Mammut | Bildquelle: pixabay.com

Tübingen:

Jäger drängten Mammuts schon vor 30.000 Jahren zurück - Tübinger Forscher finden Hinweise gegen die These vom kli­matisch bedingten Aussterben der großen Pflanzenfresser

Stand: 17.07.17 16:09 Uhr

17.12.2014. Intensive Jagd durch den Menschen hat offenbar schon vor etwa 30.000 Jahren zu einem Rückgang der Mammutpopulationen in Westeuropa geführt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher der Universität Tübingen sowie der Senckenberg-Gesellschaft für Naturfor­schung in einer Studie. Bisher war ungeklärt, ob das Mammut in Europa durch den Menschen ausgerottet wurde oder Klimaänderungen zum Opfer gefallen ist. Die Tübinger Biogeologin Drucker sagte, aufgrund der Ergebnisse der neuen Studie sei "es sehr wahrscheinlich, dass der Rückgang der Mammutpopulationen in Südwestdeutsch­land durch den Menschen verursacht wurde." Die eiszeitlichen Jäger und Sammler hätten damit schon vor mehr als 20.000 Jahren ganz erheblich in das von ihnen bewohnte Ökosystem eingegriffen.

 Wie die Wissenschaftler um die Biogeologin Dr. Dorothée G. Drucker im Fachmagazin „Quaternary International" berich­ten, lässt sich bei der Analyse von Knochen, Zähnen sowie Mammutel­fenbein aus der Phase des sogenannten Gravettien (etwa 30.500 bis 22.000 Jahre vor unserer Zeit) zeigen, dass die klimatischen Bedingun­gen wie auch die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser für die gro­ßen Pflanzenfresser dieser Epoche stabil waren.

Trotzdem ist während des Gravettiens ein deutlicher Rückgang der Fun­de von Gebrauchs- oder Kunstgegenständen aus Mammutknochen oder –elfenbein festzustellen. Drucker und der Tübinger Biogeologe Professor Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Paleoenvironment (HEP) werteten dazu vor allem Funde von der Schwä­bischen Alb, sowie aus dem südwestfranzösischen Dordogne-Tal aus. Mit Unterstützung durch Forscher des Nationalmuseums für Naturge­schichte in Paris fanden Drucker und Bocherens nun weitere Hinweise für die These, dass das langsame Verschwinden der großen Pflanzen­fresser mit einer intensiven Bejagung zusammenhing.

Dazu analysierten sie die stabilen Isotopenzusammmensetzungen von Mammut-, Pferde- und Rentierknochen. Die Verhältnisse der Kohlenstoff, Schwefel und Stickstoffisotope geben Hinweise auf die Stabilität der öko­logischen Nische. Dabei fanden sie bei allen drei Tierarten überwiegend konstante Isotopenkonzentrationen während des Gravettiens, die ökolo­gischen Bedingungen für diese Arten waren also nach wie vor gegeben.

Eine auffällige Veränderung zeigte sich allerdings bei den Überresten der Pferde im Schwäbischen Jura. Hier stieg im Laufe der Zeit die Konzentration des Stickstoff-Isotops 15N allmählich an und näherte sich während des Gravettiens den Werten des Mammuts an. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Pferde in diesem Gebiet allmählich die ökologische Nische des sich im Rückzug befindlichen Mammuts einnahmen. Um zu klären, ob es hierfür klimati­sche Argumente gibt, untersuchten sie zudem den Gehalt des Sauerstoff-Isotops 18O ‒ Veränderungen im Gehalt dieses Isotops wären ein Hinweis auf klimatische Veränderungen.

Es hätten sich jedoch keine wesentlichen Hinweise auf dramatische klimatische Veränderungen in dieser Epoche gefunden, erklärt Drucker. „Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass der Rückgang der Mammutpopulationen in Südwestdeutsch­land durch den Menschen verursacht wurde." Die eiszeitlichen Jäger und Sammler hätten damit schon vor mehr als 20.000 Jahren ganz erheblich in das von ihnen bewohnte Ökosystem eingegriffen.

Originalpublikation:

Dorothee G. Drucker, Carole Vercoutere, Laurent Chiotti, Roland Nespoulet, Lau­rent Crepin, Nicholas J. Conard, Susanne C. Münzel, Thomas Higham, Johannes van der Plicht, Martina Laznickova-Galetova, Herve Bocherens: "Tracking possible decline of woolly mammoth during the Gravettian in Dordogne (France) and the Ach Valley (Germany) using multi-isotope tracking (13C, 14C, 15N, 34S, 18O)"; Quaternary International,

DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.quaint.2014.11.028

WERBUNG:



Seitenanzeige: