Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July | Bildquelle: EMH/Gottfried Stoppel

Stuttgart / Karlsruhe:

Landesbischof July kündigt einen "Aktionsplan Inklusion" an - Auch die Politik macht sich beim Landeskirchenempfang für eine inklusive Gesellschaft stark

Stand: 18.12.14 02:48 Uhr

Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hat am Dienstag, 9. Dezember, in Stuttgart einen landeskirchlichen "Aktionsplan Inklusion" angekündigt. Beim Jahresempfang der beiden evangelischen Landeskirchen von Baden und Württemberg zum Thema Inklusion sagte er: "Inklusion ist für uns nicht ein ‚nice to have", auch nicht nur moralische Pflicht, sondern ein Wesenszug der Kirche." Sie verstehe Teilhabe nicht nur als Rechtsanspruch, sondern auch geistlich. July bat die politisch Verantwortlichen, sich verstärkt um Inklusion zu bemühen, und sagte ihnen die Unterstützung der Kirche zu.

„Die Landesregierung steht für eine Wertschätzung der Verschiedenheit jedes Menschen und eine Anerkennung gleicher Rechte aller Bürgerinnen und Bürger. Die Vielfalt der Menschen sehen wir als Bereicherung und Chance, ja als Selbstverständlichkeit für unsere Gesellschaft", erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er wies darauf hin, dass staatliche Maßnahmen alleine nicht genügen. „Um Baden-Württemberg zu einem Land zu machen, in dem die Menschen – gleich welcher Herkunft oder Art – Respekt, Wertschätzung und Akzeptanz erfahren, brauchen wir auch die Unterstützung der Kirchen", sagte er. Gerade in der gesellschaftlichen Inklusion von Armen, Alten, Behinderten, sozial Schwachen und Migranten würden die Kirchen Großartiges leisten.

Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch betonte, es gebe Fortschritte auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft, aber es bleibe noch viel zu tun. Dabei stünden einer wirksamen Inklusion auch „Barrieren in den Köpfen" im Wege. Inklusion sei für alle Menschen, die ausgegrenzt und ihrer Möglichkeiten beraubt würden, sehr wichtig. Das gelte unabhängig von Religionszugehörigkeit, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Handicap oder Alter. „Was wir brauchen, ist eine inklusionsfördernde Haltung", betonte sie. Es gelte „Ängste und Vorbehalte zu überwinden, Verschiedenheit und Vielfalt wertzuschätzen". Dabei seien Nächstenliebe und Toleranz der „Dünger für eine inklusive Gesellschaft".

Der badische Landesbischof Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh verwies auf die Weihnachtsbotschaft. Auch sie berichte von Inklusion. Gott habe sich auf den Weg zum Menschen gemacht, Engel und Hirten, Weise und Arme, Mensch und Tier hätten zusammen gefunden. „Die Kirchen versuchen, diese Bewegung aufzunehmen", so Cornelius-Bundschuh.

Im Rahmen des Jahresempfangs hat Landesbischof July den Preis "Familienfreundliche Gemeinde" verliehen, bei dem ebenfalls das Thema Inklusion im Mittelpunkt stand. Preisträger sind die evangelischen Kirchengemeinden Sophie Scholl in Schwäbisch Hall, die Friedenskirche in Bietigheim, Ötisheim im Enzkreis sowie das Haus der Familie in Stuttgart in Kooperation mit dem Behindertenzentrum Stuttgart (bhz).

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