Ausstellung "Der fotografierte Krieg" | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Der fotografierte Krieg

Stand: 15.11.14 17:10 Uhr

Vor 100 Jahren ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Im Tübinger Stadtmuseum hat seit gestern die Ausstellung "Der fotografierte Krieg" ihre Türen geöffnet. Im Fokus steht dabei weniger der chronologische Ablauf der Ereignisse. Vielmehr geht es dabei um die Fotos an sich und um das, was es vermitteln soll - mit anderen Worten: um den schmalen Grat zwischen Wahrheit und Propaganda . Dabei stellen sich dem Betrachter durchaus auch ganz aktuelle die Fragen: wie es denn heutzutage bestellt ist, mit den subtil vermittelten Botschaften der Kriegsberichtserstattung.

Für die Menschen heute sind sie Sinnbilder von Leid und Elend: Zerstörte Häuser, vom Krieg entstellte Natur, Tote und Verwundete. Fremd und doch präsent erscheint uns die Bilderlandschaft des Ersten Weltkriegs. Oft waren es  ganz normale Soldaten, die ihre Eindrücke so festhielten und  nachhause vermitteln wollten.  "Wir erählen nicht die Geschichte des Ersten Weltkriegs vom Anfang bis zum Ende, sondern wir zeigen, wie die Menschen damals den Krieg fotografiert haben", sagt Wiebke Ratzeburg, die Leiterin des Tübinger Stadtmuseums.

Ein Bild wurde aus dem Schützengraben heraus fotografiert. Es zeigt einen Soldaten, der hochlugt und extreme Zerstörung. Die Landschaft hat sich in eine Mondlandschaft verwandelt. 

Tübinger Bürger waren aufgerufen, eigene Fotos herzubringen. Viele der Bilder zeigen Bombentrichter. Die Erfahrung völliger Verwüstung und Zerstörung sei offensichtlich erschütternd gewesen. Ein anderes häufiges Motiv: Soldaten, die sich sich selbst und ihre Kameraden fotografierten. Der Krieg hat hier eine alltägliche und ganz individuelle Seite. Es gibt  Gruppenbilder und Portraits. Auf vielen Feldpostkarten finden sich romantische Grußworte an die Geliebte. Die subjektive Wahrnehmung der Ereignisse bietet  keinen roten Faden. Oft mangele es den Soldaten dafür letztlich auch einfach am Überblick.

Fotos vom Krieg bestimmen auch heute wieder die Medien, doch da solle man misstrauisch bleiben, sagt Ratzeburg. Man könne nicht sagen, das sei das ganze Bild. Die Menschen erlebten es vielleicht noch ganz anders. "Kein Kriegsfoto sagt die Wahrheit, sondern es ist immer der Blick des einzelnen."

Ganz in diesem Sinn blendet die Ausstellung auch die regionalen Ereignisse in Tübingen nicht aus, sondern integriert sie. So friedlich, wie man denkt , ist der Erste Weltkrieg an Tübingen nämlich nicht vorbei gegangen.  Drei Fliegerangriffe gab es auf Tübingen. Dabei wurden auch Häuser zerstört. "Das hat die Menschen sehr erschüttert", berichtet Wiebke Ratzeburg. "Weil sie eben nicht damit gerechnet haben, dass aus den Flugzeugen, die da jetzt kommen, Bomben geworfen werden." Es gibt auch Augenzeugenberichte darüber, die überliefert wurden. Sie berichten, welche Häuser zerstört wurden und auch, wie Menschen dabei getötet wurden.
 
Die Ausstellung im Stadtmuseum ist noch bis zum 1. März 2015 zu sehen.

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