Feierlich durchtrennte die Leitung der Universitäts-Frauenklinik Tübingen das Band um ihren neuen Exorobot. Das Gerät wird die Ärzte bei komplexen Operationen unterstützen, also solchen, die länger als zwei Stunden dauern. Denn obwohl die Operationsinstrumente immer weiterentwickelt werden, fehlte bisher noch eine direkte Unterstützung der Chirurgen, die oft acht bis zehn Stunden lang operieren.
"Und Sie können sich vorstellen, innerhalb dieser acht bis zehn Stunden werden sie müde, sie bewegen sich viel, sie haben eine schwierige Haltung. Und das [der Exorobot] ist ein Instrument, was uns hilft, innerhalb dieser acht Stunden zu jeder Stunde exakt und präzise arbeiten zu können," erklärt die Ärztliche Direktorin der Universitäts-Frauenklinik, Professor Sara Brucker.
Viele Chirurgen nehmen aufgrund der körperlichen Belastung Schmerzmittel. Laut Hellstern medical sind es 40 Prozent aller operierenden Ärzte. Chirurgen des UKT kamen mit diesem Problem auf Sabrina Hellstern zu, die sich entschloss, eine Hilfe für sie zu entwickeln. Dafür gründete sie mit Claudia Sodha das Tübinger Start-Up Hellstern medical und entwickelte mit ihrem Team in nur 15 Monaten das weltweit erste sensorgesteuerte Exoskelett für den Operationssaal. Die Ärzte waren dabei direkt in die Entwicklung eingebunden, sagt Sabrina Hellstern, Gründerin und Geschäftsführerin von Hellstern medical GmbH.
"Wir haben mit jedem Entwicklungsschritt operiert, das Feedback der Ärzte eingeholt, die uns genau gesagt haben: Das funktioniert, das funktioniert nicht. Das Spannende bei diesem Produkt war, dass ja keiner wusste, wie wird so ein Produkt jemals aussehen, wie muss es denn konstruiert sein, entwickelt werden, damit es dann wirklich eine Entlastung bietet," so Hellstern.
Das Ergebnis befindet sich nun in Hand der Frauenklinik. Der stellvertretende Ärztliche Direktor, Prof. Bernhard Krämer, wechselte gleich einmal in OP-Kleidung und führte die Funktionen des Exorobots "noac" vor. Der Tragegurt wird angelegt und dann im Gestell festgemacht. Dort setzt sich der Chirurg auf einen Sattel und verringert damit das Gewicht auf seinen Beinen. Das Exoskelett kann jeweils individuell an den Bediener angepasst werden. Will der Operateur sich nach vorn oder zur Seite neigen, betätigt er mit dem Fuß einen Schalter, um seine Position zu ändern. In der Endposition wird er von dem Gestell festgehalten. Und so schwer das Gerät auch aussieht, so beweglich ist es doch; es kann auf seinen Rollen bei Bedarf einfach näher an den Operationstisch gefahren werden.
Jetzt, wo das Gerät dauerhaft genutzt werden kann, wollen die Verantwortlichen eine Studie entwickeln und beobachten, wie sehr "noac" das Wohlbefinden der Chirurgen tatsächlich steigert.
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