Oberamteistraße in Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Historische Gebäude in Gefahr

Stand: 06.12.14 18:39 Uhr

Die Stadt Reutlingen hat nicht nur die engste Straße der Welt. Sie hat auch eine der ältesten Häuserzeilen Süddeutschlands, nämlich einen Gebäudekomplex in der Oberamteistraße. Dieses Ensemble aus dem Mittelalter braucht nun aber dringend eine Sanierung. Verantwortlich dafür wäre, als Eigentümer, die Stadt Reutlingen. Oberbürgermeisterin Barbara Bosch hat jetzt aber andere Vorstellungen geäußert. Sie plant, den Gebäudekomplex an einen privaten Investor zu verkaufen. Beim Reutlinger Geschichtsverein stößt sie damit auf wenig Gegenliebe.

Teilweise stehen sie leer, die Hausnummern 28 bis 32. Teilweise mussten die noch darin untergebrachten Einrichtungen wegen des maroden Zustands ausziehen. Schon seit den 80er Jahren habe eine Sanierung der alten Gemäuer immer wieder auf der Agenda von Stadtverwaltung und Gemeinderat gestanden. Die Verantwortlichen hätten mehrfach Beschlüsse getroffen, diese aber immer wieder zurückgenommen.

Auf diese Weise hätte man – so Dr. Wilhelm Borth, Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins – früher an einem Gesamtkonzept sowohl für die Sanierung als auch die Nutzung dranbleiben müssen und nicht nur abhängig machen von der Haushaltslage. Denn gerade wenn kein Geld da sei, müsse die Planung und die Organisation für die Zukunft sichergestellt werden, dass für den Fall, wenn es dann gehe, auch zügig vorangeschritten werde.

Dass die Häuser gerettet werden müssen, steht für den Vorsitzenden des Reutlinger Geschichtsvereins fest. Sie stammen aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert. Und es ist eine ganze Häuserzeile, nicht nur ein einzelnes Denkmalobjekt. Insofern auch dadurch, dass nicht nur die Fassade mit Vorkragungen und Fachwerkkonstruktion überzeugen würde. Sondern es sei auch die Innenausstattung und der Innenausbau noch original, zum Teil mittelalterlich. Das sei laut Borth schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.

Gemeinsam mit dem Tübinger Tor, dem Königsbronner Klosterhof, dem Spendhaus und dem Listgymnasium gehöre die Häuserzeile zu den wenigen steinernen Zeitzeugen der südwestlichen Altstadt, die den Brand siebzehn-sechsundzwanzig überstanden hätten.

Ideal wäre in Borths Augen eine umfangreiche Sanierung in Kombination mit einem Neubau auf der momentan leerstehenden Fläche gegenüber der Volkshochschule – eine Erschließung für die Nutzung des Heimatmuseums sozusagen.

Sollte die Stadt die Häuser verkaufen, befürchtet Borth, dass sie nicht oder zumindest nicht komplett erhalten werden. Und dass eben für das Heimatmuseum – die Nutzung für die Erweiterung des Heimatmuseums noch eine zeitgemäße Museumsarbeit, Museumspädagogik, Öffentlichkeitsarbeit überhaupt zu ermöglichen – dass dieses auch verloren gehen würde.

Borth sieht die Stadt in der Verantwortung. Man müsse das Dilemma, wie er sagt, in den Entscheidungsgremien diskutieren und offenlegen. Nur so könne man auch die Bürger mobilisieren, deren Engagement in Borths Augen ebenfalls erforderlich sei.

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