Knapp 36.000 Quadratkilometer Fläche hat Baden-Württemberg, davon mehr als 80 Prozent Freiflächen, also Landwirtschaft und Wald. Damit das so bleibt und nicht zunehmend mehr Fläche versiegelt wird, gibt es das Nettonull-Prinzip. Das heißt, es wird nur so viel Fläche verbraucht wie andernorts renaturiert wird.
Aber wie passt das mit anderen Zielen zusammen wie Neuansiedlung von Gewerbe, Neubau von Wohnungen und der Ausbau erneuerbarer Energien? Dazu Landesbauministerin Razavi: "Ganz ohne neue Flächen wird es nicht gehen, wir haben uns die Nettonull auf die Fahnen geschrieben als Ziel, und ich halte das Ziel auch für absolut richtig, aber klar ist auch, dass in einem wirtschaftsstarken Land wie Baden-Württemberg auch Gewerbe in seiner Transformation, in seiner Entwicklung Platz im besten Sinne braucht."
Und deshalb, so Razavi im Wirtschaftsgespräch bei der IHK Reutlingen, müsse man Flächenverbrauch umdenken. Das heißt mitunter auch: kreativer werden und dreidimensional denken. Die Sichtweise ändern bei der Frage: Was ist überhaupt eine Fläche?
Razavi: "Ist es nur die Brachfläche oder sind es beispielsweise auch Leerstände in Wohngebäuden, Leerstände in Gewerbegebäuden, ist es die Fläche, die wir auf einem einstöckigen Supermarkt haben und noch nutzen können, für Arbeit und Wohnen?"
A propos Wohnen: Razavis Ministerium hat auch die Aufgabe, für mehr bezahlbaren und auch ansprechenden Wohnraum zu sorgen. Das erweist sich gerade aber als schwierig. Gestiegene Zinsen, höhere Baupreise, Fachkräftemangel – da sind dicke Bretter zu bohren. "Und vor allem müssen wir sehr schnell darüber nachdenken und Entscheidungen treffen, dass wir vor allem die Anforderungen ans Bauen herabsetzen, dass wir Bürokratie abbauen, dass wir schneller werden", sagte Razavi.
In diesem Zusammenhang hält Razavi auch das neue Heizungsgesetz für problematisch. Die Diskussionen der vergangenen Wochen und Monate hätten die Bürger stark verunsichert – vor allem, wenn es um die Sanierung des Bestands geht. Mit Vorschriften und hohen Anforderungen nehme man die Menschen nicht mit.
"Wichtig ist aber, dass wir vor allem auch beim Neubau, die Anforderungen nicht zu hoch stellen, und da vermisse ich eine Korrektur, dass man wegkommt von EH 40 hin zu einer Gesamtbetrachtung, Treibhausgasbetrachtung der Gebäude, die sowohl beim Neubau, als auch bei der Sanierung manches für die Menschen einfacher und vor allem auch günstiger machen würde", so Razavi. Also, entscheidend solle nicht sein, welche Heizung in einem Gebäude installiert sei, sondern wie die CO2-Bilanz des Gebäudes insgesamt aussieht.
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