicher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Caritas international erhielt 62,5 Mio. Euro an Spenden. "Unsere Tsunami- Hilfe hat deshalb auf die Expertise lokaler Partner und die Selbsthilfe der Betroffenen gesetzt. Spätere Einsätze in der Region, etwa nach dem Erdbeben auf Indonesien im Jahr 2009, haben diesen Weg bestätigt. Die Investitionen in den Katastrophenschutz und die Fortbildung der lokalen Partner haben sich so mehrfach ausgezahlt", sagt Caritas-Präsident Neher.

Das besondere Augenmerk der Caritas-Projekte galt in allen vom Tsunami betroffenen Ländern den sozial Ausgegrenzten und Benachteiligten. So konnten in Indien beispielsweise die Lebensbedingungen der benachteiligten kastenlosen Dalits nachhaltig verbessert werden. In Indonesien gelang es dauerhaft, zuvor ausgestoßene Lepra-Kranke in die Dörfer der Ostküste Sumatras zu integrieren. In allen vom Tsunami betroffenen Ländern konnten zudem unter Mithilfe der einheimischen Bevölkerung lokale Tsunami-Frühwarnsysteme aufgebaut werden.

„Das wird leider nicht die letzte Naturkatastrophe in der Region sein", schätzt , sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. Zu der Gefahr des Lebens auf dem indonesischen Feuerring und der Tsunami-Gefahr komme nun noch der Klimawandel. "Doch auch für diese menschengemachte Katastrophe sind die Maßnahmen der letzten zehn Jahre dienlich. Wir haben die Katastrophenvorsorge weiter entwickelt und durch die enge Kooperation vor Ort wichtige Erfahrungen gesammelt, die uns und unseren Partner zugute kommen", so Füllkrug-Weitzel. Die Deutschen spendeten 44,7 Mio. Euro für die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe.

Der Tsunami war ein Wendepunkt für die globale humanitäre Gemeinschaft, denn noch nie zuvor war eine solch umfassende, koordinierte Nothilfeoperation nach einer Naturkatastrophe umgesetzt worden.

„Die thematische Koordinierung von Hilfe nach Sektoren wie etwa Nahrung, Unterkünfte und Wasserversorgung ist eine der wichtigsten Errungenschaften", berichtet Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland-Luxemburg. Die so genannten „Cluster", die bei jeder großen Katastrophe vor Ort unter der Führung der Vereinten Nationen gebildet werden und die Fachexpertise der privaten und staatlichen Hilfsakteure bündeln, sichern den Informationsaustausch und gewährleisten eine Harmonisierung der Hilfe.

In den letzten zehn Jahren sind humanitäre Krisen häufiger und komplexer geworden. Lang andauernde Konflikte in fragiler Staatlichkeit nehmen zu und erschweren den humanitären Zugang sowie die Sicherheit für Helfer, ergab eine Care-Studie. 2014 gab es demnach zudem einen neuen traurigen Rekord der Vertreibung: Noch nie zuvor seit Ende des zweiten Weltkrieges seien so viele Menschen (51,2 Millionen) weltweit auf der Flucht gewesen.

Aber auch andere Entwicklungen wie die zunehmende Urbanisierung sowie die Auswirkungen des Klimawandels verändern die Anforderungen an humanitäre Hilfe: „Wir müssen noch viel mehr in die Anpassung armer Gemeinden an den Klimawandel und die Vorsorge vor Wetterextremen investieren", mahnt CARE-Generalsekretär Zentel. „Und angesichts der Prognose, dass sich die Zahl der im städtischen Raum lebenden Menschen bis 2050 auf über sechs Milliarden beinahe verdoppeln könnte, muss die Infrastruktur besonders in armen Stadtgebieten verbessert werden."

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