Kepi trifft Politik | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

"Kepi trifft Politik“ - Bundestagsabgeordnete diskutieren mit Schülern über aktuelle Themen

Stand: 06.02.24 15:55 Uhr

Fünf Bundestagsabgeordnete aus der Region mussten am Montag Schülern des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Reutlingen Rede und Antwort stehen. Anlass dafür war das Format „Kepi trifft Politik“. Hierbei diskutieren die Schüler des Leistungskurses Politik mit den Bundestagsabgeordneten über aktuelle Themen. Wie die gemeinsame Debattierrunde verlief, erfahren Sie jetzt.


Vermögenssteuer, Wehrpflicht, Wahlrecht – über diese und noch mehr Themen entstanden im Musikraum des Johannes-Kepler-Gymnasiums teils hitzige Debatten. Diskutiert haben die Schüler in Kleingruppen mit jeweils einem Bundestagsabgeordneten. Pro Tisch stand dabei ein bestimmtes Thema auf der Agenda.

Nach zwölf Minuten ertönte ein Signal, dann mussten die Bundestagsabgeordneten an einen anderen Tisch und somit zum nächsten Thema wechseln. "Das Ziel der Veranstaltung ist, die Schülerinnen und Schüler einmal möglichst nah an Politikerinnen und Politiker herankommen zu lassen", sagte Thomas Jäger, Leiter der Politik-Leistungskurse. "Auge in Auge sozusagen. Und ihnen die Möglichkeit zu geben, direkt mit ihnen in Austausch zu kommen und zu diskutieren."

Mit dabei waren Martin Rosemann von der SPD, Michael Donth von der CDU, Beate Müller-Gemmeke von den Grünen, Stephan Seiter von der FDP sowie Jessica Tatti vom Bündnis Sahra Wagenknecht.

Ursprünglich war auch der AfD-Abgeordnete Dirk Spaniel zur Diskussionsrunde eingeladen. Doch wegen der Correctiv-Recherchen und des Bekanntwerdens des Geheimtreffens von Rechtsextremen in Potsdam, entschied sich Schulleiter Thomas Moser dazu, den AfD-ler Dirk Spaniel auszuladen. "Vor dem Hintergrund, dass ich als Beamter und zumal als Schulleiter einen Amtseid geschworen habe, die Verfassung zu schützen und Gefahren abzuwenden, die der freiheitlich demokratischen Grundordnung entgegenstehen, sehe ich mich in der Verantwortung und kann die Teilnahme eines AfD-Abgeordneten an einer staatlichen Schule so nicht mehr vertreten", sagte Thomas Moser.

Diese Entscheidung löste auch unter den Schülern Diskussionen aus, die Mehrheit befürwortet sie. "Ich fand die Entscheidung sehr gut von der Schulleitung, dass sie gesagt haben, wir sind für Demokratie und wir sind dafür, dass wir ein offenes Bild haben mit allen demokratischen Parteien", sagte Schülerin Emma Hlobil. "Aber ich finde, die AfD ist keine demokratische Partei mehr. Und deswegen gehört die nicht in so einen Rahmen, wo eben mit demokratischen Parteien geredet wird."

Der Reutlinger AfD-Kreisverband hingegen kritisiert die Ausladung. Gemäß Beutelsbacher Konsens sollten sich Schüler neutral und breit informieren können, so die AfD.

Bei der eigentlichen Diskussionsrunde ging es aber nicht um die AfD, sondern es wurden Themen wie ein Tempolimit auf der Autobahn, ein Kohleausstieg bis 2030 und die Wiedereinführung der Wehrpflicht debattiert. "Es war eine tolle Diskussion", sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Prof. Stephan Seiter. "Die Schülerinnen und Schüler waren sehr gut vorbereitet. Sie haben sich wirklich und auch gebohrt, also wirklich was von uns verlangt. Und ich muss gestehen, ich wäre manchmal froh, wir würden auch an anderer Stelle solche gut vorbereiteten Diskussionen führen."

Und der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth sagte: "Es war hoch qualitativ, also die Schüler sind sehr tief eingestiegen in die Materie, haben auch ihre Argumente sehr gut begründet, warum sie jetzt für das eine oder andere sind. Sie waren aber auch offen für Diskussionspunkte, sie waren nicht festgefahren, sondern an der Diskussion interessiert und das hat richtig Spaß gemacht."

Auch die Schüler sind gerne mit den Politikern ins Gespräch gekommen. Durch die gemeinsamen Diskussionen konnten sie einiges lernen: "Dass wir hier die Möglichkeit haben, mit Bundestagsabgeordneten zu reden, ist mega und glaube ich auch selten, dass man so eine Möglichkeit mal hat, mit so vielen verschiedenen zu reden aus verschiedenen Parteien und dass man sich ein eigenes Bild hat von verschiedene Meinungen von verschiedenen Parteien", sagte Schüler Johannes Rall.

Und Schülerin Emma Hlobil meinte dazu: "Ich finde es immer sehr interessant, mit Leuten, die in der Politik sind, persönlich zu reden. Ich finde, man hat ein Bild von diesen Politikern und Politikerinnen und man hat eine Erwartung davon, wie sie sind und wie sie reden. Da finde ich es immer interessant, die wirklich mal zu sehen und mir wirklich mal von denen sagen zu lassen, wie sie die Dinge sehen. Ich finde, da erweitert sich der Blick sehr."

Abschließend zeigten sich die Bundestagsabgeordneten zufrieden mit den gemeinsamen Diskussionen. Die Grünen-Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke sagte: "Ich nehme wieder einmal mit, dass einfach junge Menschen sehr engagiert sind, dass sie sehr interessiert sind und zwar an Politik, an den großen Themen. Oftmals heißt es ja, die Jugend interessiert sich nicht mehr. Aber das stimmt überhaupt nicht."

Und Jessica Tatti vom BSW sagte: "In der Tat gab es von einigen sehr kluge Argumentationen, wo man jetzt selber noch gar nicht so drüber nachgedacht hatte und hat paar Perspektiven bekommen. Also ich nehm auf jeden Fall auch was aus der Diskussion mit."

Viele Abgeordnete lobten ebenfalls die Diskussionsfreudigkeit der Schüler und die Offenheit gegenüber anderen Meinungen und Standpunkten. Und wer weiß, vielleicht schafft es die ein oder andere Idee der Schüler sogar in den Bundestag.

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