820-mal sind dem KMBD sind in diesem Jahr Munitionsfunde gemeldet worden. 1835 Anträge von Bauherren, Baufirmen, Ingenieurbüros und Kommunen gingen bei der Luftbildauswertung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ein. Die Aufgabe für die Fachleute lautet dann: Anhand historischer Aufnahmen zu ermitteln, ob möglicherweise noch scharfe Munition im Boden liegt, die geborgen und entschärft werden muss, damit sicher gebaut werden kann.
Im Zusammenhang mit der guten konjunkturellen Entwicklung und den damit einhergehenden Planungen von Baumaßnahmen hat der KMBD in diesem Jahr eine Fläche von rund 315.035 Quadratmetern – das entspricht etwa 30 Fußballfeldern – abgesucht, um eine Bebauung zu ermöglichen.
„Mein Respekt und mein herzlicher Dank geht an alle Mitarbeiter des KMBD, die während der Arbeit ihr Leben riskieren, um uns von den brandgefährlichen Altlasten der Weltkriege zu befreien", sagte Regierungspräsident Johannes Schmalzl bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2014. „Ohne die Aufräumarbeiten meiner Mitarbeiter auf Geländen, die bebaut werden sollen, könnten Gewerbe, Industrie und Dienstleister nicht so sicher von der guten konjunkturellen Entwicklung profitieren."
Neben der Entschärfung von Bomben und der Vernichtung der Kriegsmunition kümmert sich der KMBD auch um die Vernichtung abgegebener Waffen. Nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen im Jahr 2009 hat sich hier Einiges getan:
Das Regierungspräsidium Stuttgart hat im Jahr 2009 durch den KMBD rund 92 Tonnen landesweit zurückgegebene Waffen vernichtet. Während es in den zweieinhalb Monaten vor dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen lediglich etwa 2 Tonnen waren, wurden beispielsweise allein im Rekordmonat Oktober 2009 rund 19 Tonnen angeliefert und vernichtet. Dagegen waren es im gesamten Jahr 2008 rund 18 Tonnen, im Jahr 2007 rund 11 Tonnen Waffen, in früheren Jahren noch weniger. Eine Tonne entspricht dabei in etwa rund 600 Waffen. Insgesamt wurden 2009 also rund 55.000 Waffen aus dem Verkehr gezogen und entsorgt. Die Waffen werden beim KMBD ausgeglüht und dadurch unbrauchbar gemacht. Dann werden die Reste in einem Hochofen eingeschmolzen. Das gewonnene Metall wird als Baustahl verwendet.
Im Folgejahr 2010 wurden immer noch insgesamt knapp 90 Tonnen (umgerechnet 54.000 Waffen) vernichtet. In 2011 waren es 35 Tonnen, umgerechnet rund 21.000 Waffen. In 2012 wurden rund 24,6 Tonnen Waffen vernichtet, also umgerechnet 15.000 Waffen. Im Jahr 2013 kamen noch einmal 32 Tonnen, also 19.000 vernichtete Waffen dazu. In diesem Jahr (2014) sind es 19 Tonnen (11.700 vernichtete Waffen).
Im Ergebnis wurden also seit März 2009 bis heute landesweit rund 175.700 Waffen zurückgegeben und vernichtet, was einen Rückgang von etwa 18 Prozent der Anfang 2009 noch rund 900.000 im Land registrierten Waffen entspricht. Hinzukommt seit 2009 die Vernichtung von etwa 60.000 Kilogramm Jagd- und Sportmunition.
Regierungspräsident Johannes Schmalzl sagte: „Auch bald sechs Jahre danach bleibt der Amoklauf von Winnenden und Wendlingen eine Verpflichtung, der wir uns zu stellen haben."
Es sei äußerst positiv, dass die schon Ende März 2009 ergangenen Aufrufe zur freiwilligen Waffenrückgabe landesweit bis heute reichlich Früchte tragen, erläuterte Schmalzl mit Blick auf die Bilanz, „aber auch nach zwischenzeitlich rund 175.700 zurückgegebenen und vernichteten Waffen bleibt der Aufruf zur freiwilligen Rückgabe von Waffen genau so aktuell wie die Durchführung konsequenter Kontrollen durch die Waffenbehörden angesichts zahlreicher Verstöße gegen die gesetzlich verschärften Aufbewahrungspflichten bei Waffenbesitzern."
Jede Waffe weniger bedeute ein Mehr an Sicherheit für alle, betonte der Regierungspräsident und appellierte erneut an alle, sich in der jetzigen Vorweihnachtzeit Gedanken über ihre Waffen machen, eben diese Waffen bei den zuständigen Behörden abzugeben.
Hintergrundinformation:
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Munition der verschiedensten Kaliber, Patronen, Granaten und Panzerfäuste in aller Eile vor dem Zugriff der nachrückenden alliierten Truppen beseitigt. Die Munition wurde in Depots oder auf Sammelplätzen – vielfach nur lose aufgehäuft – gesprengt, in Bombentrichtern vergraben, auf dem Grund von Gewässern versenkt oder einfach planlos weggeworfen. Bei Sprengversuchen war dabei der größte Teil der gefährlichen Munition ohne zu detonieren in weitem Umkreis um die Sprengstelle verstreut oder im Sprengtrichter von der Druckwelle in die Erde gepresst worden.
Hinzukommen Bomben, die über den Industriezentren Baden-Württembergs wie Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn, Friedrichshafen und Ulm abgeworfen wurden, aber nicht detoniert sind.
All diese Kampfmittel stellten – und stellen bis heute – eine erhebliche Gefährdung für die Bevölkerung dar. Wann immer Blindgänger gemeldet werden oder Bauvorhaben auf Geländen anstehen, die über die Luftbildauswertung als besonders gefährdet für diese Altlast gelten, kommt der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) zum Einsatz.
Der KMBD ist eine landesweite Aufgabe des Regierungspräsidiums Stuttgart. Das dortige Referat 16 ist zuständig für alle Regierungsbezirke in Baden-Württemberg. Zurzeit sind 33 Mitarbeiter beim KMBD beschäftigt – drunter acht Feuerwerker, vier Munitionsvorarbeitern, zehn Munitionsfacharbeiter und sechs Luftbildauswerter. Die Leitung hat derzeit Ralf Vendel.
Leider blieben nach Angaben des Regierungspräsidiumsdie Sprengkommandos von schweren Unfällen mit Munition nicht verschont. So wurden seit Kriegsende bei den oftmals lebensgefährlichen Arbeiten 13 Mitarbeiter tödlich verletzt. Für das Jahr 2014 sind keine Unfälle beim KMBD zu verzeichnen.
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