Das Texoversum, das seit knapp zwei Jahren unter diesem Namen Teil der Reutlinger Hochschule ist, beeindruckt nicht nur durch seine ikonischen Fassadenelemente, vor denen sich die Besucher fotografieren konnten.
Auch inhaltlich gab es einiges zu entdecken. Im Rahmen geführter Rundgänge durch die Textillabore wurde beispielsweise die Produktionskette einer Stofftasche sichtbar: "Man startet hier in der Weberei, da wird der Baumwollstoff der Tasche hergestellt, der hier an der Schaftwebmaschine gewebt wird", erklärt Prof. Hagar Ihm-Rieger, Professorin für Textil & Materialdesign. "Danach geht man in die Siebdruckwerkstatt und sieht das Veredelungslabor. Es gibt da den Siebdruck, da kann man sich die Farbe aussuchen. Und dann geht man damit in die Nähwerkstatt, da wird die Tasche geschlossen. Dann gibt es noch einen kleinen gestrickten Schlüsselanhänger und dann hat man da auch noch die Möglichkeit, einen Blick in die Maschentechnologie zu werfen." Ihre Tasche durften die Besucher selbstverständlich mit nach Hause nehmen.
Textil kommt nicht nur in Kleidung und WohnAccessoires vor. Auch in der Architektur, in Forschung und Medizin spielen Stoffe eine immer größere Rolle. So müssen sie je nach Nutzung bestimmte Funktionen erfüllen: "Zum Beispiel sind sie akustische Stoffe, die schallabsorbierend sind. Oder flame retardant, das bedeutet: sie sind feuerfest. Das braucht man zum Beispiel für Messebau, für öffentliche Gebäude, in Teppichen oder Vorhängen. Wasserabweisend, das kennt jeder, oder lichtecht, also dass sie die Farbe nicht verändern. Textilien, die im Outdoor Bereich angewendet werden, sollten witterungsbeständig sein."
Um das Wetter im weitesten Sinn ging es auch in einem der Techniklabore. Da Deutschland bis 2045 klimaneutral werden möchte, müssen Strategien zur grünen Stromgewinnung und vor allem -speicherung her. Mohamad Hazem Aref, Forschungsingenieur im Bereich Dezentrale Energiesysteme, erklärt an einem Modell, wie dies mit Wasserstoff gelingen könnte: "Wir haben hier auf dem Modell zwei Solaranlagen. Wir haben ein Windrad, wir simulieren die Windkraft mit diesem Drehrad. Wir haben hier die Elektrolyse. Diese Elektrolyse hat das Wasser und zerteilt das Wasser, wenn wir Überschuss haben in Wasserstoff und Sauerstoff. Und wir haben hier die Brennstoffzelle, die Brennstoffzelle verstromt diesen Wasserstoff wieder nach Bedarf. Und wir haben hier einen kleinen Verbraucher simuliert." Im Falle von Windstille und bedecktem Himmel könnte der Verbraucher auch künftig durch den Wasserstoffspeicher versorgt werden.
Ebenso konnten sich die Besucher erklären lassen, wie ein virtuelles Kraftwerk funktioniert.
Auch in der Medizin spielt Mechanik und Technik eine zunehmend wichtige Rolle. Anhand eines Ohrmodells können Pathologien simuliert werden, um mehr Daten zu generieren. "Wir modellieren quasi den natürlichen Hörprozess nach, aber auch den Hörprozess unter pathologischen Veränderungen, wenn zum Beispiel in der Gehörknöchelchenkette ein Knöchel wie der Steigbügel fixiert ist, dann hat das entsprechende Auswirkungen auch auf die Schwingfähigkeit der Kette und des Trommelfells. Zum Beispiel mit einer Gehörgangssonde können wir dann im Ohrkanal messen, wie die Schwingfähigkeit des Trommelfells ist", weiß MSc Benjamin Sackmann, Doktorand am Reutlingen Research Institute. Mit diesen Daten soll eine künstliche Intelligenz trainiert werden, um eine höhere Diagnosegenauigkeit zu erreichen.
An der Euopean Business School lernen Studenten Betriebswirtschaftslehre, wobei hier die Internationalität im Vordergrund steht. "Man hat eine gewisse Idee von Wirtschaft und man hat eben auch diese Offenheit für Internationalität, fühlt sich wahrscheinlich auch wohl in mehr als einem Land", so Prof. Jörg Naeve, Professor für Volkswirtschaftslehre und quantitative Methoden. Fremdsprachige Vorlesungen und Seminare sind Pflicht, ebenso wie Austauschsemester im Ausland. Schließlich geht es nicht nur darum, die jeweilige Sprache alltagstauglich zu sprechen, sondern auch darum, fachspezifisches Vokabular und Gepflogenheiten zu kennen, also verhandlungssicher zu sein. Auch China spielt bei den Studiengängen eine immer größere Rolle. Naeve: "China ist ein riesen Land und wird nie unwichtig werden. Das ist der einzige Studiengang, wo die Leute nicht schon mit Chinesischkenntnissen kommen müssen. In allen anderen nehmen wir nur Leute, die schon auf einem Level sind, dass wir sie in zwei Jahren dahin kriegen, dass sie in der Sprache studieren können. In China nehmen wir uns dann noch ein Jahr Zeit: Wir schicken sie dann ein Jahr nach Peking, wo es um Kultur und Sprache geht und danach sind sie dann auch so weit, dass sie dort studieren können."
Über den gesamten Campus hatten Besucher die Möglichkeit, sich zu verschiedenen Themen der insgesamt sechs Fakultäten zu informieren, sei es in persönlichen Beratungsgesprächen, bei Laborführungen, spannenden Versuchen, Projektpräsentationen und oder Schnuppervorlesungen.
![]() | Klar 14 / 17° C Luftfeuchte: 68% |
![]() | Heiter 25 / 25° C Luftfeuchte: 57% |
![]() | Klar 15 / 17° C Luftfeuchte: 62% |