„Heute leben noch drei Familien von Krokodilen", erläutert Privatdozent Dr. Jürgen Schmitz, der am Institut für Experimentelle Pathologie der Uni Münster forscht und mit seinem Team am Projekt beteiligt war: „Alligatoren, Gaviale und Echte Krokodile, die ihre letzten gemeinsamen Vorfahren vor 80 bis 90 Millionen Jahren hatten. In einem internationalen Projekt haben wir Erbgut von drei Vertretern dieser Familien – Mississippi-Alligator, Ganges-Gavial und Leistenkrokodil – gesammelt und analysiert. Zusammen mit dem Erbgut von Vögeln ließen sich rund 584 Millionen Basenpaare des gemeinsamen Vorfahren von Krokodilen, Flugsauriern, ausgestorbenen Dinosauriern und Vögeln rekonstruieren – das entspricht etwa einem Viertel des Erbgutes. Wir schätzen die Genauigkeit des partiell rekonstruierten Genoms auf mehr als 90 Prozent."
Wie das namenlose Tier im Detail ausgesehen hat, werden die Wissenschaftler mit dem Genom nicht klären können. Dafür können sie daran aber erforschen, was die genetische Grundlage des Gigantismus mancher Dinosaurier oder des Fluges der Vögel ausmacht. Aus weiteren Erbgutanalysen konnten die Forscher schließen, dass die Populationsgrößen aller Krokodillinien im Pleistozän (etwa 2,6 Millionen bis 11.700 Jahre in der Vergangenheit) zurückgingen, wahrscheinlich wegen der globalen Abkühlung in diesem Zeitalter.
Das Multigenom-Projekt wurde von den Amerikanern David A. Ray (Mississippi State University) und Richard E. Green (University of California, Santa Cruz) geleitet. Zu den münsterischen Autoren des nun in der Fachzeitschrift „Science" veröffentlichen Artikels gehört neben Schmitz auch Dr. Alexander Suh, der als Postdoktorand mehrere Monate in Rays Team gearbeitet hat. Suh ist Fachmann für springende Gene (Transposons), die einzigartige Einblicke in die Evolutionsgeschichte geben können. Suh und Kollegen verfassten einen weiteren Artikel für die Fachzeitschrift Genome Biology and Evolution.
Bild oben: Ein Großcousin des Pinguins: Ganges-Gavial vom indischen Subkontinent.
Publikationen:
Green, Richard E. et al. (2014): Three crocodilian genomes reveal ancestral patterns of evolution among archosaurs. In: Science. Doi: http://dx.doi.org/10.1126/science.1254449
Suh, Alexander et al. (2014): Multiple lineages of ancient CR1 retroposons shaped the early genome evolution of amniotes. In: Genome Biology and Evolution. Doi: http://dx.doi.org/10.1093/gbe/evu256
Leichter Regen 3 / 4° C Luftfeuchte: 98% |
Bedeckt 4 / 5° C Luftfeuchte: 95% |
Leichter Regen 2 / 4° C Luftfeuchte: 97% |