Ausgrabung in Motala, Schweden | Bildquelle: Fredrik Hallgren

Berlin:

Raubgrabungen in aller Welt - Internationale Archäologen-Konferenz endet mit Appell zur Eindämmung

Stand: 17.07.17 14:34 Uhr

Die internationale Tagung "Kulturgut in Gefahr: Raubgrabungen und illegaler Handel" in Berlin ist mit dem dringenden Appell zu Ende gegangen, illegale Grabungen und die damit verbundene systematische Zerstörung von Kulturschätzen der Menschheitsgeschichte weltweit einzudämmen. Grund sind alarmierende Berichte über Raubgrabungen in aller Welt.

Besonders dramatisch ist die Situation aus Sicht der Archäologen in Krisenregionen wie Syrien, dem Irak oder Ägypten. Hier werde  nicht nur systematisch geplündert, die Zerstörung von Weltkulturerbe sei eine Folge von radikaler Ideologie. Am Ende der Tagung stand die einhellige Meinung, dass die Problemlage weltweit alarmierend ist. Das gilt für Ägypten, Syrien, dem Irak oder Mali ebenso wie für Griechenland, Italien und Europa insgesamt. Auch in Afrika, Nord- und Südamerika und in Asien kommt es Raubgrabungen und illegalem Handel.

Redner aus aller Welt und etwa 350 Teilnehmer waren auf Einladung des Deutschen Archäologischen Instituts, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Deutschen Verbandes für Archäologie ins Auswärtige Amt gekommen, um darüber zu diskutieren, wie Raubgrabungen eingeschränkt und der illegale Handel mit Antiken gesetzlich verhindert werden kann.

„Jede archäologische Grabung ist illegal, sofern sie nicht offiziell genehmigt ist. Wir brauchen für die Objekte, die gehandelt werden, eine Art ‚Antiken-Pass', aus dem die Exportgenehmigung des Herkunftslandes ersichtlich ist", sagte Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts. "Der Handel sollte sich aus eigenem Interesse eine Selbstverpflichtung auferlegen, nur Objekte mit eindeutiger Provenienz zu verkaufen und dies langfristig zu dokumentieren. Es geht auch darum, Touristen zu sensibilisieren, die sich aus dem Urlaub ein antikes Souvenir mitbringen wollen und damit ungewollt Raubgrabungen befördern." Diesen Ansatz verfolgt auch die Novellierung des Kulturschutzgesetzes, das derzeit von Kulturstaatsministerin Grütters vorbereitet wird.

Auch für die Museen gewinnt die Herkunftsforschung für archäologische Werke immer mehr an Bedeutung. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sprach sich dafür aus, alle archäologischen Objekte, die nach 1970 erworben worden sind, untersuchen zu lassen. „Die Qualität einer Sammlung hängt heute auch entscheidend von der Qualität der Provenienzen ab. Transparenz der Erwerbungsumstände ist dafür unabdingbar. Zudem sind die Experten aus den Museen wichtige Partner bei der Kriminalitätsbekämpfung. Sie werden immer stärker bei der Identifizierung von Antiken gebraucht und arbeiten intensiv mit Polizei und Zoll zusammen. Der Ausbau von Objekt-Datenbanken und Geo-Informationssystemen wie derzeit für Syrien im Aufbau sind entscheidende Instrumente für ein internationales Vorgehen gegen illegalen Handel", so Parzinger.

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