Wasservogel | Bildquelle: NABU

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Vogelgrippe, Geflügelpest - NABU: "Wildvögel sind Opfer, keine Täter!"

Stand: 27.11.14 23:34 Uhr

26.11.2014"Wildvögel sind Opfer, keine Täter. Die Vogelgrippe sollte darum als das bezeichnet werden, was sie ist: als Geflügelpest", sagt Andre Baumann, baden-württembergischer NABU-Landesvorsitzender. Das erneute Auftreten der Geflügelpest in Deutschland weckt beim NABU Erinnerungen an den ersten Ausbruch ab Februar 2006, der damals vom Erreger-Stamm H5N1 verursacht wurde. MAn solle nicht vorschnell wilde Zugvögel als Verursacher beschuldigen. Die aktuellen Umstände der Ausbrüche in den drei europäischen Geflügelmastanlagen lassen diesen Übertragungsweg nach Überzeugung des NABU als extrem unwahrscheinlich erscheinen.

Vor wenigen Tagen wurde eine scheinbar gesunde Krickente, eine wild lebende Entenart, positiv auf H5N8 getestet. Damals wie heute wurden darum sehr schnell wilde Zugvögel als wahrscheinliche Überträger des Virus beschuldigt. Die aktuellen Umstände der Ausbrüche in den drei europäischen Geflügelmastanlagen lassen diesen Übertragungsweg nach Überzeugung des NABU jedoch als extrem unwahrscheinlich erscheinen.

Auch nach dem Ausbruch 2006 setzte sich unter Fachleuten die Erkenntnis durch, dass die weltweite Verbreitung des Virus kaum durch Wildvögel verursacht werden konnte. Der NABU-Landeschef warnt davor, Zugvögel voreilig für das aktuelle Auftreten der Geflügelpest verantwortlich zu machen.

In den vergangenen Tagen wurde ein hochpathogener Geflügelpest-Virus, auch häufig als „Vogelgrippe" bezeichnet, in je einem industriellen Geflügelhaltungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, den Niederlanden und Großbritannien festgestellt. In den ersten beiden Fällen handelt es sich um den Virus-Stamm H5N8, der bisher nur in Ostasien, vor allem in Südkorea, verbreitet war. Für den Fall in Großbritannien steht die genaue Bestätigung des Stammes noch aus.

Bruteier und Eintagsküken reisen weltweit um ein Tausendfaches häufiger und wesentlich schneller herum als Zugvögel und haben weitaus besseren Zugang zu Ställen als Wildvögel. „Es liegt daher auf der Hand, dass auch jetzt die Ursachen für das Auftreten des H5N8-Virus eher bei den Praktiken und Warenströmen der modernen Geflügelhaltung zu suchen sind als bei ziehenden Wildvögeln", sagt Baumann. Bislang ist außerdem noch kein Fall bekannt geworden, in dem Nutzgeflügel aus Freilandhaltung oder kleinen Privathaltungen betroffen war, obwohl dieses leichter mit Wildvögeln in Kontakt kommen könnte. „Die Geflügelpest ist ein Symptom der Massentierhaltung in Zeiten der Globalisierung", betont der NABU-Landeschef.

Während Erfahrungen des Ausbruchs von 2006 gezeigt hatten, dass das hochpathogene H5N1-Virus nur in toten Wildvögeln, niemals aber in den zahlreichen getesteten lebenden Wildvögeln nachgewiesen wurde, scheint das H5N8 weniger aggressiv zu sein. Das H5N8-Virus ist für Wildvögel nicht immer sofort tödlich und kann wahrscheinlich über Wildvögel ausgebreitet werden. „Damit gibt es zwar theoretisch natürliche Übertragungswege dieser Geflügelpest nach und innerhalb Europas", sagt Baumann.

Es gibt aber keine direkten Vogelzugwege zwischen China und Südkorea in Ostasien und Westeuropa. „Es ist kein infizierter Vogel mit einer hochpathogenen Virus-Form direkt von dort nach Europa geflogen", sagt Baumann. Theoretisch wäre jedoch denkbar, dass infizierte Wildvögel sich an Kreuzungen des Vogelzugs gegenseitig anstecken könnten. Auf diese Weise könnte das Virus über mehrere Zwischenstationen nach Europa gelangen. In diesem Fall müsste es aber Vogelgrippe-Ausbrüche an Konzentrationspunkten des Vogelzugs zwischen Ostasien und Westeuropa geben. Darauf gibt es jedoch in diesem Fall bislang keine Hinweise.

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