Gute Chancen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Tübingen stellt Präventionskonzept gegen Kinderarmut vor

Stand: 03.07.25 12:50 Uhr

Seit 2013 gibt es in Tübingen das Programm zur Kinderarmutsprävention „Gute Chancen für alle Kinder“. Das Programm wird durch den Runden Tisch Kinderarmut umgesetzt und seit fünf Jahren vom Sozialministerium Baden-Württemberg unterstützt. Neben Tübingen erhalten 25 weitere Städte und Landkreise diese Förderung. Alle geförderten Netzwerke unterstützen sich in ihrer Arbeit durch den regelmäßigen Austausch. Das aktuelle Netzwerktreffen hat Tübingen ausgerichtet.


Das FrauenProjekteZentrum ist eine von rund 50 Institutionen, die gegen die zunehmende Familienarmut angehen. Nummer eins von mehreren Stationen, an denen die auswärtigen Netzwerkvertreter Einblick in das Tübinger Modell erhalten sollten. In der Universitätsstadt ist etwa jedes siebte Kind von Armut betroffen, weiß die städtische Koordinatorin für Kinderchancen, Ann-Marie Kaiser. Besonders geflüchtete Familien sind gefährdet."Es gibt verschiedene Lebenssituationen, die einen plötzlich in eine Armut bringen können, da gehört auch (chronische) Krankheit dazu oder Scheidung/Trennung. Etwa 40 Prozent aller Alleinerziehenden sind armutsbetroffen. Etwa 30 Prozent aller Familien mit drei oder mehr Kinder sind betroffen."

Aus dem runden Tisch sind bereits viele Projekte und Angebote hervorgegangen, die den Familien helfen, besser mit Armut zurechtzukommen oder im besten Fall aus der Armut herauszukommen, und teilhaben zu können. Gut angenommen wird die Kreis-Bonus-Card, eine Tübingen spezifische Teilhabekarte, bei der viele Institutionen mitmachen. Sportvereine beispielsweise bieten Ermäßigungen an. "Das tragen sie auf eigenen Schultern über eine Solidarumlage. Oder sie bieten das Fußballcamp in den Sommerferien für Kinder mit Kreis-Bonus-Card um die Hälfte an. Die Sportvereine kriegen dafür aber auch einen städtischen Zuschuss, sonst könnten sie das nicht stemmen in diesem Ausmaß."

Oftmals wissen betroffene Familien aber gar nicht, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt – etwa der Antrag auf Bildung und Teilhabe, um in Schule oder Kindergarten keine Betreuungsgebühren, Klassenfahrten oder Mittagessen zahlen zu müssen. Hierfür gibt es in Tübingen das Netzwerk TAPs – das steht für "Tübinger Ansprechpersonen gegen Kinderarmut". Diese TAPs gehen einmalig in eine dreistündige Einführungsveranstaltung, wo sie Wissen zum Thema Armut und zu den Hilfen erhalten. Sie beschäftigen sich auch damit: 'Wie kann ich Familien erreichen? Was habe ich selber für eine Haltung zu Armut?' "Sie sind dann eben aufmerksam und wissen: 'Die Familie hat wahrscheinlich noch nichts von der Hilfe gehört, die spreche ich an.' - und zwar auf eine Weise, indem ich es normalisiere und nicht irgendwie eine beschämende Situation erzeuge." Grundsätzlich dürfen sich alle Tübinger zu solchen Ansprechpersonen schulen lassen. Aktuell gibt es etwa 370 TAPs in 160 Institutionen. Finanziert wird das gesamte Präventionskonzept auch durch Landes- und Bundesfördermittel.

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