Zwar steht der Adventskranz auf dem Tisch im Rathaus, doch den vollzählig im Mittleren Sitzungssaal versammelten Bürgermeistern ist wenig zum Feiern zumute. Die Lage ist desaströs, so Oberbürgermeister Thomas Keck. Und Reutlingen steht da nicht alleine da: "Wie in fast 90 Prozent der Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg und ganz Deutschland haben auch wir enorme Haushaltsprobleme, wir haben ein Gesamthaushaltsvolumen von einer knappen halben Milliarde, und uns fehlen 50 Millionen, zehn Prozent im Ergebnishaushalt, das ist gewaltig." Aber wie spart man zehn Prozent, also jeden zehnten Euro? Fest steht: Groß ist der Spielraum für die Stadt Reutlingen nicht. "Wir gehen ein an den laufenden Kosten. Wir können das nicht erwirtschaften, was wir ausgeben müssen. Verpflichtend ausgeben müssen, und das geht so nicht weiter."
Trotz aller Schwierigkeiten: Der Haushaltsentwurf, den die Verwaltungsspitze vorlegt, ist genehmigungsfähig. Und das, obwohl die Stadt auf eine Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer verzichtet. "Wir halten das für richtig aufgrund der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation für die Unternehmen hier am Standort und auch für die Bürgerinnen und Bürger, wo die Lebenshaltungskosten gestiegen sind hier, keine Steuererhöhungen vorzusehen", so Finanzbürgermeister Roland Wintzen. Die Hundesteuer soll aber laut Haushaltsentwurf erhöht werden. Ebenso die Vergnügungssteuer wie auch die Zweitwohnungssteuer.
Neu eingeführt werden soll eine Übernachtungssteuer. Sie soll Investitionen in die Attraktivität der Stadt gegenfinanzieren. So soll der Busverkehr Samstags weiterhin kostenlos sein, und auch auf Wasserspiele und Blumenkübel will man nicht verzichten. Auch die Zuschüsse an Vereine und Institutionen sollen auf dem Niveau von 2025 bleiben. Eine bittere Pille müssen die Sportvereine allerdings schlucken: "Ganz ohne Einsparungen im Vereinsbereich wird es auch nicht bleiben, wir haben vorgesehen, die Unterhaltung der Sportplätze künftig an die Vereine zu übertragen und werden dazu mit den Vereinen ins Gespräch gehen."
Doch wer zehn Prozent einsparen will, der kommt laut Wintzen um eines nicht herum: Um Kürzungen bei den Mitarbeitern, also im Personalbereich. "Wir werden in den nächsten vier Jahren zehn Prozent unseres städtischen Personals quer über alle Ämter reduzieren, das funktioniert über die Fluktuation, also, es wird keine Kündigungen geben, sondern über Fluktuation werden diese 10 Prozent in den nächsten vier Jahren erreicht werden."
Klar, dass in dieser finanziellen Situation auch die Schulden steigen. In den nächsten fünf Jahren liegt die Nettoneuverschuldung bei mehr als 100 Millionen Euro. Der größte Batzen davon, 77 Millionen Euro gehen an die Rathaussanierung. Die finanziert sich allerdings selbst. "Die Schulden, die wir für die Rathaussanierung aufnehmen, die generieren Zins und Tilgungsleistungen, und diesen Kapitaldienst, den decken wir durch Einsparungen im laufenden Betrieb durch das sanierte Rathaus, insbesondere durch Einsparungen bei der Anmietung von Außenstellen, und diese Einsparungen decken den Kapitaldienst komplett, sodass sich die Rathaussanierung selber trägt", so der Finanzbürgermeister. Heißt also: Wegen der Rathaussanierung muss keine andere Investition zurückstehen. Am 14. Januar will die Stadtverwaltung den Haushalt in der Stadthalle Reutlingen der Bürgerschaft vorstellen. Beginn ist um 19 Uhr.
![]() | Klar -2 / 4° C Luftfeuchte: 91% |
![]() | Stark bewölkt 4 / 6° C Luftfeuchte: 89% |
![]() | Klar 3 / 5° C Luftfeuchte: 92% |