Landrat Thomas Reumann im RTF.1-Interview | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Auskreisung der Stadt Reutlingen? Landrat Reumann sieht Kernfragen nicht geklärt

Stand: 13.12.14 16:43 Uhr

Erst am Donnerstag hatte die Stadt Reutlingen eine Stellungnahme vorgelegt, mit der sie ihre Pläne, aus dem Landkreis auszutreten, untermauern wollte. Ein besonders wichtiges Argument dabei ist: Der Landkreis könne auch ohne die Stadt gut überleben. Wir hatten berichtet. Darauf reagierte Reutlingens Landrat Thomas Reumann gestern prompt. Er sieht weiterhin keine Veranlassung für eine Auskreisung und ist der festen Überzeugung, dass Landkreis und Stadt aufeinander angewiesen sind.


Der Landkreis Reutlingen mit seinen 26 Gemeinden ist das Ergebnis der Landkreisreform von 1973. Die Stadt Reutlingen ist mit mehr als 110.000 Einwohnern die mit Abstand größte Gemeinde. Fast die Hälfte aller Beschäftigten im Landkreis arbeitet hier. Die Stadt Reutlingen verspricht sich von einer Auskreisung vor allem finanzielle Vorteile.

Eine solche Auskreisung müsste laut dem Innenministerium aber mit Gründen des öffentlichen Gemeinwohls gerechtfertigt werden. Davon sei man laut Reutlingens Landrat Thomas Reumann weit entfernt.

Sondern die Kernfrage sei: könnten sie die Zukunft der Bürger, und darum drehte es sich ja, besser erledigen. Entstünde dadurch ein Mehrwert für die Menschen im Landkreis Reutlingen, in der Stadt Reutlingen? Und wenn ja, wie sähe der denn bitte aus? Er sei überzeugt davon, mehr denn je davon überzeugt, dass eine kleine Großstadt Reutlingen, ein kleiner Landkreis Reutlingen, der dann noch finanzschwächer sei, wenn die Stadt Reutlingen nicht mehr Bestandteil des Landkreises sei, diese Aufgaben für die Bürger, und darum ginge es, nicht besser erledigen könne.

Dass der Landkreis Reutlingen auch ohne seine größte Gemeinde überlebensfähig wäre, das steht für den Landrat außer Frage. Um aber die Kernfrage zu klären, ob Landkreis und Stadt aufeinander angewiesen sind, hat der Landkreis jetzt ein Gutachten beim Stuttgarter Prognos-Büro in Auftrag gegeben. Reumann fasst zusammen:

Das Ergebnis sei klar: Sie seien aufeinander angewiesen. Die Stadt Reutlingen auf den Landkreis, auf die Gemeinden im Landkreis, der Landkreis aber genauso auf die Stadt Reutlingen. Und deshalb fühlte er sich darin bestärkt, dass sie die Zukunftsfragen gemeinsam lösen könnten und müssten.

Aus der vorgelegten Regional- und Verflechtungsanalyse zeigt sich laut Gutachter Tobias Koch, dass die Stadt und das Umland in hohem Maße miteinander verbunden sind. So ist Reutlingen zwar das größte Arbeitsmarktzentrum im Landkreis, verzeichnet aber seit Jahren eine eher schwache Beschäftigungsdynamik. Zugpferde des Beschäftigungswachstums seien eher die übrigen Gemeinden des Landkreises mit einem doppelt so hohen Beschäftigungsaufbau. Hier im speziellen Metzingen, aber auch Dettingen oder Pliezhausen.

Darüber hinaus sei Reutlingen ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Landkreis und der Metropolregion Stuttgart. Andere wichtige Fragen sind für Reumann dagegen bislang nicht geklärt.

Stiege die Stadt Reutlingen in die Kreiskliniken Reutlingen GmbH mit ein? Würde sie dort Gesellschafter? Wie handhabten sie das mit den Beruflichen Schulen, mit dem beruflichen Schulzentrum in Reutlingen? Wie ginge es mit der Kreissparkasse weiter? Wie sei die Vermögensauseinandersetzung? Beteiligte sich die Stadt Reutlingen an der Verschuldung des Landkreises, die ja maßgeblich darauf zurückzuführen sei, dass sie zum Beispiel am Standort Reutlingen in die Kreiskliniken erhebliche Investitionen getätigt hätten.

Viele Fragen, die bisher für den Landrat unbeantwortet sind. Reumann sei deshalb auch nach eigener Aussage in der Angelegenheit völlig tiefenentspannt. Dass könne noch Jahre dauern, bis dem Landtag ein abstimmungsreifes Gesetz vorläge.

In einem ersten Schritt will der Reutlinger Gemeinderat im Frühjahr kommenden Jahres darüber entscheiden, ob dem Innenministerium ein entsprechender Auskreisungsantrag vorgelegt werden soll.

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