Rauchender Schornstein eines Kraftwerks | Bildquelle: pixabay.com

Peru:

UN-Klimakonferenz: Minimalkonsens auf dem Weg zu einem Weltklimavertrag

Stand: 14.12.14 18:13 Uhr

Ohne den erhofften Durchbruch ist die UN-Klimakonferenz in Peru zu Ende gegangen. Der Kompromiss verschiebt die wichtigsten Streitpunkte auf nächstes Jahr, schnelle Lösungen gibt es nicht. Eigentlich sollten die Fundamente für den Weltklimavertrag von Paris 2015 gelegt werden, doch es wurde nicht einmal die Baugrube fertig gestellt, kritisieren Hilfsorganisationen und Umweltschützer: "Die Ärmsten weltweit tragen die Hauptlast der Auswirkungen".

Der Mangel an kollektivem Handeln sei eine große Enttäuschung für die bereits stark von Klimafolgen betroffenen Menschen, erklärt zum Beispiel die Hilfsorganisation CARE. Die reicheren und mächtigsten Länder würden weiterhin ihrer Verantwortung nicht gerecht. Die Länder zeigten laut Sven Harmeling, Leiter der internationalen CARE-Delegation bei den Klimaverhandlungen "zu wenig Ehrgeiz und Engagement für die Vereinbarung eines wirklich ambitionierten Abkommens". Vor dem UN-Klimagipfel in Paris im Jahr 2015 müssten die Regierungen laut Harmeling extra hart daran arbeiten, "die verpassten Chancen von Lima wieder aufzuholen. Sie müssen das gegenseitige Misstrauen überwinden und ihre Anstrengungen sofort verdoppeln."

"Leider schreitet der Kimawandel viel schneller voran als die Politik", sagt Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik des WWF Deutschland. "Die Verhandlungen der letzten Tage haben gezeigt, wie groß die Differenzen zwischen vielen Ländern noch sind und dass der Weg nach Paris sehr steinig sein wird."

Besonders enttäuschend sei, dass kein wirksamer Prozess verabredet wurde, damit alle Länder umgehend mehr Klimaschutz betreiben. Doch um die gefährliche Erwärmung von über zwei Grad zu verhindern, müssten die globalen Emissionen vor 2020 ihren Höchststand erreichen. Es sei bitter, so der WWF, dass auch in Lima keine Anforderungen an die Länder gestellt wurden, schnell zu handeln.

"In Lima sollten die Fundamente für den Weltklimavertrag von Paris 2015 gelegt werden, doch es wurde nicht einmal die Baugrube fertig gestellt", kritisiert auch Martin Kaiser, Leiter des internationalen Klimateams von Greenpeace.

Dabei sei die Konferenz mit großen Erwartungen gestartet. Im Vorfeld hatten sich die weltgrößten CO2-Emittenten USA und China erstmals auf ein Abkommen zum Klimaschutz geeinigt. Zudem hatte der Weltklimarat in seinem Anfang November vorgelegten fünften Klimareport nachdrücklich die Verbrennung fossiler Energien als Problem und die erneuerbaren Energien als Lösung beschrieben. Doch diese Dynamik setzte sich in Lima nicht fort. Die Staaten konnten sich nicht auf eine einheitliche und vergleichbare Formulierung ihrer Klimaziele einigen. China und weitere Schwellenländer lehnten zudem eine verbindliche Bewertung dieser Vorschläge noch vor der Pariser Konferenz ab. Ohne diese aber lässt sich nicht sagen, ob die Klimaziele ausreichen oder nachgebessert werden müssen.

Das empört die Chefs von Naturschutz-Verbänden. "Nach einem positiven Auftakt steht am Ende ein zäh ausgehandeltes, schwaches Papier", kommentiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Weder die USA, noch China, noch die meisten anderen Staaten befinden sich derzeit auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft", moniert der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Die Staatengemeinschaft hat sich in Lima auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt, mehr nicht. Lima setzt ein falsches Signal: Alle können die Atmosphäre ungestört weiter aufheizen", sagte der BUND-Vorsitzende.

In Lima wurde ein erster Entwurf für einen neuen Klimavertrag verabschiedet. Darin finden sich wichtige Ziele, zum Beispiel der vollständige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis zum Jahr 2050 oder die Verkürzung von Klimaschutzzielen auf fünf Jahre. "Bundeskanzlerin Merkel muss diese guten Ansätze während der deutschen G7-Präsidentschaft aufgreifen und verstärken", so Kaiser.

Fortschritte gab es zumindest in Finanzierungsfragen. Der Grüne Klimafonds, der Geld für besonders vom Klimawandel betroffene Ländern bereitstellen soll, wuchs auf mehr als 10 Milliarden Dollar an. Dennoch weigerten sich die USA, die Europäische Union und andere Industriestaaten, neue Finanzhilfen für die Zeit nach 2020 zuzusagen. Ab dann soll der Fonds mit jährlich 100 Milliarden Dollar ausgestattet werden, um die Folgen des sich verstärkenden Klimawandels in den ärmeren Ländern zu begrenzen. Wie diese Gelder zusammen kommen sollen, ist jedoch weiterhin unklar.

Für den NABU ist die Bundesregierung gefragt: Als G7-Präsident müsse sie im kommenden Jahr unbedingt einen Fahrplan für die Auffüllung des Fonds vorantreiben.

Paris 2015
In Paris soll in einem Jahr das neue globale Klimaabkommen unterzeichnet werden. Dazu sollten alle Länder melden, wie stark sie ihre Treibhausgas-Emissionen mittelfristig reduzieren. Doch das dringend benötigte einheitliche Reportingformat wurde auch in Lima nicht festgelegt. Eine Vergleichbarkeit in den Beiträgen ist deshalb nicht möglich.

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