Seilkran | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Zum Bodenschutz: Holztransport mit Seilkran statt schweren Maschinen im Stadtwald

Stand: 02.03.24 11:27 Uhr

Der Waldboden dient als Grundlage für das Wachstum von Bäumen, ist aber gleichzeitig auch Kohlenstoffspeicher und Lebensraum. Damit gilt er als besonders schützenswert. Um den Waldboden bei den Fällungsarbeiten im Reutlinger Stadtwald zu schonen, setzen die Forstexperten deswegen eine Spezialtechnik ein: einen Seilkran. Wie genau dieser zum Einsatz kommt, haben die Beteiligten jetzt präsentiert.


Aktuell wird im Reutlinger Stadtwald viel gearbeitet. Bäume werden gefällt und die Stämme werden für spätere Nutzungsmöglichkeiten aufbereitet. Danach muss das Holz aber noch raus aus dem Wald in Richtung Straße transportiert werden. Je nach Methode können hierbei schwere Schäden am Waldboden entstehen. Um das zu vermeiden, setzen die Forstexperten aus dem Kreis Reutlingen auf eine Neuerung.

"Es geht darum, schonende Methoden für den Waldboden zu finden, weil er unglaublich wertvoll für uns ist. Deswegen werden jetzt hier in einem Versuch bzw. in einem großartigen Projekt Seilkräne eingesetzt, die ansonsten in Gebirgslagen genutzt werden, um Fahrspuren und die Verdichtung des Bodens bei den Rückearbeiten zu vermeiden", berichtet Landrat Ulrich Fiedler.

Das Seilkran-Projekt hat die angehende Försterin Jana Schumacher ins Leben gerufen. Es ist das Abschlussprojekt von ihrem Trainee, das ist sozusagen der Anwärterdienst für den Forstdienst.

"Der Boden hier ist sehr speziell und deswegen sehr befahrungsempfindlich. Es ist ein Ton-Lehm-Boden, der sehr lange die Nässe hält und in diesem nassen Zustand leicht verformbar ist. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, hier nicht mit herkömmlichen Maschinen zu arbeiten, sondern mit einem Seilkran", erklärt Schumacher.

Der Seilkran lädt die Stämme auf und zieht sie über eine Seilbahn aus dem Wald raus. Damit verzichtet man beim Abtransport auf schwere Maschinen, die tiefe Spuren im Boden hinterlassen und ihn dadurch beschädigen würden.

"Der Boden hat eine wichtige Funktion im Wald. Die Deutschen Wälder speichern etwa 850 Millionen Tonnen an Kohlenstoff. Außerdem, man mag es sich kaum vorstellen, wenn man nur eine Handvoll Waldboden aufhebt, hat man mehrere Milliarden Lebewesen in seiner Hand. Deswegen ist für uns so wichtig, den Boden zu schützen", so der Landrat.

Das Projekt ist aber nicht nur gut für den Boden, sondern besitzt auch wirtschaftliche Vorteile. Zwar kostet es zunächst mehr als ein herkömmliches Verfahren, weil die Seilkran-Technik recht teuer ist. Doch im Laufe der Zeit entstehen auch Einsparpotenziale: "Wir sparen damit auch Geld, weil bei diesem Verfahren deutlich weniger Erde aus dem Wald getragen wird. Von einer Radmaschine wird relativ viel Bodenmaterial auf die Fahrwege gebracht und dieser Boden vermischt sich durch Überfahrten mit der Verschleiß-Schicht des Fahrweges. Es ist hinterher sehr teuer, diese wieder instand zu setzen. Dieses Geld sparen wir uns", erklärt Franz-Josef Risse, Leiter des Kreisforstamts.

Ebenso würden durch den Verzicht von schweren Maschinen keine Löcher im Boden entstehen, die hinterher wieder repariert werden müssten. Unterm Strich spare man also genügend Geld, damit sich der Seilkran nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich auszahlt.

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