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Stuttgart:

"Inklusion ist ein Wesenszug der Kirche" - Landesbischof July verleiht den Preis "Familienfreundliche Gemeinde"

Stand: 14.12.14 18:19 Uhr

Landesbischof Frank Otfried July hat zum vierten Mal den Preis "Familienfreundliche Gemeinde" verliehen. In diesem Jahr stand das Thema "Inklusive Gemeinde" im Mittelpunkt. Im Rahmen des Jahresempfangs der Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg am Dienstag, 9. Dezember 2014, wurden im Stuttgarter Neuen Schloss vier Wettbewerber für ihre Projekte ausgezeichnet. Beworben hatten sich 17 Gemeinden.

Das Preisgeld beträgt insgesamt 3.000 Euro. Dieses Jahr wurden zwei erste Preise zu je 1.000 Euro, ein zweiter Preis zu 750 Euro und ein Sonderpreis zu 250 Euro vergeben. Der erste Hauptpreis ging an die evangelische Kirchengemeinde Sophie Scholl Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall).

Mit dem Preis wurde das gemeinsame Vorleben von Inklusion im alltäglichen Gemeindeleben gewürdigt. Für das „Sandcafé für Jung und Alt" erhielt die evangelische Kirchengemeinde Friedenskirche Bietigheim (Landkreis Ludwigsburg) den zweiten Hauptpreis. Einmal im Monat organisieren geistig- und körperbehinderte Schülerinnen und Schüler der Schule am Favoritepark in Ludwigsburg im Gemeindesaal der Kirchengemeinde ein gemeinsames Café.

Der zweite Preis ging an die evangelische Kirchengemeinde Ötisheim (Enzkreis) für ihr Projekt „Inklusive Zirkus-Kinderbibeltage", bei dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam eine Zirkusvorstellung ausgearbeitet haben. Der Sonderpreis ging an das Haus der Familie in Stuttgart e. V. in Kooperation mit dem Behindertenzentrum Stuttgart e. V. (bhz) für das Projekt „Auf geht's – Kinder und ihre Rechte". Im Rahmen einer Ferienfreizeit haben Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam an dem Thema Kinderrechte gearbeitet und ihre Ergebnisse in Schrift und Bild in einem Buch festgehalten.

„Inklusion ist für uns kein ‚nice to have', auch nicht nur moralische Pflicht, sondern ein Wesenszug der Kirche", betonte Landesbischof July in seiner Ansprache. Die Kirche lebe von der Gemeinschaft der Verschiedenen, von der gegenseitigen Wertschätzung und Liebe und von der Überzeugung, dass alle etwas beizutragen haben. Auch Rainer Schmidt, Pfarrer, Behindertensportler, freiberuflicher Referent und Kabarettist, ging in seinem Vortrag auf die Wichtigkeit dieser Teilhabe ein: „In jedem Menschen stecken viele Fähigkeiten. Diese Talente wollen entdeckt, gefördert und eingefordert werden, denn unsere Gesellschaft will und braucht die Beiträge aller."

Der Preis „Familienfreundliche Gemeinde" wurde 2005 zum ersten Mal im Rahmen des Schwerpunkttags der Landessynode „Zukunftsmodell Familie" vom früheren Landesbischof Dr. Gerhard Maier vergeben. Damals wurden Aktionen ausgezeichnet, die eine an Familien orientierte Gemeindearbeit leisten. Landesbischof July lobte den Bischofspreis zum ersten Mal 2009 mit dem Schwerpunkt „Sozialorientierung" aus. 2012 lag der Fokus auf generationenübergreifenden Projekten.

1. Preis (1)

Die evangelische Kirchengemeinde Sophie Scholl Schwäbisch Hall wurde mit dem Preis für das gemeinsame Vorleben von Inklusion im alltäglichen Gemeindeleben gewürdigt. Die Kirchengemeinde ist sehr eng mit verschiedenen Einrichtungen der Stadt verbunden und bietet zahlreiche Angebote an. Beispielsweise richtet die Gemeinde seit 35 Jahren den Seniorenkreis „Offener Club A-Z" in Zusammenarbeit mit dem Pflegestift Teurershof aus. Zusammen mit der Behindertenhilfe Schöneck bietet die Kirchengemeinde außerdem ein „Kreativ-Kaffee" an. Für das Jahr 2015 ist in der Sophie Scholl Gemeinde eine neue Gottesdienstform geplant. Dabei soll eine Gruppe aus behinderten und nichtbehinderten Menschen den Gottesdienst gemeinsam vorbereiten und feiern.

1. Preis (2)

Für das „Sandcafé für Jung und Alt" erhielt die evangelische Kirchengemeinde Friedenskirche Bietigheim den zweiten Hauptpreis. Einmal im Monat organisieren geistig- und körperbehinderte Schülerinnen und Schüler der Schule am Favoritepark in Ludwigsburg im Gemeindesaal der Friedenskirche im Bietigheimer Wohngebiet „Sand" ein gemeinsames Café. Unter den Gästen sind jüngere und ältere Gemeindeglieder, Mitschüler und Mitschülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen, aber auch ortsfremde Besucher, die von dem Café erfahren haben. Durch den Wunsch der Eltern, ihren Kindern ein Lernen und die Vorbereitung auf das Berufsleben außerhalb der Schule zu ermöglichen, ist das Projekt im Jahr 2011 in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde entstanden.

2. Preis

Der zweite Preis ging an die evangelische Kirchengemeinde Ötisheim für ihr Projekt „Inklusive Zirkus-Kinderbibeltage". „Wir wollen im Rahmen der Inklusionsbemühungen bewusst etwas für Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung beziehungsweise für Kinder mit besonderem Förder- und Unterstützungsbedarf aus dem Enzkreis anbieten", erklärte der Ötisheimer Pfarrer Markus Epting. 90 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren haben sich an der inklusiven Kinderbibelwoche im März 2014 beteiligt. Drei Tage wurde gemeinsam für eine große Zirkusvorstellung im Zirkusgottesdienst geprobt. Die Aktion fand 2014 erstmalig statt und soll nun alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden.

Sonderpreis

Der Sonderpreis ging an das Haus der Familie in Stuttgart e. V. in Kooperation mit dem Behindertenzentrum Stuttgart e. V. (bhz) für das Projekt „Auf geht's – Kinder und ihre Rechte". Im August 2014 haben Kinder zwischen drei und elf Jahren mit und ohne Behinderung im Rahmen einer Ferienbetreuung gemeinsam an dem Thema Kinderrechte gearbeitet. Dabei entwickelten sie ihre eigenen Kinderrechte in Schrift und Bild, welche in einem Buch festgehalten wurden. Dieses Buch ist Grundlage der Ausstellung „In Stuttgart geht was!" im Stuttgarter Rathaus gewesen. Die inklusiven Freizeitangebote in Kooperation mit dem bhz in Stuttgart gibt es bereits seit zehn Jahren.

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