Rathaus TÜ | Bildquelle: RTF.1

Boris Palmer:

Einmonatige Auszeit im Juni - Was sagen die Tübinger Bürger dazu?

Stand: 03.05.23 16:18 Uhr

Am späten Dienstagnachmittag verkündete die Stadt Tübingen, dass Oberbürgermeister Boris Palmer seine Auszeit konkretisiert habe. So wird er das Amt als Tübinger Oberbürgermeister im Monat Juni ruhen lassen, um in dieser Zeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Derzeit ist Palmer aufgrund eines Atemweginfekts krankgemeldet, sobald die Symptome abklingen wird er bis zu der geplanten Auszeit seinen Amtsgeschäften weiter nachgehen. Während Palmers Auszeit übernehmen der Erste Bürgermeister Cord Soehlke und Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch die Amtsgeschäfte. Was die Tübinger Bürger von Palmers Auszeit und seinem Austritt bei den Grünen halten, haben wir in einer Umfrage herausgefunden.


Erst im Oktober wurde Boris Palmer im ersten Wahlgang mehrheitlich wieder zum Oberbürgermeister von Tübingen gewählt. Doch was sagen die Tübinger Bürger jetzt zu einem OB, der sich eine Auszeit nehmen will?

Ein Mann erklärt: „Er hat das Recht, sich eine Auszeit zu nehmen und das ist von meiner Seite aus völlig akzeptabel."

Ein anderer betont: „Ich finde, der Herr Palmer, sagt ja Dinge, die sehr prägnant sind und bringt ja auch Argumente, warum man so prägnante Dinge sagen darf, da stimme ich ihm prinzipiell zu. Aber er sagt das in einem Umfeld, für manche Leute ist das einfach inakzeptabel. Als Politiker kann ich nicht nur sagen, was ich für ganz genau richtig halte, sondern muss das auch in mein gesellschaftliches Umfeld einbetten. Also mir auch eine gewisse Beschränkung auferlegen. Und vielleicht braucht er die Auszeit, um sich darüber klar zu werden."

Ein Bürgerin hofft, dass er mit der Auszeit nicht das Bürgermeisteramt meine, denn da mache er einen guten Job für Tübingen.

„Ich glaube, dass das überfällig war. Dass das sein musste. Es hat schon genug Eklats vorher gegeben, bei denen er auch durchaus die Konsequenz hätte ziehen können. Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung, das muss man auch sagen. Und ich finde es auch sehr sinnvoll und mutig auch von ihm, dass er jetzt, zumindest angekündigt hat, sich dafür auch Hilfe zu organisieren, weil er gemerkt hat, dass es sein persönliches Problem ist, was er biografisch mit sich herumschleppt", erklärt ein weiterer Tübinger Bürger.

In der Vergangenheit sorgte Palmer regelmäßig für Negativ-Schlagzeilen. Kritik gab es erst vor wenigen Wochen in seinem Umgang mit dem Tod eines Gambiers im Botanischen Garten. Für die Tübinger SPD-Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke war das ein Grund, nicht zum Neujahrsempfang der Stadt zu kommen, der erst jetzt im April stattgefunden hatte. „ Aus unserer Sicht brauchte es auch Symbole und Zeichen, dass es so nicht weitergeht", erklärte Kliche-Behnke. Den Schritt, sich eine Auszeit zu nehmen, begrüßt die Landtagsabgeordnete der SPD."Ich kenne OB Boris Palmer schon seit über 20 Jahren und da gibt es eine Ebene, die sagt, ich habe Respekt davor, dass er jetzt für sich auch erkennt, dass er Fehler gemacht hat und sich auch professionelle Hilfe holt und dafür wünsche ich ihm persönlich alles gute."

Palmers langjähriger Wegbegleiter und Anwalt Rezzo Schlauch kündigte ihm nach dem Eklat in Frankfurt die Loyalität. Andere halten aber auch weiterhin zu ihm.

„Ich glaube die Kritik ist berechtigt, aber ich würde ihm niemals die Freundschaft entziehen oder ihn abstempeln. Mein Vertrauen besitzt er nach wie vor", betont Lisa Federle, die auch Palmers Hausärztin ist.

Zu Palmers Austritt bei den Grünen hatten einige Befragte keine Meinung, die meisten fanden den Entschluss folgerichtig. Manche würden sich einen anderen Rücktritt wünschen. So erklärt ein Mann, dass ihm der Rücktritt als OB lieber wäre. Jemand der so eine kurze Lunte wie Boris Palmer hätte, zudem das Ego und das Provozierende, sei für die Stadt Tübingen als Repräsentant nicht akzeptabel.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bedauerte Palmers Parteiaustritt und betonte, dass die Partei einen klugen Kopf verliere.

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