Wolfgang Schäuble gilt als einer der Architekten der Deutschen Wiedervereinigung. Er verhandelte den Einigungsvertrag und unterzeichnete ihn im August 1990. Damals war er Bundesinnenminister im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl. Über Parteigrenzen hinweg wird sein Einsatz für Deutschland und Europa gewürdigt. Er war Bundesinnenminister, Bundesfinanzminister und Bundestagspräsident. 1972 war Schäuble erstmals in den Bundestag eingezogen, verteidigte sein Direktmandat im Wahlkreis Offenburg (Ortenaukreis) seitdem durchgehend. Er war der dienstälteste Abgeordnete im Bundestag. 1990 verübte ein geistig verwirrter Mann ein Attentat auf Schäuble, seitdem saß er im Rollstuhl. Als die CDU-Spendenaffäre für Turbulenzen sorgte, trat Schäuble 2000 als CDU-Chef zurück, auf ihn folgte Angela Merkel, deren Kabinett er später ebenfalls angehörte.
Der CDU-Politiker sei am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren zu Hause im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Familie mit.
"Wolfgang Schäuble hat unser Land mehr als ein halbes Jahrhundert geprägt: als Abgeordneter, Minister und Bundestagspräsident", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf X, vormals Twitter. "Mit ihm verliert Deutschland einen scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten."
CDU-Chef Friedrich Merz erklärte, dass ihn die Todesnachricht mit großer Trauer erfülle. "Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte", betonte Merz ebenfalls bei X. "Meine Gedanken sind bei seiner Familie, insbesondere seiner Frau Ingeborg." Mit Schäuble verliere man "einen herausragenden Parlamentarier, der seinen Wahlkreis Offenburg mehr als 51 Jahre im Deutschen Bundestag vertreten hat", schreibt Merz.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Schäuble als "Glücksfall für die deutsche Geschichte". Mit ihm habe man "einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat". Das schrieb Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Ingeborg Schäuble.
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Wolfgang Schäuble als überragende Persönlichkeit und Vorbild. „Ich trauere um einen Politiker, der unser Land in vielfältiger Weise geprägt hat". „Als junge Ministerin war Wolfgang Schäuble mir politischer Lehrmeister", schrieb Merkel, die in den 1990er Jahren mit Schäuble dem Kabinett von Helmut Kohl angehörte.
Nach Auffassung von Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) verliert Deutschland "einen großen Parlamentarier und eine starke Persönlichkeit". Wolfgang Schäuble sei Opfer eines brutalen Attentats geworden "Es verdient allergrößten Respekt, dass er auch nach diesem einschneidenden Erlebnis all seine Kraft in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland gestellt hat", so Schwesig. Sie habe Wolfgang Schäuble sehr geschätzt: "Wir haben im Bundeskabinett respektvoll und konstruktiv zum Wohle der Menschen zusammengearbeitet. Dabei habe ich seine enorme Erfahrung und Sachkenntnis und auch seine Bereitschaft zu Kompromissen kennengelernt."
In Schäubles Heimat Baden-Württemberg hat unter anderem Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, CDU-Kreisvorsitzende des Zollernalbkreises, Wolfgang Schäuble als politisches Urgestein und als ein Vorbild für Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit in der Politik gewürdigt.
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