Theologie, so damals Bundesbildungsministerin Annette Schavan, helfe jeder Religion, sich besser zu verstehen, und auch, sich besser verständlich zu machen. Bernd Engler, Rektor der Universität Tübingen, hob heraus, dass man - wie auch schon bei der christlichen Theologie – beabsichtige, durch die Studienangebote Studierende für die unterschiedlichsten Berufe zu qualifizieren. Und die solten vom Religionspädagogen an Schulen über reine Kulturwissenschaftler bis hin zum Moschee-Imam reichen.
Rund drei Jahre später: Im Tübinger SWR Studio nimmt der aktuelle Direktor des ZITH, Professor Erdal Toprakyaran, Stellung. Und er zieht ein insgesamt überaus positives Fazit. Der Zulauf sei riesig. Mittlerweile gibt es rund 150 Studierende und 30 Mitarbeiter, darunter vier Professoren. Tübingen bietet derzeit drei Studiengänge an: Einen Bachelor für Islamische Theologie, einen Lehramtsstudiengang und einen Master für Islamische Theologie.
Jährlich nimmt das Zentrum rund 30 neue Studenten auf. Aber nicht nur unter den Studienaspiranten ist das Interesse an den Themen des ZITH riesig. Aus der ganzen Welt bekomme man Anfragen, von so ziemlich allen Unis, darunter viele Einladungen zu Tagungen. Aber auch die Politik interessiere sich zunehmend für die Themen.
Trotz alledem: neben den sich in der Ausbildung befindlichen Islamwissenschaftlern und
schulischen Religionslehrern: dem noch vor dreieinhalb Jahren postulierten Hauptziel ist man nicht näher gekommen. Man bilde noch keine Imame aus, weil es dazu keinen Auftrag gegeben habe, so Toprakyaran. Nach wie erledigten das die großen islamischen Verbände. Bisher habe es von dort aber noch keine Anfrage an das Zentrum gegeben, dies zu übernehmen. Genau das aber hatten Politiker wie Schavan damals mit Verweis auf mangelnde Integration und sich entwickelnde Parallelgesellschaften vehement kritisiert.
Ein anderes Thema, das nicht nur die westliche und die christliche Welt bewegt: islamische Extremisten, Salafisten und das Morden der Terrormiliz „Islamischer Staat". Die fortwährenden Horrormeldungen machen Erdal Toprakyaran sichtlich betroffen. Unentschuldbar und mit nichts zu rechtfertigen sei es, wenn Menschen im Namen des Islam andere, unschuldige Menschen verfolgten, vertrieben oder ermordeten.
Grade da sehe sich auch das Tübinger Zentrum in einer besonderen Verantwortung. In der Verantwortung nämlich, jungen Menschen aufzuzeigen, dass der Koran eine Botschaft des Friedens sei – und gewalttätige Interpretationen keinesfalls akzeptiert werden könnten.
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