Fernwärme-Netzausbau Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

50 entscheidende Meter - Stadtwerke geben Einblick in das Projekt „Neckardüker“

Stand: 24.03.24 11:46 Uhr

Es klingt spektakulär: Ein Tunnel mit einem Durchmesser von über 1,70 Metern, der unter dem Neckar hindurch führt. Doch genau so lässt sich das Projekt „Neckardüker“ der Stadtwerke Tübingen kurz und knapp beschreiben. Der 50 Meter lange Abschnitt des Tübinger Fernwärmenetzes, der zur Zeit auf Höhe des Bankmannstegs verlegt wird, gehört zu den wichtigsten des insgesamt 74 Kilometer langen Netzes. Am Mittwoch haben die Stadtwerke einen Einblick in die laufenden Arbeiten gewährt - auch Oberbürgermeister Boris Palmer war mit dabei.


Es geht abwärts für den Tübinger Oberbürgermeister. Allerdings nicht politisch, sondern viel mehr im Rahmen der Besichtigung des Bauprojekts „Neckardüker." Acht Meter geht es hier in die Tiefe. Eine Erfahrung, die er nicht gerade täglich macht, gab Palmer zu: "Das ist wie ein Besuch im Freizeitpark; in dem Fall ist es eine Achterbahn unter der Erde. Das ist schon auch persönlich beeindruckend, das gebe ich gerne zu. Aber noch wichtiger ist zu wissen, dass hier politisch etwas Großes geleistet wird: Unter dem Neckar die Verbindung zwischen unseren beiden Hauptfernwärmenetzen herzustellen, ist für das klimaneutrale Tübingen ein ganz wichtiges Projekt."

Doch was passiert hier eigentlich genau? Eine Maschine bohrt einen Tunnel unter dem Neckar hindurch. Gleichzeitig erledigt sie den Vortrieb eines Betonrohres. Wenn der Tunnel fertig ist, werden dort die Leitungen hindurch verlegt.

"Wir verbinden hier die zwei größten Netze der Stadt für Fernwärme und können damit Wärme aus neuen Erzeugungsanlagen – z.B. aus einer großen solarthermischen Anlage an der Bundesstraße – bis zu den Verbrauchern bringen. Diese Hauptverbindungsleitungen hatten wir bisher nicht, weil die Kraftwerke mitten in der Stadt standen. Das geht nicht mehr, wir können jetzt nicht mehr das alte Erdgaskraftwerk weiter laufen lassen", erklärt Palmer.

Das Projekt stehe deshalb für das neue Wärmeleitungsnetz in ganz Tübingen, so der Oberbürgermeister weiter. Die Arbeiten bestehen im Grunde genommen aus drei Abschnitten, wie der Geschäftsführer der Stadtwerke, Ortwin Wiebecke, ergänzt.

"Das eine ist: Wir müssen Erzeugungsanlagen, bei denen die Wärme ohne fossile Energien erzeugt wird – unter anderem durch Solarthermie, aber auch durch Großwärmepumpen. Und das andere ist: Wir müssen die Hauptverbindungsleitung herstellen, um die verschiedenen Erzeugungsanlagen miteinander zu verknüpfen und um die Wärme zu den Abnehmern zu bringen", so Wiebecke.

In einem dritten Schritt werden dann – ausgehend von den Hauptverbindungsleitungen – das Netz selbst und die Anschlussleitungen zu den Abnehmern weiter ausgebaut. Für das Projekt sind etwa zwei Millionen Euro eingeplant, die teilweise durch öffentliche Mittel gefördert werden.

Die Arbeiten gehen gut voran, findet Wiebecke. Wasser oder Überschwemmungen hätten bisher keine Probleme gemacht und man liege im Zeitplan. "Wir haben im August letzten Jahres begonnen und sind jetzt schon zu einem großen Teil unter dem Neckar durch. Wir werden wahrscheinlich nächste Woche oder übernächste Woche den Durchstoß haben und in den nächsten Monaten die Baustelle vollenden", so Wiebecke.

Im Frühsommer wolle man fertig sein. Die Innenstadt soll dann bis 2030 ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Weitere Infos zum Bestandsnetz und den geplanten Leitungen gibt es im offiziellen Stadtplan unter www.tuebingen.de/waermeplanung.

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