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Villingen - Schwenningen:

Vor der Vernichtung gerettet: Zahlreiche Transporte brachten vor 76 Jahren jüdische Kinder nach England

Stand: 01.12.14 17:40 Uhr

Am morgigen Dienstag,02.12.2014, jährt sich der Tag, an dem vor 76 Jahren zahlreiche Transporte jüdische Kinder aus Nazideutschland nach England brachten und so vor Verfolgung und einer späteren Vernichtung durch den Holocaust retteten. Auch der damals neunjährige Joseph Haberer aus Villingen war unter den ersten 200 Kindern, die ihr Leben dieser von der britischen Regierung initiierten Rettungsmaßnahme verdankten. Bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden insgesamt 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei durch die Transporte vor dem sicheren Tod bewahrt - häufig als einzige Überlebende ihrer Familien.Als Andenken an seinen Freund Joseph Haberer hat nun ein Bürger, der anonym bleiben möchte, der Stadt Villingen-Schwenningen eine Bank gestiftet.

 Eine in die Rückenlehne der Bank eingelassene Gedenktafel enthält Lebensdaten, die auch auf seinem Grabstein in Lafayette im US-Bundesstaat Indiana zu finden sind. Die Joseph-Haberer-Erinnerungsbank steht am Rande des Villinger Stadtwaldes.

Die Bank soll, so die Intention des anonymen Spenders, zur Rast einladen, aber auch zum Nachdenken über die tragischen Schicksale all jener jüdischen Villinger Bürgerinnen und Bürger anregen, denen fast 70 Jahre nach Kriegsende ein gebührende Form der Erinnerung, sei es durch Gedenksteine oder ein Mahnmal, immer noch verwehrt geblieben ist.

Wie der Spender der Bank mitgeteilt hat, war Joseph Haberer zutiefst betrübt über das
lückenhafte Geschichtsbewusstsein, mit dem seine so geliebte Heimatstadt Villingen die hiesigen Opfer des Holocaust über Jahrzehnte aus ihrem Gedächtnis ausgeschlossen hat. Dennoch blieb Haberer, insbesondere in den letzten Jahren seines Lebens, seiner Heimatstadt sehr eng verbunden.

Beim letzten Besuch seines Geburtsorts im Jahre 2009, seinerzeit auf Einladung der Stadt Villingen-Schwenningen, nahm er die Gelegenheit wahr, vor Schülern zu sprechen und sie zu ermutigen, sich gegen Intoleranz, Antisemitismus und Rassismus und für Toleranz, Demokratie und die Rechte von Minderheiten stark zu machen.

Professor Joseph Haberer zu Ehren hat die Stadt Villingen-Schwenningen im Jahre 2010 ihren Geschichtspreis nach ihm benannt. Der Preis blieb ihm bis zu seinem Tod am 11. Juni 2013 eine Herzensangelegenheit.

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