Laubwald | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

"Dem Wald geht es schlecht". Experten: Klimaerwärmung schuld. Bonde fordert massive Maßnahmen.

Stand: 04.12.14 18:39 Uhr

Dem Wald geht es nach vielen Jahren stetiger Verbesserungen jetzt erstmals wieder deutlich schlechter. Das ist das Ergebnis des aktuellen Waldzustandsbericht, den Forstminister Alexander Bonde heute in Stuttgart vorgestellt hat. Demnach sind Alt-Gefahren wie der sogenannte "Saure Regen" fast gebannt. Und auch der Schädlingsbefall hält sich demnach in Grenzen. Die größte Bedrohung: der Klimawandel.

Es betrifft fast alle Baumarten, insbesondere aber auch Buchen und Fichten: Der Gesundheitszustand des baden-württembergischen Waldes hat sich nach vielen Jahren jetzt wieder stark verschlechtert. Rund 42 Prozent der Bäume sind geschädigt - ein Plus von 7 Prozent. Die Anzahl angegriffener Kronen – einer der Hauptindikator - ist stark gestiegen. Besonders die warme und trockene Frühlingswitterung im vergangenen Jahr haben demnach den Forsten stark zugesetzt. Dazu kommt der Umstand, dass sich 2014 insgesamt als das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erweist.

Für Forstminister Alexander Bonde, Grüne, und seine Fachexperten steht deshalb nicht erst mit dem heute in Stuttgart vorgelegten Waldzustandsbericht 2014 fest: Hier macht
sich jetzt drastisch der Klimawandels bemerkbar. Grade im Wald, so Bonde, spüre man diese Veränderungen. Zwar gehe es derzeit nicht um das Absterben riesiger Flächen. Es sei aber ersichtlich, dass das wichtige „Öko-System Wald" unter diesen Veränderungen Wald leide.

Das Frühjahr zu heiß und zu trocken, die Vegetationsperioden verschoben, der Regen dann zu spät. Die Böden zuerst ausgedörrt, später dann zu nass: all das bleibe nicht ohne Folgen. Besonders manifestiere sich das dann ein Jahr später in den Baumkronen, so Klaus von Wilpert von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt.Trockenheit im Vorjahr führe dann zu einer überproportionalen Ausbildung von Blütenknospen und Samenbildung, weil der Baum so seine Fortpflanzung sicherstellen wolle. Dabei schöben die Gewächse auch viele Nährstoffe direkt in die Blüten. Mit der Konsequenz, das sie im Stamm schwächer und so anfälliger für Krankheiten und Schädlinge würden.

Unter längeren trockenen Phasen leiden heimische Flachwurzler wie Fichten besonders Ein anhaltender Wandel, der aus Sicht der Experten situative Reaktionen im Sinne einer Waldumbaustrategie erfordert. Dabei verrsuche man, die jeweils geeignetste heimische Baumart auf den entsprechenden problematischen Standort zu bekommen. Bei den Laubbäumen seien da Buchen und Eichen, bei den Nadelbäumen besonders die Tanne geeignet.

Dafür, dass diese Waldumbau-Strategie gelinge, brauche es aber ein Szenario, das sich innerhalb der kalkulierten Klima-Erwärmung von rund 2 Grad mehr bewege. Ein Tatbestand, der wiederum - aus Sicht des Ministers - zu klaren Schlussfolgerungen führe: Es brauche massive Anstrengungen im Klima- und Umweltschutz, auch auf nationaler und internationaler Ebene, um die Erderwärmung und die Klimaveränderungen zu stoppen. Das gehe am besten mit einer Weiterentwicklung des Koyoto-Protokolls.

Sollte sich die Erwärmung des heimischen Klimas – so die Experten heute auch – hingegen deutlich über das prognostizierte Maß von plus 2 Grad hinaus verstärken, so müsse man sich perspektivisch auch mit der Ansiedlung heimat-fremder Bäume befassen. Die Forschungen dazu laufen bereits.

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