Der Uracher Schäferlauf. Er gilt als das schönste Heimatfest im Ländle, doch 2023 war er etwas ganz Besonderes. Zum einen feierten die Uracher das 300-jährige Bestehen dieser Tradition. Zum anderen war es coronabedingt der erste „richtige" Schäferlauf seit vier Jahren. Klar also, dass die Uracher und die aus Nah und Fern angereisten Gäste diesmal ganz besonders kräftig feierten.
Am seit vielen Jahren traditionellen Ablauf änderte sich nicht viel. Und doch gab es für eingefleischte Schäferlauf-Fans die eine oder andere Überraschung. So durften die Wasserträgerinnen dieses Jahr auch erstmals die weiblichen Gemeinderatsmitglieder nass machen. Zuvor waren es nur die männlichen Stadträte.
Auf die Feierlichkeiten am Schäferlauf-Sonntag mit dem eigentlichen Schäferlauf, dem Wettrennen lediger Männer, blickt Bürgermeister Elmar Rebmann mit Freude zurück: "Es war fantastisch. Das waren tolle Veranstaltungen. Der Schäferlauf natürlich selbst. Der Sonntag war natürlich geprägt vom tollen Wetter und geprägt von dem hohen Besuch, den wir hatten." Denn neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seiner Frau war auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, selber ein Bad Uracher, gekommen.
Doch die Jubiläumsfeierlichkeiten erstreckten sich nicht nur auf den Schäferlauf-Sonntag. Eine Woche zuvor wurde die neue Schäferlauf-Skulptur auf dem Marktplatz enthüllt. Doch das Denkmal sorgte für Diskussionen. Denn Peter Lenk, der auch schon Angela Merkel und Winfried Kretschmann nackt dargestellt hatte, zeigte auch den Schäferlauf-Sieger fast wie Gott ihn schuf.
Bürgermeister Rebmann sieht die Kontroverse um das Denkmal gelassen: "Wenn man über ein Kunstwerk redet und der eine ist dafür und der andere dagegen, dann weckt das natürlich die eine oder andere Neugier von Besuchern und man stellt es immer wieder fest, dass heute auch noch Besucher kommen, die sich das angucken, fotografieren. Ich glaube, das ist auch in der Zwischenzeit eins der meistfotografierten Motive in Urach", so Rebmann.
Zum Schäferlauf-Jubiläum gehörte auch der Festakt – auf den Tag genau dreihundert Jahre nach dem Datum der Urkunde, mit der Herzog Eberhard Ludwig den Uracher Schäferlauf begründete. Es war zugleich die erste Veranstaltung in der frisch sanierten Festhalle. Die offizielle Wieder-Inbetriebnahme des Gebäudes war aber später im Jahr. Nämlich anlässlich der Herbstlichen Musiktage. Das Odeon Sinfonieorchester München spielte „Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky.
Und das moderne Foyer, der Anbau der Festhalle, sorgte für Aufsehen. Bürgermeister Rebmann: "Ein solches modernes Element an eine altehrwürdige Halle angebaut. Das war für viele unvorstellbar, für mich und für den Gemeinderat von Anfang an ein absoluter Mehrgewinn. Und das hat sich auch bewahrheitet. Die Rückmeldungen heute von den Besuchern sind nur positiv, was das anbelangt."
Die Herbstlichen Musiktage übrigens hatten weniger Besucher als sonst. Das läge wohl an einer Konkurrenzveranstaltung in Tübingen, sagt Elmar Rebmann und zeigt sich trotzdem zufrieden.
Was aus Bad Uracher Sicht ganz und gar nicht zufrieden stimmte, war das im Januar verkündete vorzeitige Aus der Ermstalklinik Ende April. Zwar hatte der Kreistag schon vor drei Jahren das Ende der Klinik beschlossen, doch jetzt kam es etwas überraschender als gedacht.
"Es ist ein sehr, sehr schwerer Schlag gewesen für die Stadt Bad Urach", so Rebmann. "Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teilweise über Jahrzehnte sich hier mit sehr viel Engagement um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis einfach auch verdient gemacht haben. Damit ist eine wichtige Infrastruktureinrichtung in unserer Stadt einfach weggebrochen."
Ein weiterer Schock für Bad Urach war der Brand im Dezember in der Altstadt. Dort hatte ein technischer Defekt an einem Stromverteiler ein Feuer in einem Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses ausgelöst. Zwar wurde niemand verletzt, doch die Bewohner verloren ihr Hab und Gut. Die Stadt Bad Urach brachte sie in städtischen Räumlichkeiten unter und rief zu Spenden auf.
Beim Blick nach vorn auf das kommende Jahr stehen vor allem die Vorbereitungen für die Gartenschau 2027 im Fokus. "Wir sind mittendrin in den Planungen", so Rebmann "Dieses Jahr haben wir auch in der Entwurfsplanung zusammen mit dem beauftragten Büro Planorama große Schritte gemacht. Im Frühjahr des kommenden Jahres steht dann der endgültige Baubeschluss an, welche Maßnahmen denn insgesamt dann gebaut werden."
Darüber wird dann der Gemeinderat im späten Frühjahr entscheiden. Ende des Jahres sollen dann die ersten Rodungen beginnen.
Eng im Zusammenhang mit der Gartenschau stehen auch die beiden Kreuzungen der B 28 am Hochhaus und an der Zufahrt zum Wasserfall. Beide Kreuzungen sollen verändert werden, so dass die Richtung Münsingen/Ulm zur Hauptfahrtrichtung wird. Der Stadteingang soll dadurch komplett verändert werden. Doch es läuft nicht so, wie es sollte. Man hinkt dem Zeitplan hinterher. Ob beide Kreuzungen bis zur Gartenschau fertig werden, ist fraglich.
"Auf jeden Fall die Wasserfallkreuzung. Und das haben wir dann auch rechtzeitig dieses Jahr gesagt, dass die Kreuzung am Hochhaus, wenn wir uns wirklich absolut etwas unsicher ist oder wenn wenn wir uns nicht sicher sind, dass man diese Kreuzung bis zur Gartenschaubeginn fertiggestellt bekommen, dann werden wir sie auch nicht beginnen", so Rebmann. Denn die Stadtverwaltung will während der Gartenschau keine Baustelle.
Auf Bad Urach kommt jetzt ein schäferlauffreies Jahr zu, und das heißt wieder: Es gibt ein Stadtfest. Der Haupttag wird der Samstag sein, und den Freitag wird es nicht mehr geben. Im Herbst wählt die Kurstadt dann ihren Bürgermeister. Und Amtsinhaber Elmar Rebmann wird wieder antreten: "Ich habe mich entschieden, nochmals anzutreten, mich wirklich noch einmal auch aufstellen zu lassen", so Rebmann.
Elmar Rebmann wird sich dann für seine dritte Amtszeit bewerben, und auch der Bad Uracher Gemeinderat wird neu zusammengesetzt werden. Es wird also ein spannendes Jahr für die Kurstadt – auch ohne Schäferlauf.
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