Die Lage im Friseurhandwerk ist laut Roberto Laraia sehr unterschiedlich. Wer die Preise regelmäßig angepasst habe, dem gehe es gut. Aber insgesamt habe sich die Lage in der Branche verschärft. Energiekosten, steigende Mieten, höherer Wareneinsatz, steigende Beiträge und Versicherungen. "Und natürlich mit dieser extremen Lohnexplosion in den letzten drei vier Jahren um circa 40 % in unserem Friseurhandwerk. Da kämpfen sehr viele mit ums Überleben", sagt Laraia.
Diese extreme Lohnexplosion ist auch der Grund, warum Haare schneiden teurer geworden ist. In der Branche gab es viel Nachholbedarf, was die Verdiensthöhe angeht. Die Friseure hätten bei den Löhnen aufgeholt, da sie sonst nicht überlebensfähig seien, sagt Laraia.
"Eine meiner Mitarbeiterinnen muss genauso ein Auto fahren oder mit der Bahn kommen oder sich eine Wohnung leisten können", so Laraia "Das muss sich natürlich auch im Lohn widerspiegeln, und nachher natürlich müssen wir es auch in den Endverbraucherpreisen dementsprechend weitergeben."
Weitergeben heißt: Mit 1,50 € pro Minute ist schon zu rechnen. Einen Männerhaarschnitt gibt es dann also für 45 Euro, Frauen, die eine Stunde oder länger im Friseurstuhl sitzen, zahlen schon mal 90 Euro oder dreistellig. "Ich muss auf circa 20 bis 25 % Gewinn kommen, um selbst zu überleben, weil ich muss davon mein Leben gestalten als Einzelunternehmer. Und wenn ich hier in der Stunde nicht auf gewisse Preise dann komme, dann lohnt sich es einfach nicht mehr", sagt Laraia.
Viele Betriebe im Friseurhandwerk seien ganz klein geworden, hätten sich quasi atomisiert, um die hohen Lohnkosten nicht zahlen zu müssen. So liegt der bundesweite Durchschnitt bei 1,7 Mitarbeitern pro Salon.
Da die Friseurdienstleistungen so personalintensiv sind, fordert Laraia von der Politik, den Mehrwertsteuersatz zu halbieren. Es müsse da eine klare Linie da sein. Eine, die für alle gerecht ist. "Also nicht den einen bevorzugen, weil er eine bessere Lobby hat oder den anderen dann unten runterfallen lassen, bis er gar nicht mehr da ist." Die Politik habe Zeichen gegeben, dass sie daran arbeiten möchte. "Wir werden sehen", sagt Laraia.
Und noch eine Forderung hat Laraia an die Politik: Sie soll Bürokratie abbauen. Zum Beispiel bei der Bonpflicht: Jeder bekomme an der Kasse einen ausgedruckten Bon. "Keiner von meinen Kunden oder vielleicht einer von 100 will den Bon überhaupt mitnehmen", so Laraia. Das sei eine sinnlose Papierverschwendung, die Kosten verursache. Aber diese Forderung, so glaubt Laraia, sei bei der Politik schon angekommen.
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