Andrea Leitgeb mit Kindern bei der kit | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen/Tübingen:

Pflegeeltern gesucht - Familie erzählt über ihre Erfahrungen

Stand: 16.05.25 16:51 Uhr

In Baden-Württemberg lebten im Jahr 2023 fast 6.900 junge Menschen in Pflegefamilien. Pflegeeltern geben den Kindern und Jugendlichen ein zweites Zuhause, wenn die leiblichen Eltern zeitweise oder langfristig nicht mehr für sie sorgen können. Doch der Bedarf an geeigneten Pflegefamilien ist unverändert groß. Andrea Leitgeb aus Reutlingen ist seit fast 30 Jahren Mutter und Pflegemutter. Am Freitag war sie bei der kit Jugendhilfe in Tübingen zu Gast, und wir haben die Familie im Anschluss in Reutlingen besucht.


In der Wohnung von Andrea Leitgeb ist es mittlerweile etwas ruhiger geworden. Nicht mehr alle ihre Kinder wohnen hier, zum Teil sind sie inzwischen von Zuhause ausgezogen. Seit fast 30 Jahren ist Andrea schon Pflegemutter. Eins ihrer eigenen Kinder war bereits auf der Welt, als sie sich dazu entschied, Pflegekinder aufzunehmen.

"Durch die Arbeit in der Wohngruppe damals habe ich gesehen, dass er Bedarf da ist für junge Kinder, dass die Wohngruppe nicht immer ideal ist und dass ein familiäres Setting eigentlich besser wäre" erinnert sie sich.

Mit Regina lebt zur Zeit noch ein Pflegekind hier. Die 19-jährige, die eine Ausbildung an der Stuttgarter Schauspielschule macht, kam mit sieben Monaten in die Familie.

"Für mich war es von Anfang an klar, dass ich nicht das leibliche Kind in der Familie bin. Aber das war gar kein Thema für mich. Ich bin so aufgewachsen und es war für mich genauso normal wie für jeden anderen, dass er eine Mama, einen Papa und zwei Geschwister hat. Ich bin da ganz normal mit aufgewachsen" erzählte die 19-jährige.

Ähnlich sieht es auch Pflegegeschwisterkind Lara. Zu Regina und ihren Brüdern hat sie ein geschwisterliches Verhältnis – mit allem, was dazu gehört.

"Zu meinen Brüdern habe ich ein sehr enges Verhältnis. Da passt wirklich nicht viel dazwischen. Und auch zu Regina habe ich ein sehr schwesterliches Verhältnis – sie ist eine Schwester für mich. Aber wir geraten schon öfter aneinander als mit meinen Brüdern. Ich weiß nicht ob das vielleicht auch unter Mädels so ist, aber es ist trotzdem ein sehr liebevolles Verhältnis" erzählte die Studentin.

Auch wenn sie sich viel mit dem Thema Familie auseinandersetzen musste, habe es sie sehr bereichert in einer Pflegefamilie groß geworden zu sein. Langweilig werde es jedenfalls nie, sagt sie. Das sieht auch Mutter Andrea so, die ihre Entscheidung immer wieder so treffen würde.

"In manchen Situationen, wenn es arg stressig ist, dann denkt man schon manchmal: Oh, muss das sein. Aber das ist nur ganz kurz. Ich habe das nie bereut und ich würde ganz vieles von dem auch wieder so machen" so die Pflegemutter.

Unterstützung bekommt die Familie von der kit Jugendhilfe. Der Tübinger Verein betont aber auch, dass der Bedarf an geeigneten Pflegefamilien trotz dem Einsatz vieler Pflegeeltern weiterhin hoch sei.

"Wir merken es an den Anfragen, die eingehen. Zum einen bei uns direkt als Verband oder auch bei unseren Mitgliedsorganisationen. Und auch die Jugendämter sind selbst immer sehr auf der Suche nach Pflegefamilien und werben dafür, weil es einfach nicht genügend Plätze gibt" berichtet Barbara Brüchert vom Paritätischer Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg.

Deshalb werben die kit Jugendhilfe und weitere Vereine und Verbände auch dafür, dass Familien Pflegekinder bei sich aufnehmen. Für Menschen, die sich für die Aufnahme eines Pflegekindes interessieren, gibt es unter www.kvjs.de/publikationen einen Ratgeber vom baden-württembergischen Kommunalverband für Jugend und Soziales mit Informationen zum Einstieg.

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