Auf Kritik stößt bei den Umweltschützern vor allem die Reform des Waldgesetzes unter der alten und neuen Präsidentin Dilma Rousseff aus dem Jahr 2012. Auf Druck der Agrarindustrie seien damals unter anderem die Abholzung von Wäldern auf Privatgrund stark erleichtert und eine Amnestieregelung für illegale Rodungen eingeführt worden.
Laut WWF vernachlässige die Regierung zusätzlich die noch bestehenden Schutzregeln, darunter zum Beispiel die Pflicht zur Wiederaufforstung unrechtmäßig abgeholzter Waldflächen. „Statt das Land auf einem Weg der nachhaltigen Entwicklung zu halten, kreischen weiter die Kettensägen – mit langfristig fatalen Folgen für Umwelt, Klima und Wirtschaft", sagt Roberto Maldonado.
Um den größten und artenreichsten Regenwald noch zu retten müsse sich die Politik aus dem Würgegriff der Agrarkonzerne befreien, so der WWF. Die wenigen verbliebenen positiven Aspekte des Waldgesetzes, nämlich das ländliche Kataster und die Aufforstungspflicht für ca. 20 Millionen Hektar müssten zügig umgesetzt und Verstöße strikt geahndet werden. Einer wirtschaftlichen Entwicklung stehe dies nicht im Wege.
So verfüge Brasilien über Brachflächen in der Größe von etwa 600.000 Quadratkilometer, welche völlig ohne Abholzungen genutzt werden könnten. Einfach wird dieses Unterfangen jedoch nicht: Bei den parallel zu den Präsidentschaftswahlen stattfindenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus hat die Agrarlobby erneut stark hinzugewonnen. Mit 257 Abgeordneten kann die „Frente Parlamentar da Agropecuária" nun mehr als die Hälfte der 513 Parlamentarier auf sich vereinen.
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